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# taz.de -- Plagiatsvorwurf gegen SZ-Vize: Kommission entlastet Föderl-Schmid
> Die Journalistin soll nicht systematisch abgeschrieben haben. Die
> „Süddeutsche Zeitung“ will aber einen korrekten Umgang mit Quellenangaben
> einführen.
Bild: Die Journalistin Alexandra Föderl-Schmid
BERLIN taz | Die unabhängige Kommission, die die Texte der Journalistin
Alexandra Föderl-Schmid, Vize-Chefredakteurin der Süddeutschen Zeitung
(SZ), untersucht hat, ist zu einem Ergebnis gekommen: Demnach ist der Fall
„weit entfernt von einem Plagiatsskandal“.
Es geht darum, ob die Journalistin aus anderen Texten abgeschrieben hat.
Man könne nicht sagen, dass Föderl-Schmid „systematisch plagiiert habe“,
sagte Kommissionsmitglied Steffen Klusmann, ehemaliger
Spiegel-Chefredakteur, auf einer von der SZ ausgerichteten
Online-Pressekonferenz am Donnerstag.
Ob sie nun – sie ist gerade in einer Auszeit – in ihre Position als
Vize-Chefredakteurin zurückkehrt, ist ungewiss. SZ-Chefredakteur Wolfgang
Krach sagte auf eine entsprechende Frage: „Das ist noch nicht klar.“ Die
weitere Chefredakteurin Judith Wittwer meinte: „Wir freuen uns auf ihre
Rückkehr. Offen sind aber der Zeitpunkt und die Position.“ Darüber fänden
gegenwärtig Gespräche statt. Neben Steffen Klusmann bestand die Kommission
aus Henriette Löwisch, Leiterin der Deutschen Journalistenschule München,
sowie dem Eichstätter Journalistik-Professor Klaus Meier.
Vor allem bei Föderl-Schmids längeren und anspruchsvollen Artikeln wie
Reportagen oder Analysen konnten laut der Kommission nur wenige
Gleichheiten oder auffällige Ähnlichkeiten mit Texten anderer Autoren in
anderen Medien festgestellt werden. In zwei Dutzend der insgesamt 1.100
seit 2017 erschienenen und untersuchten Artikeln sieht Klusmann
„Grenzfälle“.
## Nicht ausreichend Quellen genannt
Denn der Duktus, also der Schreibstil, sei in diesen Fällen „von anderen
übernommen worden“, etwa dem Spiegel oder der Welt. Hier hätte man „härt…
umformulieren sollen“. Föderl-Schmid kam 2017 vom österreichischen Standard
zur SZ, erst als Nahost-Korrespondentin in Tel Aviv, 2020 wurde sie
Vize-Chefredakteurin.
Die Kommission hat die Texte durch die Plagiatssoftware „Turnitin“ laufen
lassen. Sie fand 260 „nennenswerte Übereinstimmungen“ mit Texten. Davon
waren allerdings zwei Drittel der Fälle genau andersherum gelagert:
Passagen von Föderl-Schmid waren nach Erscheinen von anderen Medien
verwendet worden. Ein Viertel der 260 Artikel bezogen sich auf dieselben
Quellen wie etwa Nachrichtenagenturen oder Pressekonferenzen. Darunter sind
auch gleiche Zitate.
Föderl-Schmid wird allerdings von der Kommission vorgeworfen, dass sie bei
kürzeren Faktentexten nicht ausreichend Quellen genannt hat. „Das ist nicht
gut und ein Gebot der Fairness“, meint Klusmann. So hat sie beispielsweise
einen kurzen „Lexikon“-Text in der SZ über den jüdischen Feiertag Simchat
Tora nahezu wortgleich von der Homepage des Jüdischen Museums Berlin
übernommen, sich aber als Autorin angegeben.
## Kein Versuch, zu verschleiern
Die Kommission hat auch mit Alexandra Föderl-Schmid selbst gesprochen. „Sie
hat nie versucht, etwas zu verschleiern“, meint Klusmann. Gerade als
Korrespondent:in sei man häufig auf die gleichen Gesprächspartner
angewiesen wie andere Medien. Diese würden dann auch das Gleiche sagen. Bei
Zitaten von Protagonisten in Artikeln habe Föderl-Schmid belegt, dass sie
mit allen Zitierten auch selbst gesprochen hat.
Fakten hingegen, die allgemein zugänglich sind, habe sie als „öffentliches
Allgemeingut“ angesehen. Sie habe gesagt, dass es keinen Sinn mache und
keinen Mehrwert bringe, einzelne Sätze umzuschreiben, die nurmehr
feststehende Informationen enthalten.
Um den Jahreswechsel waren [1][heftige Plagiatsvorwürfe] gegenüber
Föderl-Schmid erhoben worden – zuerst von dem Branchenmagazin Medieninsider
und dann auf noch weitaus drastischere Weise im rechten Boulevardmedium
[2][Nius im Internet]. Dieses betreibt Julian Reichelt, ehemaliger
Bild-Chefredakteur, der aufgrund persönlicher Verfehlungen vom
Springer-Verlag entlassen worden war. Nius hatte den österreichischen
„Plagiatsjäger“ [3][Stefan Weber] beauftragt und dafür bezahlt, Gutachten
über die Texte von Alexandra Föderl-Schmid zu erstellen.
## Ein Shitstorm folgte
Diesen Veröffentlichungen folgte ein großer Internet-Shitstorm gegen die
Journalistin. Sie war im Februar 24 Stunden lang als vermisst gemeldet,
Suchtrupps [4][fanden sie lebend und unterkühlt am Ufer des Inns].
Als Konsequenz kündigt die SZ an, ein Handbuch darüber zu erstellen, wie
korrekt mit Quellenangaben umgegangen werden soll – und dass man Quellen
wie Nachrichtenagenturen oder allgemein zugängliche Homepages angibt. Die
SZ war überzogen worden von „brutaler Zerstörungswut und Hass im Netz“, so
Chefredakteur Krach. In der Redaktion will man etwa mit Schulungen dazu
erreichen, dass sich „die eigenen Leute davor besser schützen“ können.
17 May 2024
## LINKS
[1] /Der-Fall-Foederl-Schmid/!5988738
[2] /SZ-Foederl-Schmidt-und-Nius/!6000220
[3] https://www.zeit.de/2024/12/stefan-weber-plagiatsjaeger-wissenschaft-gutach…
[4] /Suche-nach-prominenter-Journalistin/!5991306
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