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# taz.de -- Offensive im Süden Gazas: Israels Armee kommt Rafah näher
> Israel hat die Kontrolle über den Grenzübergang Rafah übernommen. Dabei
> soll es sich noch nicht um die angekündigte Bodenoffensive handeln.
Bild: Nach einem Luftangriff heute Morgen in Rafah kommen die israelischen Panz…
JERUSALEM taz | Nach einer Nacht der Bodenoffensive hat das israelische
Militär nach eigenen Angaben die Kontrolle über den Grenzübergang Rafah
aufseiten des Gazastreifens erlangt. Es veröffentlichte Bilder und Videos,
die einen israelischen Panzer am Checkpoint zeigen, das eroberte Gebiet ist
mit israelischen Fahnen markiert. Auch ein in den Sozialen Medien
veröffentlichtes Video zeigt ein gepanzertes Fahrzeug, über dem eine
gigantische israelische Fahne flattert, und das die Grenze zwischen Ägypten
und Gaza bei Rafah entlangfährt. Ein anderes Video zeigt, wie ein Panzer
über einen „I love Gaza“-Schriftzug fährt. In Friedenszeiten war der
Schriftzug – wie in anderen Städten auch – ein beliebtes Fotomotiv.
Der Bodenoffensive, die in der Nacht zum Dienstag begann, [1][war eine
erste Evakuierungsphase von Zivilisten aus Ost-Rafah vorausgegangen]. Am
Montag hatte das israelische Militär dort Flugblätter abgeworfen und mit
SMS und Aufrufen in den Medien zum Verlassen des Gebietes aufgerufen. Nach
israelischen Angaben beschränken sich die Aktivitäten der Bodentruppen in
Rafah bisher auf diesen Ostteil der Stadt, in dem sich auch der
Grenzübergang nach Ägypten befindet.
Der Grenzübergang war bisher immer wieder geöffnet: Zur Ausreise für
Doppelstaatler aus Gaza. Zur Ausreise derer, die es schafften, [2][die
horrend hohen Summen von über 5.000 US-Dollar] zusammen zu bekommen, die
das ägyptische Grenzregime für die Ausreise verlangte. Und für
Hilfslieferungen, die teils über den Grenzübergang Kerem Schalom zwischen
Gaza und Israel sowie einen weiteren Grenzübergang in Nordgaza, sowie über
Rafah abgewickelt wurden.
Nun ist der Übergang geschlossen, wie das Hilfswerk OCHA der Vereinten
Nationen monierte: Ihnen sei der Zugang nach Gaza via Rafah verweigert
worden. Der gesamte Treibstoff für den Gazastreifen wird durch Rafah
geliefert, OCHA warnte, dass der vorhandene Treibstoff in Gaza nur noch für
einen Tag reiche. Die Weltgesundheitsorganisation erklärte außerdem, dass
Israel auch für Kranke und Verwundete den Grenzübergang Rafah geschlossen
habe. Deren Ausreise sei derzeit somit nicht möglich.
## Noch nicht die angekündigte Bodenoffensive
Auch der Grenzübergang Kerem Schalom ist laut der Website der COGAT – die
israelische Behörde, die sich um die Hilfslieferungen nach Gaza kümmert –
seit dem Beschuss von Soldaten nahe des Übergangs am Sonntag noch immer
geschlossen. Auch am Dienstag flogen erneut Geschosse aus Rafah Richtung
Kerem Schalom, verletzt wurde niemand.
Die derzeit stattfindende Operation sei noch nicht die von Premierminister
Benjamin Netanjahu angekündigte Bodenoffensive, berichtet die israelische
Online-Zeitung The Times of Israel in Berufung auf eine Quelle im
israelischen Staatsapparat. Was derzeit in Rafah passiere, diene dazu den
Druck auf die Hamas zu erhöhen, einem Geisel-Deal zuzustimmen. Offiziell
gab Israel an, trotz der Offensive einem Deal gegenüber weiterhin offen zu
bleiben.
[3][Über einen Deal verhandeln Israel und die Hamas über die Vermittler
Katar, Ägypten und die USA seit Wochen]. Er soll erreichen, dass Geiseln
aus Gaza freigelassen werden, dafür sollen palästinensische Häftlinge aus
israelischen Gefängnissen freikommen. Die Crux an dem Deal ist aber der von
der Hamas im Gegenzug für die Freilassung der Geiseln ebenfalls geforderte
Waffenstillstand. Israel will lediglich einer temporären Waffenruhe
zustimmen.
Montagabend, als auch die Offensive des israelischen Militärs begann, gab
die Hamas an, einem Deal zuzustimmen. Israel reagierte prompt: Der von der
Hamas akzeptierte Vorschlag sei wiederum für Israel inakzeptabel.
Die Pläne einer Bodenoffensive auf Rafah hatten in den USA schon vor ihrem
Beginn für Unmut gesorgt. Ein Sprecher des US-Außenministeriums erklärte am
Montag: Man werde eine Offensive auf Rafah, wie Israel sie sich vorstelle,
nicht unterstützen. Und obwohl das Weiße Haus immer wieder betonte, dass es
fest an der Seite Israels stehe, wurden die Meinungsverschiedenheiten in
den vergangenen Wochen immer unübersehbarer. Nach Berichten des Wall Street
Journals soll die US-Regierung unter Präsident Joe Biden nun die Lieferung
von im Februar an Israel verkauften Waffen und Munition hinauszögern –
zeitgleich mit dem Aufbau diplomatischen Drucks.
7 May 2024
## LINKS
[1] /Rafah-zur-Evakuierung-aufgerufen/!6006053
[2] /Crowdfunding-fuer-Flucht-aus-Gaza/!5994610
[3] /Geisel-Deal-zwischen-Israel-und-Hamas/!6008458
## AUTOREN
Lisa Schneider
## TAGS
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
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