Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Bluttat in Murnau: Die Suche nach dem Motiv
> Ein Russe soll in Bayern zwei ukrainische Soldaten getötet haben. Doch
> noch rätseln die Ermittler, ob das Blutbad einen politischen Hintergrund
> hat.
Bild: Neben dem Einkaufszentrums, an dem zwei Männer aus der Ukraine getötet …
München taz | Ukrainische Flaggen, auch ein schwarz-rot-goldenes Fähnchen,
Fotos der getöteten Männer, Kerzen und jede Menge Blumen. So sieht es am
Tag danach am Tatort aus. Dort, wo am Sonntagnachmittag zwei Angehörige des
ukrainischen Militärs getötet wurden. Die kleine provisorische Gedenkstätte
wurde am Rande eines Parkplatzes vor dem Einkaufszentrum in [1][Murnau]
aufgebaut. Auch ein Schild steht hier: „Nein – Terrorismus! Nein – Krieg!
Nein – Morde! Nein – Tod!“
Noch immer liegt vieles im Dunkeln über die Bluttat. Was man weiß, ist,
dass die beiden Soldaten 23 und 36 Jahre alt waren und sich auf Reha im
oberbayerischen Murnau befanden, [2][um ihre Kriegsverletzungen zu
kurieren]. Der Polizei zufolge gibt es auch einen dringend Tatverdächtigen:
einen 57 Jahre alten Mann, der kurz nach der Tat in seiner nahen Wohnung
festgenommen werden konnte. Der Beschuldigte, gegen den noch am Sonntag
Haftbefehl erging, hat die russische Staatsangehörigkeit. Er soll schon
seit rund 30 Jahren in Deutschland leben.
Es kam offensichtlich zu einem Streit zwischen den drei Männern, zuvor soll
reichlich Alkohol geflossen sein. Worum es bei dem Streit ging, ob die
Herkunft der Männer beziehungsweise der Krieg dabei eine Rolle spielte, ist
offen. Bislang äußern sich die Ermittlerinnen und Ermittler hierzu nicht.
Nach Polizeiangaben kannten sich die drei Männer jedenfalls.
Medienberichten zufolge soll der Russe die beiden Ukrainer mit einem Messer
niedergestochen haben. Das ältere der beiden Opfer starb noch am Tatort,
der andere Mann wenig später im Krankenhaus. Der Bayerische Rundfunk
berichtete, dass der 57-Jährige die Tat bereits gestanden habe. Eine
offizielle Bestätigung gibt es hierzu allerdings nicht.
Auch dass der Generalstaatsanwaltschaft am Montagnachmittag bekanntgab, die
Ermittlungen an sich gezogen zu haben, dürfte in der heiklen Gemengelage
eher eine Selbstverständlichkeit sein, als dass es schon etwas Konkretes
über mögliche politische Hintergründe der Tat aussagen würde. Die erst 2017
ins Leben gerufene und bei der Generalstaatsanwaltschaft München
angesiedelte Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus
(ZET) befasst sich nun mit der Sache. „Das Motiv der Tat ist derzeit noch
unklar, wobei eine politische Tatmotivation nichtausgeschlossen werden
kann“, teilte die Behörde mit. Deshalb werde in alle Richtungen ermittelt.
Der [3][ukrainische Außenminister] Dmytro Kuleba habe den deutschen
Behörden für die Festnahme des Verdächtigen gedankt, berichtete das
Internetportal Ukrajinska Prawda.
## Bürgermeister: „Schlimme Einzeltat“
„Natürlich liegt manches auf der Hand“, sagte Regierungssprecher Steffen
Hebestreit am Montag in der Bundespressekonferenz und ergänzte etwas
umständlich: „Aber klar ist, dass wir so etwas auf deutschem Boden sowieso
nicht dulden können, und dass die Ukrainerinnen und Ukrainer, die zu uns
sich geflüchtet haben vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine, hier
sicher sein müssen, insbesondere auch sicher vor Nachstellungen.“
Murnaus Bürgermeister Rolf Beuting wiederum warnte auf der Website der
Gemeinde vor Spekulationen: „Es gibt Hinweise darauf, dass Alkohol im Spiel
war.“ Und Alkohol erhöhe das Risiko von Straf- oder Gewalttaten immer
deutlich – unabhängig von der Nationalität der Konsumenten. „Wir haben es
hier mit einer sehr schlimmen Einzeltat zu tun, die nicht für irgendwelche
anderen Zwecke instrumentalisiert werden darf.“
Laut Generalstaatsanwaltschaft kamen die beiden Ukrainer in der zweiten
Jahreshälfte 2023 für medizinische Behandlungen nach Murnau. Die Klinik in
Murnau ist eine besonders renommierte Unfallklinik. Seit Kriegsbeginn
werden hier immer wieder auch verletzte Soldaten aus der Ukraine behandelt.
Seit März 2022 wurden in Deutschland mehr als tausend schwer verletzte oder
schwer kranke Ukrainer behandelt, wie die Süddeutsche Zeitung unter
Berufung auf das Bundesgesundheitsministerium berichtet. Bei etwa zwei
Dritteln davon habe es sich um Soldatinnen und Soldaten gehandelt.
29 Apr 2024
## LINKS
[1] /Deutschlands-groesste-Moorlandschaft/!5055335
[2] /Rehabilitation-in-der-Ukraine/!5910853
[3] /Russischer-Angriffskrieg-auf-die-Ukraine/!6004894
## AUTOREN
Dominik Baur
## TAGS
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Zwei Jahre Krieg in der Ukraine
Bayern
Kriminalität
GNS
Prozess
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
US-Wahl 2024
## ARTIKEL ZUM THEMA
Mord an Ukrainern​ in Murnau: Tödliche Melange aus Politik und Alkohol​
Erst zechte er mit ihnen, dann erstach er sie: Das Landgericht München
verurteilte einen Russen, der im April 2024 zwei Ukrainer umgebracht hat.
Erlass aus Kyjiw: Kein Pass für wehrpflichtige Ukrainer
Weil sie nicht für ihr Land an der Front stehen wollen, werden ukrainische
Männer aktuell nicht mehr in ihren Konsulaten im Ausland bedient.
Verteidigung Israels: Keine Blaupause für die Ukraine
Der Krieg in der Ukraine stockt. Eine gemeinsame Militäraktion der
Verbündeten wie im Fall des jüdischen Staates ist unwahrscheinlich.
Abstimmung über US-Militärhilfe geplant: Hoffnungsschimmer für die Ukraine
Nach monatelanger Blockade durch die Republikaner*innen könnte in
dieser Woche im US-Kongress über neue Militärhilfen entschieden werden.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.