| # taz.de -- Frauenmärz 2024 in Tempelhof-Schöneberg: Ein Tag ist nicht genug | |
| > „Frauen gestalten Zukunft“ ist das Frauenmärz-Motto. Einen Monat lang | |
| > gestalten starke Frauen das Programm voller Politik, Diversität und | |
| > Empowerment. | |
| Bild: Am 3. März wird die Plakatausstellung „Rebellinnen – Frauen verände… | |
| Berlin taz | Lust auf einen Teeabend mit Renate Künast? Gemeinsam mit der | |
| Politikerin lädt die [1][AG Frauen Gender Queer*], eine Arbeitsgruppe der | |
| Grünen Tempelhof-Schöneberg, alle interessierten Frauen* zu Gespräch und | |
| Diskussion ein. Die abendliche Teestunde findet am 11. März um 19 Uhr im | |
| Rahmen des „[2][Frauenmärz 2024 in Tempelhof und Schöneberg]“ statt. Dess… | |
| Motto „Frauen gestalten Zukunft“ wird zum Anlass genommen, um den Blick auf | |
| „Ideen, Vorschläge sowie den Veränderungswillen von Frauen in Beruf, | |
| Familie und Ehrenamt“ zu richten. | |
| Klar, dafür reicht eine Veranstaltung nicht aus. Schönerweise steht der | |
| gesamte Monat März ganz im Zeichen der Frauen. Und das nicht erst, seitdem | |
| der Frauentag im Jahr 2019 in Berlin offizieller Feiertag geworden ist. Die | |
| Hauptstadt war damit übrigens Vorreiter. Mecklenburg-Vorpommern hat | |
| vergangenes Jahr den 8. März ebenfalls zum Feiertag erklärt. | |
| Im Rahmen von vier Wochen Frauenmärz sollen laut Ankündigung Frauen zu Wort | |
| kommen, „die das Morgen aktiv gestalten und den Weg ebnen für eine | |
| zukunftsfähige Welt“. Gleichzeitig soll in Stadtführungen, Workshops, | |
| Lesungen und Filmabenden die Erinnerung an bedeutende Frauen aus der | |
| Vergangenheit lebendig gehalten werden. | |
| Gestartet ist der Frauenmärz bereits 1986 in Tempelhof und „war bis 1990 | |
| einmalig in Berlin“, weiß Ivanka Jagec vom Veranstaltungsmanagement zu | |
| berichten. Entstanden ist der Veranstaltungsmarathon „aus der engagierten | |
| Zusammenarbeit von Akteurinnen und Künstlerinnen rund um die Musikschule | |
| und Volkshochschule sowie Bürger*innen im Bezirk, unterstützt von | |
| Politikerinnen verschiedenster Parteien“. | |
| ## Ein ambitioniertes Programm | |
| Das sieht man dem umfangreichen, politisch wie zivilgesellschaftlich | |
| ambitionierten Programm auch an. Nach der Fusion der Bezirke Tempelhof und | |
| Schöneberg wurde die Veranstaltungsreihe weitergeführt. „Sie stellt bis | |
| heute eine wichtige Plattform für die Sichtbarkeit, den Austausch und die | |
| Vernetzung von Frauen rund um Fragen der Geschlechtergerechtigkeit dar“, | |
| sagt Ivanka Jagec. | |
| Zum ersten Mal findet am 1. März die „Frauenmärz“-Eröffnung am Flughafen | |
| Tempelhof statt. Ein Ort, der für eine bewegte Vergangenheit steht und der | |
| in den kommenden Jahren zu einem Stadtquartier für Kunst, Kultur und | |
| Kreativwirtschaft werden soll. „Frauen gestalten Zukunft“ – die Location | |
| passt also zum Motto. Es gibt Musik und eine Impro-Show der | |
| Schauspielerinnen von [3][Chaos Royal]. | |
| Als Rednerin des Abends ist Sophia Hoffmann eingeladen. Die Köchin, Autorin | |
| und Gastronomin zeigt in ihrem Berliner Bio-Restaurant, wie vegane, | |
| nachhaltige Küche aussehen kann. Sie freut sich darauf, wie sie der taz | |
| erzählt, kennt den Frauenmärz auch schon länger, war aber selbst noch nie | |
| dort. „Das Motto des Frauenmärz wird das Leitthema in Verbindung mit meinem | |
| Beruf sein“, sagt Hoffmann. „Ich spreche zu Fragen, wie wir zum Beispiel | |
| einen Paradigmenwechsel in der Gastronomie hinbekommen. Empowerment und | |
| Netzwerken sind zwei andere Stichpunkte.“ | |
| Was sie mit Paradigmenwechsel genau meint? In der Gastronomie arbeiten ja | |
| einerseits viele Frauen im Service und auch zahlreiche Männer mit | |
| Migrationserfahrung in den Küchen – Letztere bekommt man kaum zu Gesicht. | |
| ## Sophia Hoffman hat eine Menge zu erzählen | |
| „Ja, es geht um Sichtbarkeit“, sagt Hoffmann. „Der Restaurantbetrieb im | |
| Sterne-Bereich ist ja sehr männlich, weiß und elitär, mit Investmentfirmen | |
| im Hintergrund. Gleichzeitig gibt es viele Frauen, viele Nichtweiße, die in | |
| der Gastronomie arbeiten, aber nicht so sichtbar sind. Ich setze mich viel | |
| damit auseinander, wie man das verändern kann.“ | |
