# taz.de -- Ausbau von Radwegen in Hamburg: Grüne haben Rad nicht neu erfunden | |
> Eine Zwischenbilanz zum Ausbau der Radwege in Hamburg zeigt: Erneut | |
> dürfte das rot-grüne Jahresziel von bis zu 80 Kilometern verfehlt werden. | |
Bild: Ein bisschen zu schmal, um als qualitativ hochwertiger Radweg zu gelten: … | |
Hamburg taz | Fahrradstadt Hamburg? Eine der zentralen Vorgaben, mit der | |
die proklamierte Verkehrswende untermauert werden soll, scheint der | |
rot-grüne Senat auch in diesem Jahr wieder zu verfehlen: 60 bis 80 | |
Kilometer Radweg will er [1][pro Jahr ausbauen oder sanieren,] doch aktuell | |
liegt die Zahl deutlich darunter. | |
Aus der Senatsantwort auf die Frage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten | |
Richard Seelmaecker geht hervor, dass sie Ende August bei 22 Kilometer lag, | |
die zuständige Verkehrsbehörde unter Anjes Tjarks (Grüne) spricht von | |
aktuell 26 Kilometern. | |
Während die CDU deshalb am liebsten den Ausbau des Radverkehrs abblasen | |
will, die Verkehrsbehörde wiederum darauf pocht, dass es sich bei der Zahl | |
nur um eine unseriöse Zwischenbilanz handelt, hält der Allgemeine Deutschen | |
Fahrrad-Club (ADFC) in Hamburg wenig von der Fokussierung auf die Ausbau- | |
und Sanierungszahlen. | |
Seit 2015 regieren SPD und Grüne in Hamburg zusammen – und seither gibt es | |
die anvisierte Kilometerzahl für neue und sanierte Radwege. Erst lag sie | |
noch bei 50 Kilometern pro Jahr. Mit der Fortsetzung der Koalition 2020 | |
wurde diese Zahl auf 60 bis 80 Kilometer erhöht. Angesichts der | |
Zwischenbilanz sieht die CDU das Jahresziel schon jetzt verfehlt; | |
Seelmaecker spricht deshalb von einem „Versagen“ des Verkehrssenators. | |
## Zielmarke fast nie erreicht | |
Tatsächlich spricht nicht viel dafür, dass der Senat sein selbst gestecktes | |
Ziel von mindestens 60 Kilometern 2024 erreicht. Schließlich gelang das | |
schon in den Vorjahren nicht: Zwischen 53 und 57 Kilometern waren es. | |
Nur einmal, 2020, wurde die Marke von 60 Kilometern überschritten, wohl | |
allerdings auch deshalb, weil in diesem ersten Pandemiejahr mit temporären | |
Pop-up-Bikelanes experimentiert wurde und diese in die Zählung aufgenommen | |
wurden. Auch in der vorhergehenden Legislatur zwischen 2015 und 2019 | |
übersprang Hamburg die damals anvisierte 50-Kilometer-Marke nie. | |
Die Verkehrsbehörde gibt sich dennoch gelassen: „Wir werden auch in diesem | |
Jahr wieder ein gutes Ausbau-Ergebnis erzielen und sind optimistisch, die | |
60 Kilometer neue Radwege in Hamburg zu schaffen“, sagt Sprecher Dennis | |
Krämer – schließlich liefen viele Bauprojekte gerade auf Hochtouren. | |
Auch seien mitunter große Abschnitte einer Baumaßnahme schon | |
fertiggestellt, tauchten aber in der Statistik erst auf, wenn die | |
Restarbeiten beendet sind. „Die Erfahrung zeigt, dass gerade im zweiten | |
Halbjahr die Umsetzung der meisten Projekte stattfindet“, sagt Krämer. | |
Die von der CDU angezettelte Debatte über die Kilometerzahlen hält wiederum | |
der ADFC in Hamburg zum einen für wenig hilfreich, da es der CDU nicht um | |
eine Verbesserung des Radverkehrs gehe. „Aber auch der Senat tut sich mit | |
seinen anvisierten Kilometerzahlen keinen Gefallen“, sagt Sprecher Dirk | |
Lau. Schließlich sei der Anteil der lediglich sanierten Radwege hoch, was | |
aber für das Gelingen der Verkehrswende wenig entscheidend sei. | |
„Viel sinnvoller ist es, mehr Aspekte in die Betrachtung einzubeziehen“, | |
sagt Lau. Dazu gehöre einerseits, auf die Qualität der gebauten Radwege zu | |
schauen, andererseits würden auch andere Maßnahmen wie die Einrichtung von | |
Tempo-30-Zonen dem Radverkehr massiv helfen. Auch die Verkehrsbehörde | |
betont angesichts der Zwischenbilanz, dass die [2][Qualität der Radwege] | |
zuletzt angehoben wurde, etwa durch die bauliche Trennung vom Fuß- und | |
Kfz-Verkehr. | |
## ADFC kritisiert „teils reaktionäre“ Bezirke | |
[3][Für den ADFC liegt das Problem] auch deshalb weniger bei der planenden, | |
grün geführten Verkehrsbehörde, sondern dort, wo es an die Umsetzung geht: | |
Bei der SPD-geführten Innenbehörde mit ihren untergeordneten | |
Straßenverkehrsbehörden sowie bei den Bezirken, in deren | |
Bezirksversammlungen der Widerstand gegen den Radwegausbau „teils | |
reaktionär“ verhindert werde. „Angesicht dessen kann man schon sagen: Es | |
tut sich was“, sagt Lau. | |
Der ADFC-Sprecher sieht Hamburg dennoch weit entfernt von der proklamierten | |
Fahrradstadt. „Im innerstädtischen Bereich tut sich momentan viel, aber | |
sobald man ein wenig weiter raus aus der Innenstadt schaut, sieht man seit | |
20 Jahren kaum eine Entwicklung“, sagt Lau. Das gelte besonders für die | |
Magistralen – Hamburgs autogerechte Verbindungen mit dem Umland –, an denen | |
die Radwege meist in einem katastrophalen Zustand sind. | |
Dabei seien die für den [4][täglichen Pendelverkehr] von größerer Bedeutung | |
für die Verkehrswende als kurze innerstädtische Fahrradstraßen. | |
4 Sep 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Radverkehr-in-Hamburg/!5834297 | |
[2] /Radfahrstreifen-zwischen-Autospuren/!5815349 | |
[3] https://hamburg.adfc.de/ | |
[4] /Autoverkehr-in-Hamburg/!6019959 | |
## AUTOREN | |
André Zuschlag | |
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