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# taz.de -- Atommüllstiftung Kenfo: Investitionen gegen den Anspruch
> Die Atommüllstiftung Kenfo will ihr Geld durch Investitionen in fossile
> Firmen mehren. Dabei rühmt sie sich ihrer angeblich grünen
> Anlagestrategie.
Bild: Totalausfall Grüne Anlagestrategie: TotalEnergies befindet sich auch im …
Göttingen taz | Die Stiftung Kenfo, die Milliardensummen für die
[1][deutsche Atommülllagerung] verwaltet, rühmt sich ihrer grünen
Anlagestrategie. Die Initiativen „urgewald“ und „Fossil Free Berlin“ ha…
das überprüft. Demnach hatte Kenfo nach letztem Stand rund 771 Millionen
Euro in Aktien und Anleihen von 107 fossilen Unternehmen investiert.
Kenfo steht für „Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung“.
Die vier deutschen Atomkraftwerksbetreiber hatten dort 2017 insgesamt 24,1
Milliarden Euro eingezahlt und sich damit von der finanziellen
Verantwortung für die Aufbewahrung des Atommülls freigekauft. Kenfo ist die
größte öffentlich-rechtliche Stiftung Deutschlands.
Im Rahmen der Verwaltung und – nach Möglichkeit Mehrung – des Vermögens
investiert Kenfo in Aktien, Anleihen und andere Geldanlagen. Dabei lässt
sich die Stiftung eigenen Angaben zufolge von sogenannten
[2][ESG-Nachhaltigkeitskriterien] leiten und unterstützt die Ziele der
Pariser Klimakonferenz. Dabei steht ESG für Environment, Social und
Governance.
Im Bereich Energie hat Kenfo zum Beispiel Investitionen in Betreiber von
AKW, Uranabbau und Betrieb von Uranminen, Kohleabbau und -verstromung, Öl-
und Gasgewinnung aus Fracking sowie Ölgewinnung aus Öl- und Teersand
ausgeschlossen. Doch „Urgewald“ und „Fossil Free Berlin“ glichen das
zuletzt veröffentlichte Kenfo-Portfolio mit aktuellen
Unternehmensdatenbanken zur fossilen Industrie ab. Das Ergebnis: Den
weitaus größten Anteil der insgesamt in diesen Sektor investierten 771
Millionen Euro machen demnach mit rund 723 Millionen Investitionen in 98
Öl- und Gasunternehmen aus, darunter TotalEnergies, Shell und BP.
## Unternehmen gefährden Pariser Klimaziele
Diese Unternehmen wollten durch die Erschließung neuer Öl- und Gasfelder
sowie den Bau von Pipelines, LNG-Terminals oder Gaskraftwerken ihre
fossilen Geschäfte ausbauen und gefährdeten damit die Pariser Klimaziele,
kritisiert Anna Lena Samborski, Finanz-Campaignerin bei „urgewald“: „Öl-
und Gasunternehmen wie TotalEnergies, Shell oder BP haben offenkundig kein
Interesse daran, ihr Geschäftsmodell an eine klimagerechte Zukunft
anzupassen.“
Kenfo räumt nun Investitionen in Unternehmen ein, deren Geschäftsmodell auf
fossilen Energiequellen basiert. Und rechtfertigt sie damit, dass man „die
Wirtschaft, und damit die Portfoliounternehmen, bei der Umstellung ihrer
Geschäftsmodelle zur Klimaneutralität konstruktiv begleiten“ wolle. Diese
Strategie wird als „Engagement“ bezeichnet, im Gegensatz zum „Divestment�…
was den gezielten Verkauf fossiler Geldanlagen meint.
Die angebliche Begleitung solcher Unternehmen in Richtung eines
klimaneutralen Geschäftsmodells funktioniere aber nicht, so Samborski.
„Wenn der Kenfo seine grünen Ansprüche ernst nimmt, muss er sich von seinen
fossilen Geldanlagen trennen. Als staatlich kontrollierte Stiftung hat
Kenfo Vorbildcharakter und sollte beim Klima keine Kompromisse machen.“
Mathias von Gemmingen, Campaigner bei „Fossil Free Berlin“, hält es für e…
„politisches Versagen, wenn staatliche Stellen die Klimaschäden der
Fossilindustrie ignorieren und durch Finanzgeschäfte auch noch anfeuern“.
Mit diesem Fehlverhalten stehe die Kenfo-Stiftung übrigens nicht allein.
Auch das Bundesinnenministerium habe zugeben müssen, Aktien von Gas- und
[3][Ölkonzernen] für eine halbe Milliarde Euro gekauft zu haben.
20 Feb 2024
## LINKS
[1] /Der-Atomkonflikt/!5598552
[2] /Milliardaere-und-Investitionsallianzen/!5990055
[3] /Energiepolitik/!5990203
## AUTOREN
Reimar Paul
## TAGS
Schwerpunkt Atomkraft
Nachhaltigkeit
Klimaschutzziele
Investitionen
Aktienrente
Schwerpunkt Klimawandel
Transformation
Schwerpunkt Klimasabotage
Klimakonferenz in Dubai
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