| Daran arbeitet sie ganz konkret. In ihrem [4][Restaurant „Happa“] in der | |
| Schlesischen Straße in Kreuzberg, das Hoffmann seit November 2022 mit Nina | |
| Petersen betreibt, stehen ökologische Nachhaltigkeit und die Vereinbarkeit | |
| von Familie und Beruf im Vordergrund. „Es geht natürlich darum, die Gäste | |
| glücklich zu machen, aber auch, unseren Bedürfnissen gerecht zu werden“, | |
| sagt Hoffmann, deren Team „nur aus Frauen und nonbinären Personen“ besteht. | |
| „Das war so nie geplant, hat sich so entwickelt.“ Sophia Hoffmann hat also | |
| eine Menge zu erzählen. | |
| Magdalena Sporkmann ist ebenfalls Teil des Frauenmärz-Programms und mit | |
| einer Lesung aus ihrem Buch „Miss Money – Was schlaue Mädchen über Geld | |
| wissen sollten“ am 16. März dabei. „Bereits ganz jungen Frauen das nötige | |
| Wissen und Selbstvertrauen zu vermitteln, damit sie finanziell unabhängig | |
| werden und bleiben, ist meine tägliche Mission“, sagt sie der taz. „Ich | |
| träume von einer Gesellschaft, in der Frauen Männern endlich auch | |
| finanziell gleichgestellt sind, denn Geld bedeutet Macht.“ | |
| Für die Autorin ist es wichtig, dass Mädchen schon in jungen Jahren lernen, | |
| mit Geld umzugehen. „Wir leben in einer kapitalistischen | |
| Gesellschaftsordnung und gehen jeden Tag mit Geld um“, sagt Magdalena | |
| Sporkmann. „Da ist es immens wichtig, dass bereits junge Menschen lernen, | |
| dieses mächtige Werkzeug Geld richtig zu nutzen, um so langfristig stabil | |
| auf eigenen Füßen zu stehen und die eigenen Träume zu verwirklichen.“ | |
| Für Mädchen sei dieses Wissen besonders wichtig, denn finanzielle | |
| Ungleichheit zwischen den Geschlechtern beginne bereits im Kindesalter: | |
| „Mädchen haben weniger Wissen und Selbstbewusstsein in Sachen Finanzen als | |
| Jungen. Das möchte ich ändern.“ | |
| ## „Schwarz. Deutsch. Weiblich“ | |
| Der Wille zur Veränderung wohnt auch einer Veranstaltung am 19. März inne: | |
| Im Schöneberg Museum stehen Lesung und Gespräch mit [5][Natasha A. Kelly] | |
| und Abenaa Adomako auf dem Programm. In ihrem Buch „Schwarz. Deutsch. | |
| Weiblich. Warum Feminismus mehr als Geschlechtergerechtigkeit fordern muss“ | |
| geht Kelly anhand von persönlichen und kollektiven Erfahrungen der | |
| Geschichte des Schwarzen Feminismus in Deutschland nach. | |
| Unter den porträtierten Frauen, die sie inspiriert haben, ist auch Abenaa | |
| Adomako, Aktivistin, Mitbegründerin der [6][Initiative Schwarze Menschen in | |
| Deutschland Bund e. V.] (ISD) und Co-Autorin des Buches „Farbe bekennen“. | |
| Im vergangenen Jahr war die von Adomako mitkuratierte Ausstellung über ihre | |
| Familiengeschichte [7][„Auf den Spuren der Familie Diek“] im Schöneberg | |
| Museum zu sehen. An Themen dürfte es beiden Gesprächspartnerinnen an diesem | |
| Abend also nicht mangeln. | |
| Aber müsste es den Frauenmärz nicht das ganze Jahr über geben? „Ich bin f�… | |
| bestimmte Momente im Jahr, die besonders gefeiert werden“, sagt Abenaa | |
| Adomako, „die eine gewisse Konzentration bringen, etwas so wie der | |
| [8][Black History Month], der immer im Februar stattfindet. Aber die Themen | |
| sollten natürlich weiterhin tagesaktuell beachtet werden können.“ | |
| Der Einfluss von Frauen dürfe nicht unterschätzt werden. „Frauen sind und | |
| waren in vielen Dingen die Vorreiterinnen“, sagt Adomako. „Mein Gefühl und | |
| meine eigene Lebenserfahrung zeigt, dass Frauen viel in die Wege leiten. | |
| Ohne Frauenprojekte zu Themen wie Feminismus, Rassismus, Diversität und | |
| ohne Frauen wie [9][Audre Lorde] wäre meine eigene Zukunft anders | |
| verlaufen.“ | |
| 29 Feb 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://gruene-ts.de/mitmachen/ag-frauengenderqueer/ | |
| [2] https://www.frauenmaerz.de/ | |
| [3] https://www.chaos-royal.com/ | |
| [4] https://www.sophiahoffmann.com/das-happa-restaurant-hat-eroeffnet/ | |
| [5] https://de.wikipedia.org/wiki/Natasha_A._Kelly | |
| [6] https://isdonline.de/ | |
| [7] /Kolonialismus-in-Berlin/!5908086 | |
| [8] /Kaempferischer-Black-History-Month/!5828996 | |
| [9] /Kaempferischer-Black-History-Month/!5828996 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Hergeth | |
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