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# taz.de -- Bewegungstermine in Berlin: Heraus zum 8. März!
> Das Patriarchat hat viele Facetten – deshalb muss auch der Feminismus
> vielfältig sein. Am 8. März dürfte in Berlin für jede:n eine Demo dabei
> sein.
Bild: Feminismus ist Klassenkampf ist Antifaschismus ist Internationalismus
Der feministische Kampftag am 8. März bleibt leider bitter nötig. Der Tag,
der ursprünglich aus der kommunistischen Arbeiter:innenbewegung
stammt, richtet sich schon längst nicht mehr ausschließlich gegen die
ökonomische Unterdrückung von Flinta* – obwohl diese gravierend bleibt.
Noch immer wird Care-Arbeit systematisch abgewertet, noch immer erhalten
Frauen* weniger Gehalt und Rente, noch immer verrichten sie einen Großteil
der unbezahlten Sorgearbeit.
Doch der Kampf gegen das Patriarchat, er ist noch viel, viel mehr: Es ist
ein Kampf gegen die alltägliche männliche Gewalt, die sich in Femiziden
entlädt. Es ist ein Kampf gegen den Faschismus, der droht, Frauen wieder zu
Gebährmaschinen für die völkische Kriegsmaschinerie zu degradieren. Es ist
ein Kampf für einen widerständigen Feminismus, der sich auch gegen die
Aneignung dieses Tages durch das Kapital und den Feminismus™ zur Wehr zu
setzt, der will, dass #Girlbosse plötzlich die gleiche Scheiße betreiben
wie die Männer.
Es ist ein Tag, der sich gegen den weißen, neoliberalen Feminismus zur Wehr
setzt, der schon viel zu oft als Unterdrückungsinstrument von People of
Color im Globalen Süden (im Namen des Fortschritts) hergehalten hat. Es ist
ein Tag, der sich gegen reaktionäre Ideologien jeder Art richtet – auch
wenn sie aus dem Globalen Süden stammen. Da sich die patriarchale Gewalt in
so vielfältigen Formen äußert, muss auch der Widerstand divers sein. Wie in
jedem Jahr bilden in Berlin eine Großzahl an Demos und Veranstaltungen
diese Vielfältigkeit ab.
## Demos schon am Vorabend
Schon am Abend des 7. März wollen die [1][IL Berlin], [2][Deutsche Wohnen &
Co enteignen] und das [3][Netzwerk gegen Femizide] unter dem Motto
[4][„Patriarchat enteignen!“] auf die Verknüpfung von Femiziden mit der
Wohnungsfrage aufmerksam machen. Denn häufig geschehen Femizide, weil
Betroffene schlicht nicht die Möglichkeit eines Wohnungswechsels haben.
Laut der [5][Frauenhauskoordinierung] fehlen deutschlandweit 14.000
Frauenhausplätze. An durchschnittlich 303 Tagen im Jahr melden Frauenhäuser
einen Aufnahmestopp an. Dagegen könnte helfen: die Vergesellschaftung von
Wohnraum (Donnerstag, 7. 3., Rosa-Luxemburg-Platz, 17 Uhr).
Zeitgleich organisiert der [6][Jugendclub Keimzelle] eine Demonstration,
die „Ratte“ gedenkt, einem Straßenkind, das im Alter von nur 17 Jahren am
7. Mai 2023 verstorben ist. Auf dem Blog des Jugendclubs ist eine
[7][bewegende Erinnerung] an Ratte zu finden. Auf der Demonstration wollen
Freund:innen Ratte gedenken – und am Vorabend des 8. März auf die
Situation von Frauen und Queers auf der Straße hinweisen (Donnerstag, 7.
3., S-Bahnhof Warschauer Straße, 17 Uhr).
Im Wedding findet auch eine [8][kinderfreundliche Krawalldemo] statt. Das
[9][Stadtteilkomitee Wedding] hat sich die Kochtopfdemos aus Chile zum
Vorbild genommen – und ruft deshalb auf, gegen Ausbeutung und für
körperliche Selbstbestimmung laut zu werden. Klein und Groß sind
willkommen, um eine wahrlich solidarische Gesellschaft der Fürsorge zu
erkämpfen (Donnerstag, 7. 3., Elise-und-Otto-Hampel-Platz, 17 Uhr)
## Demos am 8. März
Am 8. März rufen die DGB-Gewerkschaften und das [10][Bündnis für sexuelle
Selbstbestimmung] unter dem Motto [11][„Feministisch, solidarisch,
gewerkschaftlich“] zur großen DGB-Demo um 11:30 Uhr am Oranienplatz in
Kreuzberg auf. Denn die Gleichberechtigung ist noch lange nicht erreicht.
Zu Recht wird im Aufruf kritisiert, dass Frauen 18 Prozent weniger als
Männer verdienen, aber einen Großteil der unbezahlten Sorgearbeit
übernehmen. Am Ende des Erwerbslebens erhalten Frauen ein Drittel weniger
Rente als Männer – und sind allgemein viel häufiger Opfer sexueller Gewalt.
