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# taz.de -- Kanzleramt startet Account: Scholz regiert nun auch auf Tiktok
> Das Kanzleramt startet einen eigenen Kanal auf Tiktok. Die Plattform gilt
> als Datensammler, für Scholz gelten also besondere
> Sicherheitsvorkehrungen.
Bild: „TeamBundeskanzler“ sendet neuerdings auf dem Tiktok-Kanal
Berlin taz | Nein, tanzen will er nicht, verspricht der Bundeskanzler über
seinen Old-School-Account auf X (ehemals Twitter). Das erste Video, das das
Kanzleramt am Montagvormittag über Olaf Scholz' brandneuen Tiktok-Kanal
[1][TeamBundeskanzler] sendet, ist denn auch angemessen statisch. Scholz
sitzt in seinem Büro am Schreibtisch und blickt mit einer Mischung aus
Belustigung und Misstrauen in Richtung Kamera. Vor ihm stehen drei
Telefone, eins davon rot. Und auf dem Sofa liegt seine Aktentasche. Aha,
der Kanzler regiert.
Mit solchen Videoschnipseln aus dem Kanzleramt will das Bundeskanzleramt
künftig auf Tiktok mitmischen. 21 Millionen Nutzer:innen hat die
Plattform nach eigenen Angaben allein in Deutschland (Stand Oktober 2023).
Bei Jugendlichen zwischen 14 und 19 ist sie eine Art Leitmedium, jede:r
zweite ist auf Tiktok.
Seine neue Zielgruppe reagiert denn auch postwendend auf Scholz' Erscheinen
mit politischen Forderungen: „Olaf mach döner auf 3,50!“, schreibt ein
Nutzer. Dabei ist Scholz beileibe kein Trendsetter, läuft dem Mainstream
eher hinterher. Auch Robert Habeck (Grüne) [2][und Karl Lauterbach (SPD)
haben eigene Tiktok-Accounts], international sind US-Präsident Joe Biden
oder Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vertreten.
Doch das so vertraute Zögern des Kanzlers ist hier vielleicht berechtigt,
gilt die Plattform doch als mindestens zwielichtig. Hinter ihr steht das
[3][chinesische Unternehmen Bytedance, der Umgang mit sensiblen Nutzerdaten
ist grenzwertig]. Die EU verhängte im vergangenen Jahr eine Millionenstrafe
gegen Tiktok wegen Verstößen gegen das europäische Datenschutzrecht. Auf
Diensthandys der EU-Kommission darf die App nicht heruntergeladen werden.
In [4][den USA hat das Repräsentantenhaus ein Gesetz verabschiedet], das
Tiktok dort verbieten könnte.
## Besondere Sicherheitsvorkehrungen
Auch für den Betrieb des kanzlereigenen Tiktok-Kanals gelten laut
Bundespresseamt besondere Sicherheitsvorkehrungen. Um zu gewährleisten,
dass die Tiktok-App keinerlei Zugriff auf behördeninterne Daten erhalte,
werden Tiktok-only-Telefone angeschafft. Die Geräte seien ausschließlich
für die Nutzung der App und das Veröffentlichen von Inhalten auf dem Kanal
vorgesehen, heißt es aus dem Amt. Auf seinem Diensthandy wird sich der
Bundeskanzler also nie beim Regieren zuschauen, geschweige denn auf
Kommentare reagieren können.
Dass man sich trotzdem für den Schritt auf Tiktok entschieden habe, erklärt
Scholz Sprecher Steffen Hebestreit am Montag mit der veränderten
Mediennutzung und der politischen Konkurrenz. „Wir müssen dahingehen, wo
die Bürger sich informieren.“ Und das sei im zunehmenden Maße eben auch
Tiktok. Dort gebe es ein Bedürfnis nach verlässlichen Informationen. Auch
die Influencer:innen, die das Kanzleramt in dieser Frage um Rat gefragt
habe, hätten dazu geraten.
Man dürfe solche Kanäle eben nicht nur bestimmten politischen Akteuren
überlassen, so Hebestreit. Das zielt insbesondere auf die AfD. Deren
[5][Abgeordnete betreiben laut einer Studie sechs der zehn beliebtesten
Politiker:innenaccounts auf Tiktok] in Deutschland. Wer dem Kanzler
nicht auf Tiktok folgen möchte, könne sich weiter über alle anderen
Social-Media-Kanäle, etwa Mastodon, Facebook und Youtube informieren. Dort
gebe es dieselben Inhalte wie auf Tiktok. Unter anderem den Videopodcast
KanzlerKompakt. Dass der auf Tiktok trendet, ist wohl eher
unwahrscheinlich.
8 Apr 2024
## LINKS
[1] https://www.tiktok.com/@teambundeskanzler
[2] /TikTok-Debatte-in-Deutschland/!5996585
[3] /Datenspeicherung-auf-TikTok/!5861217
[4] /US-Repraesentantenhaus-will-Tiktok-Gesetz/!5998308
[5] https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Deutsche-Parteien-und-Politike…
## AUTOREN
Anna Lehmann
## TAGS
Social Media
TikTok
Datenschutz
Bundeskanzler
Olaf Scholz
GNS
Bundeswehr
Plattformökonomie
Kolumne Der rote Faden
EU-Kommission
Soziale Medien
TikTok
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