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# taz.de -- Politik in 100 Jahren: Gegen die Lügen
> Heute reden Politiker*innen gerne mal Unsinn, oder können sich nicht
> mehr erinnern. Deshalb werden sie in Zukunft überwacht – und zwar immer.
Bild: Donald Trump würde ein Faktenchecker wohl nicht schaden
Spitzenpolitiker zeigen sich dieser Tage nicht von ihrer besten Seite:
Trump hat kein Problem damit, ein Video zu posten, in dem das Bild eines
gefesselten und am Boden liegenden Biden gezeigt wird, [1][Markus Söder]
verbreitete in der Talkshow von Sandra Maischberger im Juli 2023 so
hartnäckig Lügen über die Grünen, dass sich [2][das Erste zu einem
ausführlichen Faktencheck] veranlasst sah und Bundeskanzler Scholz lässt
die Wahrheit im [3][Cum-Ex-Skandal] nur Scheibchenweise ans Licht kommen
oder am besten gleich in seinem schlechten Gedächtnis verschwinden.
Ich frage mich, ob es ein unvermeidlicher Trend ist, dass Menschen immer
abgebrühter, empathieloser und unehrlicher werden, wenn sie in
Machtpositionen gelangen.
Als ich meinem zeitreisenden Freund Felix die Frage stelle, schüttelt er
entschieden den Kopf: „Das liegt nicht am Menschen, sondern an zwei
Organisationsproblemen: Selektion und Öffentlichkeit. Eure jetzige
Demokratie ist noch so gestaltet, dass sich hauptsächlich gut verdienende
biodeutsche Männer ab 50 in der Politik engagieren.
Aber das ändert sich: Ab 2040 werden Kommunalpolitiker*innen
anständig bezahlt. Dann können es sich auch alleinerziehende Mütter,
Menschen mit Migrationshintergrund oder Leute ohne finanzielles Polster
leisten, in die Politik zu gehen. So wandelt sich das soziale Umfeld, in
dem Politik stattfindet und damit auch die Themen und die Gepflogenheiten.“
„Verstehe, aber Veränderung heißt ja nicht notwendigerweise Verbesserung.
Was hält die Politiker*innen der Zukunft davon ab, zu lügen?“, frage
ich.
„Ab 2055 werden in Deutschland alle Politiker*innen vom Amtseid bis
zur Entlassung digital überwacht“, sagt Felix. „Jede Besprechung, jeder
Beschluss, jeder Befehl wird dokumentiert und archiviert.“
„Manche Dinge müssen doch aber geheim sein. Zum Beispiel, wenn es um die
Sicherheit geht.“
„Diese Inhalte werden trotzdem aufgezeichnet und spätestens nach 10 Jahren
bekanntgemacht. Alles andere ist jederzeit öffentlich nachvollziehbar. Weil
stets protokolliert wird, was wirklich geschieht, ist es unmöglich, die
Menschen später über die eigenen Handlungen zu täuschen. Wenn
Politiker*innen etwas Falsches behaupten oder Trolle Fake News
verbreiten, schlägt der automatische Faktenchecker sofort Alarm.“
„Automatischer Faktenchecker?“
„Wenn du deinen Kindern erklärst, ihr Taschengeld entspräche genau der für
ihr Alter empfohlenen Höhe, dann zücken die doch sofort ihr Handy und
googlen, ob deine Behauptung stimmt, oder?“
„Ja klar. Medienkompetenz ist super wichtig. Meine Kinder nutzen
verlässliche Quellen, um den Wahrheitsgehalt von Informationen zu prüfen.
Die lassen sich nicht so leicht übers Ohr hauen.“
„Sehr gut! Aber genau genommen ist es gesellschaftlich total riskant, den
Faktencheck einzelnen Bürger*innen zu überlassen. Das sollte ein
unabhängiges und kompetentes Institut übernehmen. Du misst doch auch nicht
nach, ob in der Milchtüte wirklich ein Liter drin ist oder ob bei der
Achterbahn alle Schrauben festgezogen sind. Deshalb ist bei uns in allen
digitalen Endgeräten ein Faktenchecker installiert, der Falschinformationen
erkennt und markiert. Die Politiker*innen fürchten einen Imageschaden,
wenn sie beim Lügen ertappt werden, also lassen sie es bleiben.“
„Und wer garantiert, dass die Faktenchecker Software richtig liegt?“, frage
ich.
„Das macht natürlich der TÜV!“
14 Apr 2024
## LINKS
[1] /Gender-Verbot-an-Unis-und-Behoerden/!5999469
[2] https://www.daserste.de/information/talk/maischberger/faktencheck/faktenche…
[3] /Juristin-ueber-Cum-Ex-Theater/!5999007
## AUTOREN
Theresa Hannig
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