# taz.de -- Bürgerschaftswahl in Hamburg: SPD verspricht einfach allen alles | |
> Ein Konflikt zwischen Auto- und Radverkehr? Gibt es gar nicht, meint die | |
> SPD in ihrem Wahlprogramm – und verspricht, einfach alle glücklich zu | |
> machen. | |
Bild: Kaum Platz da: Räder und Autos eng an eng in Hamburg | |
Es klingt aber auch verlockend: Alle Widersprüche sind mit der Hamburger | |
SPD aufzulösen, mit ihr an der Macht gelinge es Hamburg gar, | |
„Gegensätzliches und Vielfältiges zu neuer Stärke“ zu vereinen. Und so | |
zieht sich dieser fromme Wunsch durchs gesamte, am Wochenende beschlossene | |
Wahlprogramm für die Bürgerschaftswahl im März – zeigt aber im Konkreten | |
doch nur, dass das kaum mehr als antiquierte Hoffnungen sind. | |
So glauben die Genoss:innen, dass die Verkehrswende ohne jeglichen Konflikt | |
vonstatten gehen kann, wenn nur die SPD sie organisiert. „Wir als SPD sehen | |
die einzelnen Verkehrsmittel nicht in Konkurrenz zueinander, sondern | |
vereinen diese zu einem sinnvollen Gesamtkonzept, von dem alle | |
profitieren“, versprechen sie. | |
Und weil die Grünen ja nur vom [1][Rad-, Bus- oder U-Bahn-Verkehr] reden, | |
will die SPD die Interessen der Hamburger Autofahrer:innen nicht | |
allein der CDU überlassen. Gleich einen ganzen „Masterplan Parken“ | |
verspricht sie für die Zeit nach der Wahl, der unter anderem aus einem | |
Moratorium für den Abbau von Parkplätzen bestehen soll – solange, bis der | |
Parkdruck durch wundersame Lösungen gelindert ist. | |
Aber der Platz für den Fuß- und Radverkehr soll natürlich auch weiter | |
ausgebaut, modernisiert und verbessert werden. | |
## Alte SPD-Hoffnungen zünden nicht | |
Es wäre natürlich hübsch, wenn immer alle alles bekämen, wovon sie gern | |
mehr hätten. Die einen eine große Parkplatzauswahl in dicht besiedelten | |
Stadtteilen; die Radfahrer:innen ihre sicheren Velorouten und die | |
Fußgänger:innen ihre breiten Fußwege. Nur ist der Verkehrsraum in einer | |
Stadt begrenzt – in einer immer dichter bebauten Großstadt wie Hamburg umso | |
mehr. Ach ja: Munter weiter viele neue Wohnhäuser bauen, das will die SPD | |
auch irgendwo in der Stadt noch – natürlich aber ohne weitere Grünflächen | |
zu versiegeln. | |
Genauso wie beim Wohnraum zeigt sich auch beim Verkehr, dass die alten | |
SPD-Hoffnungen nicht zünden: Mit dem Bau einer neuen U-Bahn-Linie und der | |
Planung für eine weitere unterirdische S-Bahnlinie versucht der | |
SPD-geführte Senat zwar noch mit viel Geld, dem Mobilitätskonflikt aus dem | |
Weg zu gehen. Doch weder hat Hamburg angesichts der selbst gesteckten | |
Klimaziele, die in zwei Jahrzehnten erreicht sein sollen, zusätzliche Zeit | |
für jahrzehntelange Planungen solcher Großprojekte. Noch dürften Milliarden | |
für weitere solcher Lösungen in den kommenden Jahren aufzutreiben sein. | |
Es wird kein Weg daran vorbeiführen, dass der Rad- und Fußverkehr mehr | |
Platz bekommen muss, wie auch der ÖPNV. Und das wird entweder [2][zulasten | |
von Autospuren] oder eben von Parkplätzen gehen. | |
Ein Wahlkampf lässt sich mit so hübschen Versprechen vielleicht noch | |
gewinnen. Zu behaupten, dass die Verkehrsmittel nicht in Konkurrenz | |
zueinanderstehen und dass sich Probleme dann mit „ruhiger Hand“, für die | |
sich die Hamburger SPD so rühmt, lösen ließen, ist aber geradezu absurd. | |
2 Dec 2024 | |
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[1] /Ausbau-von-Radwegen-in-Hamburg/!6031337 | |
[2] /Nachverdichtung-in-Hamburg/!6020953 | |
## AUTOREN | |
André Zuschlag | |
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