# taz.de -- Netflix-Serie „Bodkin“: Kantig und bissig | |
> In „Bodkin“, der ersten Serie der Obama-Produktionsfirma, sollen drei | |
> Journalist_innen in Irland einen True-Crime-Podcast machen. | |
Bild: Haben keine gute Dynamik: Gilbert (Will Forte), Dove (Siobhán Cullen) u… | |
[1][True-Crime-Podcasts] sind für Dove „Nekrophilie“ und „moralisch | |
verkommen“. Und sie will wirklich nicht für einen arbeiten! Muss die | |
Journalistin aber, sagt ihr Chef beim Guardian in London. Denn der möchte | |
sie, nachdem einer ihrer Informanten auf mysteriöse Weise gestorben ist, | |
aus der Schusslinie haben. | |
Sie nach Irland zu schicken, damit sie dem US-amerikanischen | |
True-Crime-Podcaster Gilbert Power (Will Forte) bei einer Recherche hilft, | |
ist da eine gute Lösung. Nur dass Dove (Siobhán Cullen), in Irland | |
aufgewachsen, wirklich keine Lust hat zurückzukehren. | |
Und die Nachwuchsjournalistin Emmy (Robyn Cara), die sie begleiten soll, | |
findet sie sowieso nervig. Genauso wie diese ganze Exotisierung Irlands, | |
die vor allem Podcaster Gilbert vorantreibt. Der identifiziert sich selbst | |
– dank Urgroßvater – selbst als Ire. | |
Doch eigentlich geht es in „Bodkin“ – der ersten TV-Serie der | |
Produktionsfirma [2][der Obamas] – eigentlich um etwas anderes: Vor über 20 | |
Jahren sind im Dorf Bodkin drei Menschen während eines traditionellen Fests | |
verschwunden. Nur einer davon, ein Junge, ist wieder aufgetaucht. Podcaster | |
Gilbert wittert darin ein Mysterium über Aberglaube und Gewalt, das er gar | |
nicht lösen, sondern monetarisieren will. Dove sieht darin ganz alltägliche | |
Kriminalität – in Irland. | |
## Kantig und ironisch | |
Das Dörfchen spricht über das Vorkommnis nicht groß, besonders nicht mit | |
den Eindringlingen. Da werden schon mal Polizeiakten geschwärzt und | |
Journalistinnen angefahren. Das Trio muss sich also anderweitig helfen: mit | |
Lügen, Diebstahl und unerwünschten Besuchen bei Beerdigungen. Dabei | |
verurteilen sie sich gegenseitig wunderbar schnell als naiv oder | |
unmoralisch, meistens zu Recht. | |
„Bodkin“ zeigt so auch die gefühlte Spannungen zwischen [3][traditionellen | |
Nachrichtenmedien] und Podcasts, zwischen trockenen Fakten und pathetischer | |
Inszenierung, und das so kantig und ironisch, dass klar wird: Diese | |
Trennung existiert in Wahrheit nicht. | |
„Bodkin“ ist bissig. Die Serie spielt vor allem damit, ihre Charaktere | |
immer wieder beinahe ins Lächerliche zu ziehen, aber nur so weit, dass sie | |
trotzdem ernstgenommen werden können. | |
17 May 2024 | |
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## AUTOREN | |
Johannes Drosdowski | |
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