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# taz.de -- Nach Relativierungen der SS: Auftrittsverbot für Krah
> Maximilian Krah darf im Wahlkampf nicht mehr auftreten und verlässt den
> Bundesvorstand. Französische Rechte kündigen der AfD die
> EU-Zusammenarbeit.
Bild: Mit seinen Aussagen zur SS wurde er auch französischen Rechtsextremen zu…
Berlin taz | Es ist ein geschichtsrevisionistischer Schlager im Repertoire
des extrem rechten AfD-Spitzenkandidaten für die Europawahl, Maximilian
Krah. Nachdem er bereits mit dem an Holocaust-Leugnung grenzenden Spruch
„Unsere Vorfahren waren keine Verbrecher“ bei Tiktok viel Aufmerksamkeit
und Kritik gesorgt hatte, hat er nun in einem Interview in der
italienischen Zeitung La Repubblica nachgelegt.
[1][Dort sagte Krah: „Ich werde nie sagen, dass jeder, der eine SS-Uniform
trägt, automatisch ein Verbrecher ist.“] Und: „Es gab sicherlich einen
hohen Prozentsatz an Kriminellen, aber nicht alle waren kriminell“, sagte
Krah über jene Organisation, die maßgeblich für den Betrieb von
Konzentrations- und Vernichtungslager der Nazis verantwortlich war und
systematisch Kriegsverbrechen beging und Massenerschießungen organisierte.
Mit dem Ausspruch ist nun auch das Maß für die französische extrem rechte
Partei Rassemblement National (RN) voll. Die Partei hat am Dienstag [2][die
Zusammenarbeit mit der AfD für das nächste Europaparlament aufgekündigt],
wo die beiden Parteien zusammen in der ID-Fraktion sitzen. Das sorgte
wiederum für Verwerfungen in der AfD und einer Krisensitzung des
Bundesvorstands am Mittwochmorgen um 9 Uhr.
Kurz vor 10 Uhr stand das Ergebnis fest: Krah darf im Europawahlkampf der
AfD nicht mehr auftreten und legt mit sofortiger Wirkung sein Amt als
Bundesvorstand nieder, wie er auf X bestätigte. [3][Der Fall ist nicht
allzu tief], Krah hatte ohnehin angekündigt, nicht wieder zu kandidieren –
auch weil die Spionage- und Korruptionsvorwürfen gegen ihn nicht abreißen.
[4][Gegen Krah sind zwei staatsanwaltliche Verfahren anhängig], sein gut
bezahltes Mandat im EU-Parlament will er trotzdem antreten.
## Le Pen geht andere Wege als die AfD
Die Parteivorsitzende des RN, Marine Le Pen, geht strategisch andere Wege
als die sich offen radikalisierende AfD. Sie versucht in der Hoffnung auf
bessere Wahlergebnisse Kreide zu fressen und die eigene Radikalität mit
einem vermeintlich bürgerlichen Auftreten zu verschleiern. Möglich auch,
dass sie darauf hofft, im neuen EU-Parlament mit der von CDU dominierten
konservativen Fraktion zusammenzuarbeiten. Während sie der
Rechtsextremismus der AfD inhaltlich wenig stören dürfte, versucht Le Pen
ihre Partei und sich selbst als gemäßigt darzustellen.
Und das ist eben wenig glaubhaft, wenn man mit offenen Rassist*innen und
deutschen Geschichtsrevisionisten im Europaparlament in einer Fraktion
sitzt. Für erste deutliche Risse sorgten bereits [5][die Vertreibungspläne
beim Potsdamer Geheimtreffen] Anfang des Jahres. Der RN-Spitzenkandidat
Jordan Bardella hatte deswegen am Mittwoch in der französischen Zeitung
Libération mitteilen lassen, dass man mit der AfD in der nächsten
Legislaturperiode [6][nicht mehr in einer Fraktion zusammensitzen werde].
