| # taz.de -- Pläne für neue Flüchtlingsunterkünfte: Lichtenbergs CDU stellt … | |
| > Bezirksbürgermeister Schaefer lehnt die Senatspläne zur Schaffung von | |
| > über 1.000 neuen Flüchtlingsplätzen in Lichtenberg ab. Er will | |
| > nachverhandeln. | |
| Bild: Flüchtlingsunterkunft im Lichtenberger Ortsteil Falkenberg | |
| Berlin taz | Die CDU in Lichtenberg bläst zum Widerstand gegen die am | |
| Dienstag vom schwarz-roten Senat beschlossenen Standorte für neue | |
| Geflüchtetenunterkünfte. Die Planungen für den Ostberliner Bezirk seien | |
| „sozial unverantwortlich“ und „für uns untragbar“, erklärt der | |
| CDU-Fraktionschef in der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg, | |
| Benjamin Hudler. | |
| Tatsächlich sieht [1][die Liste mit den 16 neuen Containerdörfern] vor, | |
| dass ein Viertel der 6.130 zusätzlichen Plätze in Lichtenberg entstehen, | |
| 1.280 allein in den Ortsteilen Alt- und Neu-Hohenschönhausen. Zu viel, | |
| findet nicht nur Hudler. | |
| Auch CDU-Bezirksbürgermeister Martin Schaefer meutert: „Um es klar zu | |
| sagen: Ich lehne jede weitere Unterkunft in Hohenschönhausen ab.“ Hier gebe | |
| es dann elf Unterkünfte. Das habe mit der irgendwann mal angekündigten | |
| dezentralen Verteilung von Geflüchteten nichts mehr zu tun. | |
| Schaefer und die Bezirks-CDU stellen sich damit erstaunlich offen gegen | |
| ihren CDU-Landeschef Kai Wegner. Der Regierende Bürgermeister hatte bei der | |
| Vorstellung der Liste mit den geplanten Flüchtlingsunterkünften gesagt: | |
| „Natürlich war das ein Ringen, das können Sie sich ja vorstellen, dass da | |
| nicht alle an einem Strang ziehen.“ Aber, so der Tenor, die Not sei groß | |
| und das verfügbare Flächenkontingent begrenzt. | |
| ## Schaefer sieht Ausbau von Tempelhof als Alternative | |
| Die Parteifreunde in Lichtenberg interessiert das freilich wenig. Die Liste | |
| müsse „schnellstens wieder zurückgenommen“ werden, fordert | |
| BVV-Fraktionschef Hudler. Bürgermeister Schaefer hat unterdessen schon | |
| ziemlich genaue Vorstellungen, wie die für Hohenschönhausen vorgesehenen | |
| weit über 1.000 Flüchtlinge stattdessen untergebracht werden sollen: durch | |
| einen erneuten „deutlichen [2][Ausbau der Kapazitäten auf dem Tempelhofer | |
| Feld]“. | |
| Das kann die Lichtenberger CDU gern alles fordern, es ändert aber nichts an | |
| der Planung, entgegnet Albrecht Broemme, der Berliner Koordinator für die | |
| Unterbringung von Geflüchteten. „Im Moment versucht jeder, die Flüchtlinge | |
| woanders hin zu schieben, und das mache ich nicht mehr mit“, sagt der | |
| [3][vom Senat bereits mehrfach aus dem Ruhestand zurückgeholte ehemalige | |
| Landesbranddirektor] Broemme zur taz. Die Liste mit den 16 Standorten sei | |
| „gefixt“. | |
| Auch habe die von Broemme geleitete Taskforce allen Bezirken die | |
| Möglichkeit für Änderungswünsche eingeräumt. In Neukölln etwa sei so ein | |
| ursprünglicher vorgesehener Parkplatz vor einer Kleingartensiedlung wieder | |
| von der Liste gestrichen worden. „Lichtenberg hat gar nicht geantwortet auf | |
| meine Anfrage“, sagt Broemme. | |
| Das will nun Bezirksbürgermeister Schaefer nicht auf sich sitzen lassen. | |
| Die Frist, um zu antworten, sei sehr kurz gewesen. „Am 15. März haben wir | |
| aber sehr wohl einen Quick-Check verschickt, in dem wir festgehalten haben, | |
| dass bei den Lichtenberger Standorten zumindest viele Fragen offen sind“, | |
| sagt Schaefer zur taz. Schön und gut, sagt wiederum Broemme, aber der | |
| ominöse „Quick-Check“ aus Lichtenberg sei bei ihm nie angekommen. Nach | |
| Ostern will er sich mit Schaefer treffen, um mit ihm die Lage zu klären. | |
| ## Linke fordert mehr Engagement von Westbezirken | |
| Die Linke Lichtenberg, die viele Jahre den Bezirksbürgermeister stellte, | |
| will die Abwehrreaktion Schaefers gegen die Senatspläne nicht per se | |
| verdammen. „Lichtenberg gehört seit Jahren zu den Bezirken, die am meisten | |
| für Flüchtlinge tun“, sagt Sebastian Schlüsselburg, der für die Linke im | |
| Abgeordnetenhaus sitzt und in Lichtenberg seinen Wahlkreis hat. | |
| Der Bezirk, so Schlüsselburg zur taz, werde auch weiterhin helfen. Er | |
| erwarte aber zum einen vom Senat, „dass er die nötigen Schulplätze und | |
| soziale Infrastruktur zur Verfügung stellt“. Zum anderen werde es Zeit, | |
| dass auch „andere Bezirke wie Steglitz-Zehlendorf“ dem Lichtenberger | |
| Beispiel bei der Versorgung von Geflüchteten und Bereitstellung folgen. | |
| 27 Mar 2024 | |
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| Rainer Rutz | |
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