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# taz.de -- Verteidigung Israels: Keine Blaupause für die Ukraine
> Der Krieg in der Ukraine stockt. Eine gemeinsame Militäraktion der
> Verbündeten wie im Fall des jüdischen Staates ist unwahrscheinlich.
Bild: Bewohner von Dnipro flüchten, nachdem ein Wohnhaus von einer russischen …
Berlin taz | Von 99 Prozent abgewehrten und abgefangenen Drohnen und
Raketen sprach die israelische Armee stolz am Morgen nach [1][dem Angriff
Irans auf Israel.] Selten wurde eine solch hohe militärische Erfolgsquote
gefeiert. Die Flugabwehr hatte offenbar ganze Arbeit geleistet, und das im
Verbund mit einer Reihe anderer Staaten: USA, Frankreich und Jordanien
halfen Israel. Saudi-Arabien lieferte offenbar Geheimdienstinformationen.
Die Schlagzeilen am Morgen danach dominierte der Angriff Irans und die
Stärke Israels. Die Koalition hat Eindruck hinterlassen.
Schlagartig verdrängt wurde derweil ein anderer Krieg. Im dritten Jahr der
russischen Invasion in der Ukraine ist ein Ende des blutigen Konflikts
nicht in Sicht. Bedrohlicher noch: Die russische Armee verzeichnet
zunehmend Geländegewinne, plant offenbar neue Fronten in der Ostukraine und
dringt in den Westen vor. Während nach Beginn des Krieges die
internationale Solidarität innerhalb von Tagen auf ein Höchstlevel stieg,
fürchtet Präsident Wolodymyr Selenskyi nun, Unterstützung zu verlieren.
Die nicht nur in Deutschland, sondern weltweit viel gerühmte Zeitenwende
bescherte der Ukraine über Monate hinweg Geld und jede Menge Waffen. Doch
der von US-Präsident Joe Biden geprägte Satz „as long as it takes“ (solan…
es dauert) scheint nur noch in Teilen zu gelten.
Dieser Krieg dauert. Er kostet. Die Solidarität bröckelt. Stattdessen wird
diskutiert, ob der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine nicht
„eingefroren“ werden könnte. Der verhaspelte Vorstoß des französischen
Präsidenten Emmanuel Macron, doch auch einen Einsatz von Nato-Truppen oder
einzelnen nationalen Armeen in der Ukraine nicht auszuschließen – [2][so
vage blieben seine Aussagen] –, verschwand alsbald wieder in der
politischen Schublade der Möglichkeiten.
## Warum bekommt die Ukraine nicht den selben Beistand?
Kriegsmüdigkeit macht sich breit, und damit der stille Wunsch nach einem
baldigen Ende dieses Problems mitten in Europa. Ungläubig bis verzweifelt
waren die Reaktionen in der Ukraine daher nach der Abwehr iranischer
Drohnenangriffe auf israelisches Territorium. Offenbar war und ist es doch
möglich, sich mit vereinten internationalen Kräften militärisch gegen einen
Aggressor zu verteidigen. Warum lässt sich also diese äußerst effektive
Luftabwehr nicht auch über der Ukraine umsetzen? Bereits seit Kriegsbeginn
trommeln ukrainische Vertreter:innen genau dafür.
Und so forderte auch Selenskyi nur wenige Stunden nach dem militärischen
Erfolg Israels und seiner Verbündeten denselben Schutzschild für sein Land.
Sein Außenminister Dmytro Kuleba schlug in dieselbe Kerbe – und wiederholte
dieses Mantra bei den politischen Terminen der vergangenen Woche, etwa beim
Treffen der G7-Außenminister:innen auf der italienischen Insel Capri, und
beim Nato-Ukraine-Rat.
Die westlichen Verbündeten bemühten sich zügig, einen direkten Vergleich
zwischen dem Krieg im Nahen Osten und dem Angriffskrieg Russlands in der
Ukraine abzuschmettern. „Ein anderer Konflikt, ein anderer Luftraum, eine
andere Bedrohungslage“, kommentierte John Kirby, der Sprecher des
Nationalen Sicherheitsrats der USA. David Cameron, Großbritanniens
Außenminister, wies darauf hin, dass der Abschuss russischer Drohnen mit
britischen Kampfjets zu einer „gefährlichen Eskalation“ führen dürfte.
Letzteres Argument ist der Ukraine nur allzu bekannt. Seit Beginn der
Invasion wird vor einer solchen Eskalation gewarnt, wenn sich Nato-Partner
einschalten und somit zur „Kriegspartei“ werden könnten.
Doch es gibt mehr Gründe, die ein Vorgehen wie in Israel in Bezug auf die
Ukraine unmöglich machen. Die Ukraine grenzt unmittelbar an Russland, es
gibt also kein „Pufferland“ dazwischen, anders als zwischen Iran und
Israel. Im Irak konnten US-amerikanische Systeme vorab Raketen abfangen.
Hinzu kommt, dass Israel über wirksame Abwehrsysteme verfügt. Diese
Grundausstattung ist in der Ukraine nicht gegeben.
## Es braucht Bodengerät und Soldat:innen
Neben gezielten Luftschlägen und Drohnenattacken auf Energieversorgung und
Infrastruktur ist Russland zudem in den vergangenen Wochen dazu
übergegangen, verstärkt Gleitbomben einzusetzen. Es handelt sich dabei um
sogenannte „dumme“ Bomben, die mit Flügeln aufgerüstet werden, und so unt…
dem Radar ihre Ziele erreichen können.
Strategisch müssten Luftabwehrsysteme dauerhaft zum Einsatz kommen, um die
Kampfjets abzuschießen, die die Gleitbomben abwerfen. Neben Raketen und
Drohnen spielt der Häuserkampf eine wichtige Rolle im ukrainisch-russischen
Krieg. Um dabei die Oberhand zu gewinnen, braucht es Bodengerät und
Soldat:innen.
Für die Ukraine wird es daher wohl bei der Hoffnung auf eine gemeinsame
militärische Initiative der Verbündeten bleiben.
19 Apr 2024
## LINKS
[1] /Irans-Attacke-auf-Israel/!6004249
[2] /Bodentruppen-fuer-die-Ukraine/!5993209
## AUTOREN
Tanja Tricarico
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