Ob und wie sich die europäische Rechte nach diesem strategischen Manöver
der Franzosen im neuen EU-Parlament zusammenruckelt, ist damit offen.
Ebenso, ob die Verschiebungen auch Auswirkungen auf die Mitgliedschaft in
der ID-Partei hat, in der neben RN und AfD auch die italienische Lega und
die FPÖ organisiert sind.
Ein denkbares Szenario ist, dass die AfD bei der ID-Fraktion einfach außen
vor bleibt und ihre Abgeordneten fraktionslos bleiben, weniger Redezeit und
Geld inklusive. Eine andere Möglichkeit für die AfD: Die Zusammenarbeit mit
anderen offen radikalen Parteien – ein Weg, für den Krah ohnehin schon
länger wirbt. Auch im französischen Wahlkampf vor zwei Jahren warb er für
die offen radikalere Alternative zu Le Pen: Éric Zemmour. Ebenso wurde Krah
mehrfach wegen diverser Skandale in der ID-Fraktion suspendiert,
insbesondere seine China-Nähe stand schon lange fraktionsintern, aber auch
in der AfD in der Kritik. Die AfD hatte ihn dennoch als Spitzenkandidaten
aufgestellt.
Klar ist: Die Suche nach Fraktionspartnern dürfte auch durch die Spionage-
und Korruptionsskandale der beiden Spitzenkandidaten Krah und Petr Bystron
nicht leichter werden: Denn wer will mit mutmaßlich bestechlichen
Abgeordneten zusammenarbeiten, die möglicherweise nicht nur auf der Payroll
von Wladimir Putin stehen, sondern auch noch von China?
## Auch Krah hat einen Nazi-Opa
Die [7][AfD-Parteivorsitzende Alice Weidel hatte im Februar versucht], die
Wogen nach der Empörung über das Potsdamer Vertreibungspläne bei einem
persönlichen Treffen in Paris zu glätten – das blieb allerdings erfolglos.
Bei Risotto soll Le Pen gefordert haben, dass „Remigration“ niemals Teil
des AfD-Programms werden dürfe. Zu diesem Zeitpunkt stand der Begriff, der
letztlich auf Vertreibungspläne auch von Deutschen mit Migrationsgeschichte
hinausläuft, allerdings schon längst im Europawahlprogramm der AfD.
Das übrigens auch Krahs Vorfahren Nazis waren, [8][hat mittlerweile auch
das ZDF recherchiert]: Sein Opa Martin Krah hatte bereits kurz nach Hitlers
Machtübernahme einen Antrag auf Aufnahme in die NSDAP gestellt, wie Akten
des Bundesarchivs belegen. Auch in Opa Krahs Wohnort Hindenburg, dem
heutigen Zabrze, hat in der Reichspogromnacht 1938 die Synagoge gebrannt –
Terror, an dem die NSDAP beteiligt war. Opa Krah war in der NS-Ärzteschaft
und freiwillig für die Hitlerjugend aktiv. Die Nazis bescheinigten Opa Krah
1939: „Genannter hat sich aktiv im Sinne der Bewegung betätigt.“ Er wäre
sicher stolz auf seinen Enkel.
22 May 2024
## LINKS
[1] https://www.repubblica.it/esteri/2024/05/17/news/candidato_elezioni_europee…
[2] https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/maximilian-krah-verharmlost-ss-…
[3] /AfD-streitet-ueber-Umgang-mit-Urteil/!6010796
[4] /Nach-Spionagevorwuerfen-gegen-Mitarbeiter/!6009311
[5] https://correctiv.org/aktuelles/neue-rechte/2024/01/10/geheimplan-remigrati…
[6] https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/maximilian-krah-verharmlost-ss-…
[7] /AfD-und-franzoesische-Rechte/!5995236
[8] https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/afd-geschichtsvergessen-…
## AUTOREN
Gareth Joswig
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