Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Südsudan am Rande eines neuen Krieges: Vizepräsident verhaftet, U…
> Südsudans Armee verhaftet die Nummer zwei der Regierung, Vizepräsident
> Riek Machar. Er ist mit Präsident Salva Kiir zerstritten – wieder einmal.
Bild: Ein Geländewagen der Mission Unmiss der Vereinten Nationen ist auf den S…
Kampala taz | Der Machtkampf in Südsudan spitzt sich dramatisch zu. Mehr
als 20 Militärfahrzeuge mit schwerbewaffneten Soldaten seien am
Mittwochabend in der Hauptstadt Juba vor der Villa von [1][Vizepräsident
Riek Machar] vorgefahren sein, um ihn zu verhaften, so Oppositionssprecher
Pal Mai Deng in einer Videobotschaft. Machar würde „von der Regierung
festgehalten“ und sein Leben sei „in Gefahr“, warnte Deng: „Seine
Leibwächter wurden entwaffnet und gegen ihn wurde ein Haftbefehl mit
unklaren Anklagen erlassen.“
Mehrfach hat der direkte Machtkampf zwischen [2][Präsident Salva Kiir] von
der Volksgruppe der Dinka und dessen Vize und Rivalen Riek Machar von der
Volksgruppe der Nuer Südsudan in einen blutigen Bürgerkrieg mit ethnischen
Massakern geführt. Im Jahr 2013 startete der letzte Krieg [3][mit fast
denselben Schritten]: Kiir beschuldigte Machar, einen Putsch zu planen, und
setzte ihn in seiner Villa unter Hausarrest; es begannen Kämpfe zwischen
internen Fraktionen der Armee, die sich je nach ihrer ethnischen
Zugehörigkeit Kiir oder Machar anschlossen.
[4][In diesem Krieg] verloren über 400.000 Menschen ihr Leben, über vier
Millionen Menschen wurden vertrieben, ein Drittel der Bevölkerung des
Landes, das erst 2011 überhaupt unabhängig wurde. Nach langen zähen
Verhandlungen unterzeichneten Kiir und Machar einen Friedensvertrag und
formierten 2020 [5][eine gemeinsame Übergangsregierung], in welcher Machar
erneut Vizepräsident wurde. Eigentlich waren für Dezember 2024 Wahlen
angedacht, so sah es der Friedensvertrag vor. Doch aufgrund fehlender
finanzieller Mittel hat Kiir die Wahlen [6][mehrfach verschoben], zuletzt
auf Dezember 2026. Die Opposition, allen voran Machar, wirft dem
73-jährigen Präsidenten vor, er wolle mit allen Mitteln an der Macht
bleiben.
Kiirs Sicherheitsapparat ließ in den vergangenen Wochen Dutzende von
Machar-loyalen Ministern, Generälen und Geheimdienstoffizieren verhaften.
Dies führte zu gewaltsamen Auseinandersetzungen in verschiedenen
Landesteilen. Rund um die Stadt Nasir im Bundesstaat Upper Nile im
Nordosten des Landes nahe der Grenze zu Sudan kam es zu Kämpfen zwischen
der Nuer-Miliz „Weiße Armee“, die Machar nahesteht, und Kiirs Truppen.
Dabei wurden mehrere Offiziere getötet und ein UN-Hubschrauber
abgeschossen, der Verletzte bergen wollte.
## Opposition fordert internationales Eingreifen
In den vergangenen Tagen kam es auch rund um die Hauptstadt Juba zu
Gefechten. Machars Partei zufolge wurden seit Montag ein Militärstützpunkt
und zwei militärische Ausbildungszentren nahe Juba von Regierungstruppen
angegriffen. Ein Sprecher von Machars militärischem Flügel, der
Sudanesischen Volksbefreiungsarmee in der Opposition (SPLA-IO), sprach am
Mittwoch von „Terrorismus“ und forderte die internationale Gemeinschaft zum
Handeln auf.
Gemeint sind damit die Vereinten Nationen, die seit Südsudans
Unabhängigkeit 2011 mit der 14.000 Mann starken [7][Blauhelmmission Unmiss]
präsent sind. Die Blauhelme stehen jetzt in Alarmbereitschaft. „Heute Abend
stehen die Führer des Landes am Rande eines Rückfalls in einen umfassenden
Konflikt“, sagte Unmiss-Chef Nicholas Haysom am Mittwochabend. Er rief alle
Parteien dazu auf, „Zurückhaltung zu üben und das erneuerte
Friedensabkommen einzuhalten“.
Aus Furcht vor einem erneuten Bürgerkrieg wurden die deutsche und
norwegische Botschaft bereits geschlossen. Großbritannien und die USA
erklärten, sie würden ihre Personalstärke auf ein Minimum reduzieren und
ihre Staatsbürger zur Ausreise auffordern.
Ein neuer Krieg könnte auch [8][das südliche Nachbarland Uganda] auf den
Plan rufen, das in der Vergangenheit fast eine Million [9][Flüchtlinge aus
Südsudan] aufgenommen hat. Präsident Kiir hat Ugandas Präsident Yoweri
Museveni um Militärhilfe gebeten, wie bereits 2013. Vergangene Woche wurden
aus Uganda mehrere tausend Soldaten nach Juba entsandt. Ugandas Parlament
bestätigt, dass die Kosten von Südsudans Regierung übernommen werden.
27 Mar 2025
## LINKS
[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Riek_Machar
[2] https://en.wikipedia.org/wiki/Salva_Kiir_Mayardit
[3] /Machtkampf-im-Suedsudan/!5052559
[4] /Debatte-UN-im-Suedsudan/!5050942
[5] /Regierungsbildung-im-Suedsudan/!5665587
[6] /Uebergangsstadium-wird-verlaengert/!6037370
[7] https://unmiss.unmissions.org/
[8] /Besuch-von-Sudans-Praesident-in-Uganda/!5459526
[9] /Fluechtlingspolitik-und-Finanzierung/!5419022
## AUTOREN
Simone Schlindwein
## TAGS
Südsudan
Salva Kiir
Riek Machar
Schwerpunkt USA unter Trump
Uganda
Schwerpunkt Krieg in Sudan
Südsudan
## ARTIKEL ZUM THEMA
US-Migrationspolitik: USA widerrufen alle Visa für südsudanesische Staatsbür…
Die USA fühlt sich laut US-Außenminister Rubio von der Übergangsregierung
in Südsudan „ausgenutzt“. Nun wird die Visa-Vergabe ausgesetzt.
Machtkampf im Südsudan: Uganda schickt wieder Truppen in den Südsudan
Uganda räumt nach anfänglichem Leugnen doch ein, Truppen nach Südsudan
entsendet zu haben. Die dortige Übergangsregierung steckt in einer
Machtkrise.
Ausgangssperre in Südsudan nach Unruhen: Der Krieg in Sudan erreicht Südsudan
Südsudan hängt ökonomisch von Sudans Regierung ab, insbesondere im
Ölsektor. Aber es hat sich politisch mit der aufständischen RSF-Miliz
verbündet.
Unabhängigkeitstag im Südsudan: Die Elite lebt in Saus und Braus
Drei Jahre nach der Unabhängigkeit genießen führende Politiker das
Nachtleben in Juba. Die Elite des Landes ist gespalten. Es geht auch um
Öleinnahmen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.