# taz.de -- USA sprechen von Völkermord in Sudan: Genozidvorwurf gegen den Anf… | |
> Angehörige der aufständischen RSF-Miliz in Sudan „haben Genozid | |
> begangen“, erklärt Antony Blinken. Die USA verhängen Sanktionen gegen | |
> RSF-nahe Firmen. | |
Bild: Eine für Papa, eine für Mama … Kleinkind mit Gewehrpatronen in Khartu… | |
Kampala taz | Erstmals deklariert die US-Regierung den Konflikt in Sudan | |
als „Völkermord“. In seiner [1][Presseerklärung] vom Dienstag spricht | |
US-Außenminister Anthony Blinken nicht nur von „Kriegsverbrechen“, die | |
beide Kriegsparteien Sudans begehen. Er wirft auch [2][der | |
paramilitärischen Miliz RSF (Rapid Support Forces)], die einen Großteil der | |
Region Darfur kontrolliert, „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ und | |
„ethnische Säuberungen“ vor und folgert: „Ich komme jetzt zum Schluss, d… | |
Angehörige der RSF und alliierter Milizen in Sudan Genozid begangen haben.“ | |
Sie „ermorden systematisch Männer und Jungen – sogar Kleinkinder – auf | |
ethnischer Basis und vergewaltigen gezielt Frauen und Mädchen bestimmter | |
ethnischer Gruppen und verüben andere Formen brutaler sexueller Gewalt“, | |
rechtfertigt der Außenminister die Einstufung. | |
Ausdrücklich betont Blinken allerdings, dass die neuen Sanktionen gegen die | |
RSF „keine Unterstützung oder Bevorzugung“ der regulären sudanesischen | |
Armee (SAF) darstellen. „Beide Kriegsparteien tragen die Verantwortung für | |
die Gewalt und das Leid in Sudan und verfügen nicht über die Legitimität, | |
ein zukünftiges friedliches Sudan zu regieren“, heißt es. | |
Erst im Dezember hatte [3][der UN-Menschenrechtsrat] von gezielten | |
Bombardierungen ziviler Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäusern, | |
Wohnvierteln und Märkten, von gewaltsamen Entführungen und systematischen | |
Plünderungen von Privathäusern in Darfur berichtet. Vergewaltigungen und | |
Zwangsarbeit seien an der Tagesordnung. | |
Vertreter*innen des humanitären UN-Koordinierungsbüros OCHA berichteten | |
am Montag [4][dem UN-Sicherheitsrat] in New York von einer | |
menschengemachten Hungerkatastrophe, die in fünf Vertriebenenlagern in | |
Sudan grassiert. Mittlerweile sind über elf Millionen Sudanesen im eigenen | |
Land vertrieben, über drei Millionen suchen in den umliegenden Ländern | |
Schutz. | |
Die für internationale Sanktionen zuständige Behörde im | |
US-Finanzministerium Ofac (Office of Foreign Assets Control) [5][erließ am | |
Dienstag entsprechend Sanktionen] gegen RSF-Anführer Mohammad Hamdan Daglo | |
Mousa, der unter seinem Kriegsnamen Hametti bekannt ist. Das bedeutet, dass | |
er nicht mehr in die USA einreisen darf und seine Konten und Anlagen in den | |
USA eingefroren werden. | |
## Seit 20 Jahren in Darfur aktiv | |
Hametti gilt seit Jahrzehnten als brutaler Kriegsherr. Er stammt selbst aus | |
Darfur. Zu Zeiten des Darfurkrieges vor 20 Jahren stieg er zum Anführer der | |
arabischen Reitermilizen Janjaweed (übersetzt: Teufel auf Pferden) auf, die | |
von seinem Onkel gegründet worden war. Diese Milizen wurden vom damaligen | |
Diktator Omar al-Bashir angeheuert, um die nichtarabischsprachige | |
Bevölkerung Darfurs unter Kontrolle zu bekommen, sie begingen grausame | |
Übergriffe auf Zivilisten. | |
Bereits damals stand die Frage im Raum, ob die Übergriffe als Völkermord | |
bezeichnet werden können. 2009 und 2010 erließ der Internationale | |
Strafgerichtshof (IStGH) gegen al-Bashir, der Sudan bis 2019 regiert hatte, | |
[6][Haftbefehl unter anderem wegen Völkermords] in Darfur. 2004 war | |
Blinkens Vorgänger Colin Powell der erste US-Minister gewesen, der den | |
Darfurkonflikt als Völkermord bezeichnete. Nun trifft es Bashirs damaligen | |
Verbündeten Hametti. | |
## Goldgeschäfte mit den Vereinigten Arabischen Emiraten | |
Neben Hametti sanktioniert die US-Finanzbehörde sieben Firmen, die mit der | |
RSF Geschäfte machen und in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) | |
registriert sind. Darunter sind einige im internationalen Goldhandel tätig, | |
andere verkaufen Waffen und Munition. | |
Die RSF kontrolliert im Süden und Westen Darfurs Goldminen. Deren Ausbeute | |
wird nach Dubai ausgeflogen und dort werden Waffen eingekauft. Die | |
Geschäftsführer der meisten der sieben Firmen sind bereits als | |
Einzelpersonen sanktioniert. Die VAE-Regierung verneinte in der | |
Vergangenheit vehement, der RSF Waffen zu liefern. | |
Noch dazu gelten die VAE als Verbündete der USA und Israel im Gazakrieg. | |
Die Übergriffe des israelischen Militärs in Gaza haben die USA bislang | |
nicht als Völkermord bezeichnet. Im Dezember wies Blinkens Vize Vedant | |
Patel alle Anschuldigungen zurück, Israel begehe einen Genozid an den | |
Palästinensern. Die Vorwürfe seien „unbegründet“, so Patel. | |
8 Jan 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.state.gov/genocide-determination-in-sudan-and-imposing-accounta… | |
[2] /Krieg-in-Darfur/!6026950 | |
[3] https://www.ohchr.org/en/hr-bodies/hrc/ffm-sudan/index | |
[4] https://news.un.org/en/story/2025/01/1158756 | |
[5] https://www.federalregister.gov/documents/2023/05/05/2023-09826/imposing-sa… | |
[6] https://www.hrw.org/news/2010/07/13/sudan-icc-warrant-al-bashir-genocide | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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