# taz.de -- Nordischer Western mit Mads Mikkelsen: Mann gegen Natur | |
> „King’s Land“ erzählt in imposanten Bildern von der Urbarmachung der | |
> dänischen Halbinsel Jütland. In der Hauptrolle ist Mads Mikkelsen. | |
Bild: Kahlen (Mads Mikkelsen) lässt sich bei der Kolonisierung nicht aus der R… | |
Um die wilde Heide zu bezwingen, bedarf es wohl der [1][Entschlossenheit | |
eines widerstandsfähigen Mannes]. Eines Mannes, der sich allen Widrigkeiten | |
zum Trotz an das Unterfangen wagt, das unwirtliche Land zu besiedeln. Wie | |
„King’s Land“ die auf einer historischen Vorlage fußende Geschichte eines | |
Landwirtes erzählt, der zur Mitte des 18. Jahrhunderts den Boden der | |
jütländische Heide urbar machen will, trägt durchaus die markigen Züge | |
eines Westerns. | |
Ihr zäher Held, Ludvig Kahlen ([2][Mads Mikkelsen]), lebt nach dem Ende | |
seines Militärdienstes in einem Armenhaus für Kriegsveteranen und | |
beschließt, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen: 1755 liegt ein | |
Drittel des dänischen Landes brach, bislang sind alle daran gescheitert, es | |
nutzbar zu machen. Eine Schande, wie Kahlen findet. Er bittet bei den | |
Stellvertretern des dänischen Königs um Erlaubnis, dessen Land zu | |
bestellen. Mit nicht mehr Mitteln als seiner schmalen Hauptmannspension. | |
Sein Antrag wird zwar belächelt, da sich Frederik V. allerdings schon lange | |
eine Erschließung der Heide erhofft, um mehr Steuern einzunehmen, wird ihm | |
dennoch stattgegeben. Sollte es ihm gelingen, so fordert Kahlen im | |
Gegenzug, sollen ihm ein Adelstitel, ein eigenes Gut und Bedienstete | |
zugestanden werden. In „Bastarden“, so der vielsagendere dänische | |
Originaltitel des Films, geht es schließlich auch um das Überwinden | |
schwelender Demütigungen, den unbedingten Willen zur Selbstbehauptung und | |
das Ringen um Anerkennung. | |
## Einsame Weiten | |
Wie unbeeindruckt die karge Natur von diesen Kämpfen bleibt, bebildert die | |
zurückgenommene Kamera Rasmus Videbæks („Der dunkle Turm“) mit beredter | |
Distanz zu Kahlen. Immer wieder ist er vor der einsamen Weite der Heide zu | |
sehen, wie ein Getriebener mit der widerspenstigen Erde ringend, die Haare | |
vom beständigen Wind zerzaust, die Hände wie die abgetragene Kleidung mit | |
Dreck beschmiert. | |
Feindseliger noch als das Land ist allerdings der Mann, der es für sich | |
beansprucht. Kahlens Besiedelungsversuch beschwört jäh den Zorn des adligen | |
Gutsherrn der Gegend herauf. Frederik De Schinkel (Simon Bennebjerg), der | |
die Heide widerrechtlich als sein Eigentum deklariert, versucht den Erfolg | |
der Mission mit allen Mitteln zu verhindern. | |
Regisseur [3][Nikolaj Arcel] („Die Königin und der Leibarzt“), der das | |
Drehbuch gemeinsam mit Anders Thomas Jensen („Helden der | |
Wahrscheinlichkeit“) verfasste, installiert ihn schal als das pure Böse; | |
als Antagonist, der Untergebene foltert und vergewaltigt. Auch Kahlens | |
einzige Hilfe, ein notleidendes Bauernpaar, das kürzlich vor De Schinkel | |
geflohen ist, wird erneut Ziel seiner Grausamkeit. | |
## Imposantes Spiel | |
Kahlen jedoch widersetzt sich weiter allen Sabotageversuchen, selbst als | |
seine Bemühungen immer mehr Menschenleben einfordern. „King’s Land“, der | |
auf dem Roman „Kaptajnen og Ann Barbara“ von Ida Jessen basiert, wird so zu | |
einer Entwicklungsgeschichte, die sich in geruhsamen Tempo der Erkenntnis | |
nähert, wie zerstörerisch das sture Streben um äußere Bestätigung, um | |
Respekt und Würdigung doch ist, wenn es zum Selbstzweck verkommt. | |
Denn Kahlen, einst ein einsamer Außenseiter, der bald nicht nur die Gunst | |
der Verlobten von De Schinkel (Kristine Kujath Thorp) genießt, sondern mit | |
Haushälterin Ann Barbara (Amanda Collin) und einem tatarischen Roma-Mädchen | |
(Melina Hagberg) eine familienähnliche Gemeinschaft erfährt, bleibt lange | |
blind für diese glücklichen Umstände. Ja, riskiert sie sogar sehenden | |
Auges. | |
Nikolaj Arcel inszeniert den Werdegang seines Protagonisten vom | |
stoisch-starken zum geläuterten Helden jedoch zu konventionell, ohne | |
dramaturgische Dringlichkeit, als dass „King’s Land“ einen nachhaltigen | |
Eindruck hinterlassen könnte. Was den Film dennoch davor bewahrt, in der | |
Unmenge an gleichförmigen Historiendramen unterzugehen, ist Mikkelsens | |
gewohnt imposantes Spiel: Nur einen Mundwinkel der wettergegerbten Miene | |
muss er verziehen, und schon weiß man, welcher Sturm im Innern dieser | |
wortkargen Figur tobt. | |
5 Jun 2024 | |
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## AUTOREN | |
Arabella Wintermayr | |
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