Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- BLO-Ateliers in Lichtenberg vor dem Aus: Kreative auf dem Abstellgl…
> Die Deutsche Bahn will den Ende Juli auslaufenden Mietvertrag mit den
> BLO-Ateliers nicht verlängern. Das sorgt für Protest von vielen Seiten.
Bild: Heile Welt im BLO: Tag der offenen Tür in den Ateliers in Lichtenberg im…
Berlin taz | Die Aufregung ist groß, das zieht flanierende
Besucher:innen an, die sich „nur mal umgucken wollen“, wie eine Frau im
Vorbeigehen sagt, „weil ich [1][das BLO] gar nicht kannte.“ Da hat sie was
verpasst: Das einstige Bahnbetriebswerk Berlin-Lichtenberg Ost (kurz BLO)
ist ein Kunst- und Kreativstandort – und als solcher akut in Gefahr.
Das umzäunte Karree am S-Bahnhof Nöldnerplatz ist (noch) frei zugänglich.
Die großen Kastanien am Eingang stehen in voller Blüte, weiter hinten auf
dem über 12.000 Quadratmeter große Gelände ließe sich schon Mangold ernten.
Überall sind Arbeitsmaterialien, Werkzeuge und immer wieder Kunstwerke zu
sehen. Ein Engel aus Marmor steht wie ein Hoffnungszeichen neben einem
Kirschbaum. Etwas weiter hinten liegen zwei Helme mit riesigen Hörnern auf
einem Metallgestell – das BLO ist wehrhaft, wäre eine
Interpretationsmöglichkeit.
An der roten Eingangstür zur Kantine, hier finden eigentlich Konzerte und
Partys statt, hat jemand Ausdrucke aufgehängt, die auf Englisch und Deutsch
verkünden: „Die heutige Veranstaltung ist leider abgesagt.“ Auch alle
anderen Türen und Fenster der Gebäude sind verschlossen. Es liegt Wehmut in
der Luft.
[2][Rund 90 Künstler:innen und Handwerker:innen] sind betroffen: Sie
haben seit 20 Jahren in dieser grünen Oase in ihren Ateliers und
Werkstätten gearbeitet, haben hier Bogen und Bumerangs und Fahrräder
gebaut, Workshops abgehalten, Filmabende und Ausstellungen organisiert, an
Grafiken, Bildern, Skulpturen aus Holz und Metall, an Musik oder auch
Filmeffekten gearbeitet.
## Ende Juli soll Schluss sein
Damit soll Ende Juli Schluss sein, der Mietvertrag läuft aus. Aber schon
jetzt ist eine Nutzung de facto „nicht mehr möglich“, sagt Peter Tietz vom
Trägerverein Lockkunst der taz am Montag. Ende April „ist uns das Betreten
unserer Arbeitsräume per Nutzungsuntersagung der Vermieterin, der Deutschen
Bahn, verboten worden“ – angeblich wären die Mängel an der Elektrotechnik
zu gravierend.
Doch das baurechtliche Sachverständigengutachten wurde dem Verein bislang
nicht vorgelegt. „Die Nutzungsuntersagung hat uns den Boden unter den Füßen
weggerissen“, sagt Tietz. Deshalb gab es am Freitag eine Pressekonferenz,
die für Aufsehen sorgte.
Am selben Tag traf eine sogenannte „handlungsleitende Sprachregelung“ der
Deutschen Bahn beim Mieter, dem Lockkunst e.V., ein; sie liegt der taz vor.
Darin ist unter anderem vom Interimscharakter des vor 20 Jahren
geschlossenen Mietvertrages und der Notwendigkeit die Rede, einzelne Räume
„wegen Baufälligkeit zeitweise von der weiteren Nutzung auszuschließen“ �…
und das wiederholt – aber auch, dass „das finale Gutachten für alle
Mietobjekte auch der DB noch nicht vorliegt“.
Mittelfristig könne das Gelände wieder für den Eisenbahnbetrieb genutzt
werden, heißt es weiter: „Mit zusätzlichem Verkehr auf der Schiene wächst
auch der Bedarf an zusätzlichen Abstellflächen für Züge. Vor allem im
innerstädtischen Bereich sind diese Eisenbahnflächen daher ein hohes Gut.
Parallel wird geprüft, ob die DB der Künstlergemeinschaft eine Ersatzfläche
zur Verfügung stellen kann.“ Abstellflächen für Züge? Man stelle sich vor:
ein 200 Meter langer ICE auf dem BLO-Gelände – dafür ist das Gelände
offensichtlich gar nicht groß genug.
## Im Kiez, im Bezirk verankert
„Von Ersatzflächen war schon ab und an die Rede“, sagt Peter Tietz. „Aber
das ist nicht das, was wir wollen. Dieses Projekt ist in Lichtenberg
verankert und ist wichtig für die Stadt und natürlich die Betroffenen. Die
Gemeinschaft zwischen den Künstlern und Kleingewerbetreibenden, die
Verankerung im Kiez, im Bezirk, in der Stadt – das macht das BLO aus.