Ein klassenkämpferischer Block findet sich beim Banner „Schlechte
Arbeitsbedingungen, niedrige Löhne, Armut und Unterdrückung – Nicht mit
uns!“ des [12][Solidaritätsbündnisses Soziale Arbeit] zusammen. Ein
Schwerpunkt werden hier die drohenden Kürzungen in der Sozialen Arbeit sein
– die nach wie vor zu 70 Prozent von Frauen* geleistet wird. Dass
neoliberale Politiker:innen hier als erstes den Rotstift ansetzen, ist
eine patriarchale Abwertung, gegen die es nur ein Gegenmittel gibt:
Klassenkampf.
Gegen den reaktionären Rollback ruft unter anderem das [13][Bündnis Reclaim
Club Culture] zwischen 12 und 14 Uhr unter dem Motto [14][„Love Feminism,
Hate AfD“] zur Landesgeschäftsstelle der Partei an der Kurfürstenstraße 79.
Denn wenig bedroht queerfeministische Errungenschaften so real wie der
voranschreitende Rechtsruck. In der völkischen „Volksgemeinschaft“ sind
Frauen schließlich nur zum Kinderkriegen da, geschlechtlicher und sexueller
Vielfalt wird die Existenzberechtigung abgesprochen. Gegen diese
Horrorvision hilft nur ein offensiver, antifaschistischer Feminismus.
## Wie hältst Du's mit Palästina, Genossin?
Die traditionell revolutionär-internationalistische Demonstration wird von
der [15][Alliance of Internationalist Feminists] veranstaltet. Um 14 Uhr
startet der Protestzug unter dem Motto [16][„Down With Imperialist
Feminism“] an der Straße Unter den Linden 21. Der imperialistische
Feminismus sei immer schon das “‚unschuldige‘ Gesicht der kolonialen
Gewalt“ gewesen, heißt es im Aufruf. Dort wird auch eine Doppelmoral jener
Feminist:innen kritisiert, die sich gegen Faschismus aussprechen,
gleichzeitig aber die „völkermörderischen Aktionen des faschistischen
israelischen Regimes“ in Gaza verteidigten.
Damit erhält der Nahostkonflikt Einzug in die feministischen Proteste am 8.
März. Wohl als Gegenveranstaltung zum internationalistischen Protest hat
sich das Bündnis [17][„feminism unlimited“] gebildet, deren Demo um 15 Uhr
am Helsingforser Platz am S-Bahnhof Warschauer Straße startet. Kritisiert
wird der Antisemitismus linker Strukturen, der zunehmende Einfluss
autoritärer Gruppen und eine Blindheit gegenüber der reaktionären Ideologie
des Islamismus, die sich in den Relativierungen der Hamas-Massaker gezeigt
habe. Es gelte deshalb, für einen universellen Feminismus auf die Straße zu
gehen – bei dem Jüd:innen nicht unter den Tisch fallen.
Am Abend findet dann die kämpferische [18][„Fight By Night“-Demonstration]
statt. Auch in diesem Jahr wird es auf der autonomen queerfeministischen
Demonstration einen All-Gender Block geben, der Fontblock ist für Flinta*s
reserviert. Es wird darum gebeten, sich in Bezugsgruppen zu organisieren
und keine Handys mitzunehmen. Los geht es um 18 Uhr an der Admiralbrücke am
Planufer in Kreuzberg.
5 Mar 2024
## LINKS
[1] https://berlin.interventionistische-linke.org/
[2] https://dwenteignen.de/
[3] https://wirwollenunslebend.wixsite.com/netzwerkggnfeminizid
[4] https://interventionistische-linke.org/en/node/2279
[5] https://www.frauenhauskoordinierung.de/fileadmin/redakteure/Publikationen/S…
[6] https://keimzelle.blackblogs.org/sample-page/
[7] https://keimzelle.blackblogs.org/2024/02/10/stasenkinder-gibts-auch-hier-in…
[8] https://asanb.noblogs.org/?event=raus-mit-kochtopf-und-krawall-weiterkaempf…
[9] https://gegenmacht.jetzt/ueberuns/ueber-uns-im-wedding/?loc=wedding%2F
[10] https://www.sexuelle-selbstbestimmung.de/
[11] https://bb.verdi.de/++co++6c7bed52-d008-11ee-820a-43678528860b
[12] https://sozialbuendnis.noblogs.org/
[13] https://www.instagram.com/reclaimclubculture/
[14] https://asanb.noblogs.org/?event=love-feminism-hate-afd
[15] https://feministallianceberlin.wordpress.com/about/
[16] https://asanb.noblogs.org/?event=nieder-mit-dem-imperialistischen-feminism…
[17] https://feminism-unlimited.org/
[18] https://www.instagram.com/p/C38d-nqMcRM/
## AUTOREN
Timm Kühn
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