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# taz.de -- Attentat in der Ukraine: Iryna Farion ermordet
> Sie galt als glühende Nationalistin und war in ihrer Heimat hoch
> umstritten. Die Philologin und Politikerin Iryna Farion ist einem
> Anschlag zum Opfer gefallen.
Bild: Iryna Farion
Kyjiw taz | Die Ukraine wird von einem politischen Mord erschüttert. In der
Nacht zum Samstag erlag im westukrainischen Lwiw [1][die streitbare und
umstrittene Philologin, Philosophin und Politikerin Iryna Farion] ihren
Schussverletzungen, die ihr ein unbekannter Mörder am frühen Freitag Abend
am Kopf zugefügt hatte. Dies teilte der Chef der regionalen
Militärverwaltung von Lwiw, Maxim Kozitsky, mit.
„Es ist sehr bedauerlich, aber trotz aller Bemühungen konnten die Ärzte das
Leben von Iryna Farion nicht retten. Unser aufrichtiges Beileid geht an die
Familie, Freunde und Schüler von Iryna Dmitrievna.“, so Kozitsky.
Gegenüber ukrainischen Medien berichtet der Lwiwer Politiker Igo Zinkevich,
der ungefähr zwanzig- bis fünfundzwanzigjährige Schütze habe das Haus seit
mehreren Tagen beobachtet.
Präsident Selenskyj kündigte umfassende Ermittlungen und Strafverfolgungan.
Polizei und Inlandsgeheimdienst SBU würden gemeinsam an der Aufklärung
dieses schrecklichen Verbrechens arbeiten. Man werte bereits Aufzeichnungen
der Überwachungskameras aus, erklärte Innenminister Ihor Klymenko.
Erschwerend komme jedoch hinzu, dass diese wegen der häufigen Stromausfälle
nicht lückenlos seien. Klymenko schloss auch nicht aus, dass sich die
Auftraggeber des Mordes in Russland befänden.
In einer ersten Reaktion machte die nationalistische Partei Swoboda, in
deren Vorstand Farion seit 2005 saß, die russische Regierung für den Mord
verantwortlich. „Der Mord an Iryna Farion wurde auf Befehl Moskaus
begangen, unabhängig davon, welcher Bastard ihn direkt ausgeführt hat.“ so
Swoboda.
„Die Strafverfolgungsbehörden müssen den Täter dieses Verbrechens finden
und bestrafen. Die ukrainischen Behörden müssen den Auftraggeber –
Moskowien – offen benennen.“ Nun müsse man endlich alle Agenten Moskaus
vollständig neutralisieren, ihre Organisationsstrukturen verbieten, ihre
finanziellen und materiellen Kapazitäten zerstören, hieß es in der
Mitteilung von Swoboda weiter.
## Selbst mit dem Asow-Bataillon lag sie über Kreuz
Neben ihrer politischen und wissenschaftlichen Tätigkeit war Farion auch
als Fernsehjournalistin landesweit bekannt. Sie war Gründerin und Autorin
des TV-Projekts „Gene der Ukrainer“ (2019-2023) in dem Lwiwer Fernsehsender
NTA, war verantwortlich für die YouTube-Kanäle „ProtiAnglism“ (gegen
Anglizismen) und „PolitOglyad“ (Politische Beobachtungen), leitete
Online-Sprachkurse des Ukrainischen.
2015 wurde sie Doktorin mit ihrer Dissertation zum Thema „Der
gesellschaftliche Status der altukrainischen (russischen) Sprache im
XIV-XVII Jahrhundert“.
Von 2012 bis 2014 war sie für die Partei Swoboda Abgeordnete der Werchowna
Rada.
Nicht immer galt Farion als glühende Nationalistin. Zu Sowjetzeiten gehörte
sie vier Jahre dem Komsomol, dem Jugendverband der KPdSU an. In den 1980er
Jahren leitete sie einen Kreis für allgemeine Linguistik und
marxistisch-leninistische Ästhetik. 1988 und 1989 war sie Mitglied der
KPdSU.
„Ich glaube nicht, dass da Russland dahintersteckt“ kommentiert die
Verkäuferin Anastasia Grebnewa aus Saporischschja den Mord. „Die Frau hatte
in der Ukraine viele Feinde, auch unter Nationalisten. So hatte sie sich
unter anderem [2][mit dem Asow-Bataillon angelegt], weil dort in der Tat
viel Russisch gesprochen wird.“
Grebnewa kann ihr nicht verzeihen, dass Farion einen jungen Studenten auf
der Krim faktisch dem FSB ausgeliefert hatte. Dieser hatte ihr in einer
Mail für ihren Einsatz für die ukrainische Sprache gedankt. Und der Frau
war nichts besseres eingefallen, als diesen Brief online zu stellen. Wenige
Stunden später stand der russische Inlandsgeheimdienst FSB vor der Haustüre
des Studenten. Und der hatte sich dann im russischen Fernsehen für seine
„Tat“ entschuldigen müssen.
20 Jul 2024
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## AUTOREN
Bernhard Clasen
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