Dieses Projekt stirbt, wenn für einzelne Künstler neue Räume gefunden
werden.“
Wie kann es weitergehen? „Uns geht es darum“, sagt Tietz, „die Bahn wieder
an den Verhandlungstisch zu bekommen.“ Schon seit Wochen sei der
Trägerverein im Gespräch mit Bundes- und Landespolitiker:innen. „Da gibt es
einen echten Konsens für den Erhalt“ und auch dafür, dass das Land der
Deutschen Bahn eine Ersatzfläche am [3][Heizkraftwerk Klingenberg in
Rummelsburg – mit Schienenanschluss -], das ja gerade in Landesbesitz
übergegangen ist, zur Verfügung stellen könnte. „Mit dem Ziel, dass das BLO
hier in Lichtenberg erhalten bleibt.“ Die Bahn wolle das aber nicht.
„Dagegen kämpfen wir“, sagt Tietz.
Das unterstützt neben der Linken-Bundestagsabgeordneten Gesine Lötzsch auch
Landespolitiker Christian Goiny: „Hier passiert die nächsten 20 Jahre gar
nichts, wenn die Ateliers verschwunden sind“, sagt der Sprecher für
Clubkultur und Haushalt der CDU-Abgeordnetenhausfraktion der taz.
Die Macher:innen des BLO sind also bestens vernetzt. Das findet auch
Julia Brodauf, eine der beiden Berliner Atelierbeauftragten. „Wir haben am
Montag über das BLO beraten, um das Projekt bestmöglich zu unterstützen.
Wir setzen uns für eine zumindest kurzfristige Lösung ein,“ sagt Brodauf.
Schließlich handele es sich um Arbeitsplätze von Künstler:innen und
anderen Kreativen – das Aus fürs BLO wäre „fatal für ihre Berufstätigke…
## Das Prinzip Hoffnung
Die Bahn wird deshalb auch bald Post von den Atelierbeauftragten bekommen,
einen Appell für den Erhalt. Außerdem, sagt Julia Brodauf, ist das BLO
Thema in der nächsten Sitzung des Kulturausschusses am kommenden Montag.
Das dürfte spannend werden.
Denn auch Kultursenator Joe Chialo (CDU) hat sich in den Konflikt
eingeschaltet. Fast ein Jahr lang hätten [4][der Trägerverein Lockkunst]
und die Bahn intensiv verhandelt, „mit Unterstützung und Beteiligung“ des
Landes Berlin, heißt es aus Chialos Verwaltung. Auch deshalb sei man von
den aktuellen Entwicklungen „überrascht und schockiert“.
Der Senat werde sich nun zeitnah mit Bitte um Unterstützung direkt an die
Bundesregierung wenden. Mal sehen, was Verkehrsminister Volker Wissing
(FDP) dazu sagt. Es bleibt am Ende das Prinzip Hoffnung.
6 May 2024
## LINKS
[1] https://www.blo-ateliers.de/ueber-about/
[2] https://www.blo-ateliers.de/kuenstlerinnen/
[3] /Heizkraftwerk-in-Berlin-lahmgelegt/!5824950
[4] /BLO-Ateliers-in-Berlin-Lichtenberg/!6008403
## AUTOREN
Andreas Hergeth
## TAGS
Kreativszene
Verdrängung
Berlin-Lichtenberg
Deutsche Bahn
Kreativszene
Verdrängung
Verdrängung
Berlin-Lichtenberg
Berlin-Lichtenberg
Berlin-Lichtenberg
## ARTIKEL ZUM THEMA
B.L.O-Ateliers und ein neuer Mietvertrag: „Kein gutes Angebot“
Erst kündigt die Deutsche Bahn den B.L.O.-Ateliers in Lichtenberg. Nach
Protesten gibt es nun doch einen neuen Mietvertrag. Aber nur für zwei
Jahre.
Schließung BLO-Ateliers in Lichtenberg: Höchstens Übergangs-Ateliers
Mehr als eine Zwischenlösung soll es nicht geben: Die DB will den im Juli
auslaufenden Mietvertrag der B.L.O.-Ateliers nicht langfristig verlängern.
Kunstoase in Lichtenberg in Gefahr: Chialo lädt sich bei Wissing ein
Die B.L.O.-Ateliers stehen vor dem Aus. Im Kulturausschuss muss sich
Kultursenator Joe Chialo erklären. Der hat an den Verkehrsminister
geschrieben.
BLO-Ateliers in Berlin-Lichtenberg: Bahn macht Kulturstandort platt
Mit den BLO-Ateliers in Lichtenberg steht ein weiterer Ort der Kreativszene
vor dem Aus. Die Bahn als Eigentümer des Geländes setzt auf Konfrontation.
Pläne für neue Flüchtlingsunterkünfte: Lichtenbergs CDU stellt sich quer
Bezirksbürgermeister Schaefer lehnt die Senatspläne zur Schaffung von über
1.000 neuen Flüchtlingsplätzen in Lichtenberg ab. Er will nachverhandeln.
Neuer Ärger in Berlin-Lichtenberg: Hönicke will alten Posten zurück
In der Zeit ohne SPD-Stadtrat Kevin Hönicke hat das Bezirksamt Lichtenberg
die Ressorts neu verteilt. Nun soll alles rückgängig gemacht werden.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.