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# taz.de -- Ausgangssperre in Südsudan nach Unruhen: Der Krieg in Sudan erreic…
> Südsudan hängt ökonomisch von Sudans Regierung ab, insbesondere im
> Ölsektor. Aber es hat sich politisch mit der aufständischen RSF-Miliz
> verbündet.
Bild: Neuankömmlinge aus Sudan erreichen Südsudan: Transport vom Grenzposten …
Berlin taz | Seit der Nacht zu Samstag gilt in Südsudan eine landesweite
nächtliche Ausgangssperre. Polizeichef Abraham Manyuat begründete dies mit
verbreiteten Gewaltakten. In der Hauptstadt Juba und in anderen Städten
waren seit Donnerstag bewaffnete Jugendliche auf Sudanesen losgegangen und
hatten auch Händler ausgeplündert.
Nach amtlichen Angaben vom Samstag gab es landesweit 12 Tote, 9 davon in
der Stadt Aweil. In Juba seien 13 Plünderer durch Polizeischüsse verletzt
worden, Hunderte Sudanesen flohen in Polizeiquartiere.
Zuvor war bekannt geworden, dass 29 Südsudanesen in der sudanesischen Stadt
Wad Madani ermordet worden waren. Wad Madani am Nil, südlich von Sudans
Hauptstadt Khartum, Hauptstadt der Agrarprovinz Gezira, war im Dezember
2023 von der aufständischen Miliz RSF (Rapid Support Forces) [1][erobert]
worden und wurde am 10. Januar 2025 von Sudans Armee [2][zurückerobert].
Nach der Rückeroberung gab es verbreitete Übergriffe gegen afrikanische
Ausländer in der Stadt, denen man unterstellte, RSF-Söldner zu sein.
Südsudans Präsident Salva Kiir [3][sprach am Freitag] von „unmenschlichen
barbarischen Tötungen unschuldiger südsudanesischer Zivilisten, mutmaßlich
durch die sudanesischen Streitkräfte“. Dies hole „schwierige, traurige und
emotionale Erinnerungen zurück“.
## Südsudan erkämpfte sich einst die Freiheit von Sudan
Damit spielte er auf Südsudans leidvolle Geschichte an. Das
schwarzafrikanische Südsudan spaltete sich 2011 vom mehrheitlich
arabischen Sudan ab. Die Unabhängigkeit hatte die Rebellenbewegung SPLA
(Sudanesische Volksbefreiungsarmee) in einem jahrzehntelangen
Befreiungskrieg erkämpft. Südsudans heutiger Präsident Salva Kiir war einst
SPLA-Guerillaführer.
Nach Südsudans Unabhängigkeit wurden Hunderttausende Südsudanesen aus Sudan
verjagt. Als das unabhängige Südsudan 2013 im Bürgerkrieg versank, weil
sich Präsident Salva Kiir mit seinem Vizepräsidenten Riek Machar
zerstritten hatte, flohen viele wieder zurück nach Sudan.
Südsudans Bürgerkrieg ist nun [4][halbwegs beendet], aber 2023 versank
Sudan seinerseits im Bürgerkrieg zwischen Präsident Abdel Fattah al-Burhan,
der die Armee führt, und Vizepräsident Mohamed Hamdan Daglo, der die
paramilitärische RSF-Miliz führt. Sudans Krieg hat Hunderttausende Tote und
über 10 Millionen Vertriebene produziert, und nun [5][fliehen Menschen
wieder nach Süden].
## Am Tropf der Ölpipeline nach Port Sudan
Der Krieg in Sudan hat Südsudan in eine schwere Krise gestürzt. 90 Prozent
der Staatseinnahmen kommen aus Südsudans Ölexport, der über zwei Pipelines
durch Sudan nach Port Sudan am Roten Meer läuft.
Eine Pipeline wurde im Februar 2024 bei Kämpfen beschädigt und eine
Pumpstation nahe Khartum von der RSF eingenommen, woraufhin Sudans
Regierung Force majeure erklärte und die Durchleitung von Südsudans Öl
suspendierte. Das erzwang die Stilllegung der Ölfelder Südsudans.
Erst am 4. Januar 2025 hob Sudans Regierung die Force majeure wieder auf,
seit knapp zwei Wochen [6][fließt wieder Öl] – aber nur 90.000 Barrel
täglich statt 140.000 wie vor dem Krieg. Zwischenzeitlich ist mangels
Devisen Südsudans Landeswährung abgestürzt und die Bevölkerung verarmt,
während zugleich über 800.000 Flüchtlinge aus Sudan ins Land kamen.
Im September 2024 wurden fällige Wahlen von Ende 2024 auf Ende 2026
verschoben und die UNO konstatierte im Oktober, der Friedensprozess stehe
vor dem Zusammenbruch.
## Bündnisse mit der RSF und den Arabischen Emiraten
Von Sudans Regierung fallengelassen, schloss Südsudans Regierung im
November 2024 mit der RSF einen Deal, wonach die Miliz die Pipeline
schützen soll. Es war wohl kein Zufall, dass kurz darauf Sudans Armee mit
ihrer Offensive gegen die RSF am Nil begann und dabei eben auch Wad Madani
zurückeroberte.
Die dortige Bevölkerung begrüßte die Rückkehr der Armee und es wurden
Massaker durch die RSF bekannt. Die Wut vieler Sudanesen auf die RSF
richtete sich folglich auch auf Südsudan.
Das Bündnis zwischen Südsudan und RSF hat auch ökonomische Gründe. Laut
UN-Ermittlungen vereinbarte Südsudan Ende 2023 beim Weltklimagipfel in
Dubai mit einer Firma aus den Vereinigten Arabischen Emiraten einen
12-Milliarden-Dollar-Kredit über zwanzig Jahre, rückzahlbar in Öl. Die
Emirate gelten als Hauptwaffenlieferant der RSF.
Sudans Regierung hat damit ein offensichtliches Interesse daran, Südsudan
zu destabilisieren. Im Rahmen der Kämpfe in Sudans grenznahen Nilprovinzen
haben die Flüchtlingsströme nach Südsudan bereits massiv zugenommen. Und
Gewalt in den Flüchtlingslagern auch, da erst Regierungssoldaten und dann
RSF-Milizionäre auf der Flucht Südsudan erreicht haben sollen.
Derweil dauern schwere Kämpfe außerhalb von Wad Madani an.
19 Jan 2025
## LINKS
[1] /Grossstadt-am-Nil-erobert/!5975772
[2] /Es-rumort-im-Sahel/!6061633
[3] https://x.com/SouthSudanGov/status/1880287580987748789
[4] /Lage-im-Suedsudan/!5545499
[5] /Krieg-in-Sudan/!5927455
[6] https://www.upstreamonline.com/production/force-majeure-lifted-south-sudan-…
## AUTOREN
Dominic Johnson
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