| # taz.de -- Pläne für das Tempelhofer Feld: Großunterkunft wird noch größer | |
| > Gesetzesänderung für mehr Platz für Flüchtlinge auf dem Tempelhofer Feld | |
| > muss nur noch durch Schlussabstimmung. Grüne scheitern mit | |
| > Änderungsantrag. | |
| Bild: Rund 850 Container stehen bereits vor den Hangars des früheren Flughafens | |
| Berlin taz | Die Pläne für weitere Container zur Flüchtlingsunterbringung | |
| auf dem Tempelhofer Feld sind einen Schritt weiter: Die schwarz-rote | |
| Koalition setzte die dafür nötige Änderung des Schutzgesetzes für das Feld | |
| auch im Umweltausschuss des Abgeordnetenhauses durch, gegen die Stimmen von | |
| Grünen, Linkspartei und AfD. Vorher hatte schon der | |
| Stadtentwicklungsausschuss zugestimmt. Letzte Hürde ist die | |
| Schlussabstimmung im Gesamtparlament, eventuell bereits nächste Woche. | |
| Damit würde möglich, was CDU-Fraktionschef Dirk Stettner [1][schon im Juni | |
| 2023] forderte: Flüchtlinge angesichts der überlasteten bisherigen | |
| Standorte auf dem früheren Flugplatz unterzubringen, der seit 2014 unter | |
| Veränderungsschutz steht. Weil CDU und SPD sich [2][in ihrem | |
| Koalitionsvertrag] offen für einen zweiten Anlauf zu einer Randbebauung | |
| zeigten, vermuteten Grüne und Linkspartei schnell einen Zusammenhang: Die | |
| Öffnung für weitere „Tempohomes“ genannte Wohncontainer werde als Türöf… | |
| für eine tatsächliche Bebauung genutzt. | |
| Die Linkspartei-Abgeordnete Katalin Gennburg etwa fürchtete eine | |
| „Salamitaktik des Senats, mit der immer größere Teile des Feldes temporär | |
| bebaut werden sollen“. CDU und SPD wiesen das zurück, damals ebenso wie am | |
| Donnerstag im Ausschuss. Gennburg erinnerte im Ausschuss daran, dass der | |
| Schutz des Feldes auf den Volksentscheid von 2014 zurückgeht. „Dass Sie die | |
| Situation der Geflüchteten nutzen, um ein Volksgesetz auszuhebeln, ist, | |
| ehrlich gesagt, nicht okay.“ | |
| Nachdem er zuvor gegen eine aus seiner Sicht verfehlte Migrationspolitik | |
| ausholte, sprach auch der AfD-Abgeordnete Alexander Bertram vom „Aushebeln“ | |
| eines Volksgesetzes: „Da gebe ich der Kollegin Gennburg an dieser Stelle | |
| recht.“ Gennburgs sofortige Reaktion: „Bitte nicht!“ | |
| ## Wohncontainer seit 2017 | |
| Linkspartei-Politikerin Gennburg [3][sieht abseits des Feldes ausreichend | |
| Platz]. Berlinweit würden 1.000 Häuser leer stehen, zudem gebe es eine | |
| Million Quadratmeter ungenutzter Bürofläche und 70.000 Ferienwohnungen. Die | |
| ließen sich laut Gennburg zur Unterbringung von Flüchtlingen statt des | |
| geschützten Felds nutzen. | |
| Die in der Gesetzesänderung ausgewiesene Fläche schließt an jenen Bereich | |
| im Nordosten des Feldes auf Neuköllner Seite an, auf dem seit 2017 | |
| Wohncontainer stehen. Auch das war durch eine zeitlich begrenzte Änderung | |
| des Feldgesetzes möglich geworden. | |
| Sie sollten nach drei Jahren abgebaut werden, haben aber wegen der weiter | |
| fehlenden Wohnungen für Flüchtlinge eine Duldung durch den Senat. Im Herbst | |
| gab es Überlegungen, [4][bei einer neuerlichen Gesetzesänderung auch die | |
| andere Feldseite längs des Tempelhofer Damms einzubeziehen]. Davon findet | |
| sich im aktuellen Entwurf nichts mehr. | |
| Weil die vorgesehene Ausweitung auch zwei Base- und Softballfelder umfasst, | |
| hatten die Grünen noch am Mittwoch kurzfristig beantragt, diesen Teil | |
| auszunehmen. Das hätte die vorgesehene Fläche etwa halbiert. Die Grünen | |
| sahen darin kein Problem: Zum Ausgleich dafür ließe sich das betonierte | |
| Vorfeld des Flughafengebäudes nutzen, das nicht unter das Feldgesetz fällt. | |
| Das aber geht aus Sicht des Senats nicht, wie von Umweltstaatssekretärin | |
| Britta Behrendt (CDU) zu hören war: Es sei vorgesehen, das Vorfeld für | |
| soziale Infrastruktur zu nutzen – „die brauchen wir auch“. Behrendt wies | |
| auch die Grünen-Kritik zurück, durch die Container würde ein zu NS-Zeiten | |
| als Zwangsarbeiterlager genutzter Bereich beschädigt, der als Bodendenkmal | |
| eingestuft ist. Der Denkmalschutz sei in jeden Verfahrensschritt | |
| eingebunden gewesen. | |
| ## Sportflächen sollen weichen – wohin auch immer | |
| Statt die Fläche zu reduzieren, setzt die Koalition darauf, die Sportplätze | |
| nötigenfalls an anderer, nicht genau benannter Stelle auf dem Tempelhofer | |
| Feld neu zu errichten. Für den Grünen-Abgeordneten Julian Schwarze | |
| widerspricht das einer schnellen Verfügbarkeit für Container, die doch von | |
| der Koalition gewollt sei. Denn die bisherigen Plätze sollen offenbar erst | |
| weichen, wenn Ersatz da ist, was nach Schwarzes Schätzung ein bis zwei | |
| Jahre dauern kann. | |
| Den Vorwurf, mit der Gesetzesänderung ein Einfallstor für eine spätere | |
| Randbebauung zu schaffen, wies die SPD-Fraktion klar zurück. Ihre | |
| umweltpolitische Sprecherin Linda Vierecke verteidigte allerdings, dass die | |
| Koalition zumindest grundsätzlich für eine Bebauung offen ist: Die jetzige | |
| Änderung – die bis Ende 2028 befristet ist – sei keine Vorentscheidung, | |
| sagte sie. „Aber es ist sinnvoll, nach einiger Zeit bei der Bevölkerung | |
| nachzufragen.“ | |
| Viereckes Fraktion hatte sich Ende Januar bei ihrer [5][Klausurtagung in | |
| Leipzig] dafür ausgesprochen, dass das Abgeordnetenhaus der Wählerschaft | |
| einen Volksentscheid vorlegen kann. | |
| 14 Mar 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Appell-an-schwarz-roten-Senat/!5936262 | |
| [2] https://www.berlin.de/rbmskzl/politik/senat/koalitionsvertrag/ | |
| [3] /Wohnungsbau-auf-dem-Tempelhofer-Feld/!5993866 | |
| [4] /Tempelhofer-Feld/!5971445 | |
| [5] /SPD-Klausur-in-Leipzig/!5985530 | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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