# taz.de -- Argentinischer Präsident Milei jubelt: Inflationsrate unter 10 Pro… | |
> Trotz einer Inflation von fast 300 Prozent in den letzten 12 Monaten | |
> feiert die rechte Regierung ihren Sparkurs. Die Armut in Argentinien | |
> nimmt zu. | |
Bild: Argentiniens Präsident Javier Milei | |
BUENOS AIRES taz | „GOOOOOOOOOOOOL…!!!“, jubelte Argentiniens Präsident | |
Javier Milei am Dienstag [1][auf der Plattform X]. Die Statistikbehörde | |
hatte gerade eine Inflationsrate von 8,8 Prozent für den Monat April | |
gemeldet. Dass die monatliche Inflationsrate zum ersten Mal seit sechs | |
Monaten wieder im einstelligen Bereich lag, hatte den Torschrei des seit | |
Ende Dezember Amtierenden ausgelöst. | |
Mit dem Fall unter die magische 10-Prozent-Marke hat Milei eines seiner | |
Wahlversprechen erfüllt. Die Verbraucherpreise in Argentinien sind in den | |
vergangenen zwölf Monaten um 289,4 Prozent gestiegen. War die | |
Inflationsrate [2][im ersten Monat von Mileis Amtszeit noch auf 25,5 | |
Prozent gestiegen], so ist sie seither kontinuierlich gesunken. Für Mai | |
wird ein weiterer Rückgang erwartet. Der Hauptgrund dafür ist die brutale | |
Sparpolitik des libertären Präsidenten, die die Nachfrage und den Konsum | |
abwürgt und so die Anbieter zwingt, Preiserhöhungen moderat zu halten. | |
Für Milei ist es ein weiterer monetärer Erfolg. Das Länderrisiko für | |
internationale Kredite hat sich seit seinem Wahlsieg halbiert, die Kurse | |
argentinischer Unternehmensaktien und Staatsanleihen sind gestiegen, die | |
Zentralbank häuft Reserven an, und im April verkündete Milei den [3][ersten | |
Haushaltsüberschuss in einem Quartal seit über 15 Jahren]. | |
Auch dieser wurde über die drastische Ausgabenreduzierung erzielt. Kein | |
Wunder, dass der Internationale Währungsfonds seinem Hauptschuldner bereits | |
am Montag bescheinigte, seinen Plan übererfüllt zu haben. „Alle | |
Leistungskriterien wurden übertroffen“, [4][schrieb der Fonds in der Bilanz | |
seiner obligatorischen vierteljährlichen Bewertung des Landes]. | |
## Möge es gut gehen | |
Damit steht der Überweisung von 800 Millionen Dollar durch den IWF an die | |
Regierung in Buenos Aires nichts mehr im Wege, mit denen die Regierung | |
ihrerseits die Verbindlichkeiten gegenüber dem Fonds tilgen kann. | |
Argentinien ist immer noch der mit Abstand größte Schuldner des Fonds. Das | |
Land hat noch nichts von dem 2018 vereinbarten | |
[5][44-Milliarden-Dollar-Kredit zurückzahlen können]. | |
Während die Finanzwelt Milei und seine rigorose Sparpolitik feiert, werden | |
die sozialen Kosten immer gravierender. Trotz sinkender Inflationsraten | |
stiegen die Preise in den ersten vier Monaten des Jahres um 65 Prozent. Bei | |
immer mehr Familien reicht das Einkommen nicht mehr bis zum Monatsende. | |
Nach Schätzungen der renommierten Universität Torcuato Di Tella ist die | |
Zahl der Armen zwischen Januar und März um 3,2 Millionen gestiegen. Ende | |
März lebten 22,6 Millionen der 46,8 Millionen Argentinier*innen | |
unterhalb der Armutsgrenze, die für eine vierköpfige Familie bei | |
umgerechnet 735 Euro verläuft. | |
Dennoch liegt die Zustimmung der Bevölkerung zu seiner Politik [6][in allen | |
Umfragen über 50 Prozent]. Neben dem Rückgang der Inflationsrate sind die | |
wichtigsten Gründe dafür die Erinnerung an die Vorgängerregierung, der | |
Mangel an Alternativen – und der Wunsch, dass es gut gehen möge. | |
15 May 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/JMilei/status/1790481100504002818 | |
[2] /Rekordinflation-in-Argentinien/!5985142 | |
[3] /Neue-argentinische-Regierung/!6003473 | |
[4] https://www.imf.org/en/News/Articles/2024/05/13/pr24157-imf-and-argentina-r… | |
[5] /Argentiniens-Deal-mit-dem-IWF/!5832459 | |
[6] /Politologe-ueber-Javier-Milei/!6002644 | |
## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
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