| # taz.de -- Problematische Investitionen: Staatlicher Rentenfonds in Kritik | |
| > Im Kenfo-Fonds wird das Kapital für die staatliche Aktienrente angelegt. | |
| > Greenpeace kritisiert große Defizite bei Umwelt und | |
| > Menschenrechtsstandards. | |
| Bild: Greenpeace ist die Aktienrente nicht nachhaltig genug | |
| Berlin afp | Die [1][Umweltorganisation Greenpeace] äußert scharfe Kritik | |
| an der Art und Weise, wie der für die künftige Aktienrente zuständige Fonds | |
| Kenfo sein Geld anlegt. Eine Analyse habe gezeigt, „dass die bestehende | |
| Strategie erhebliche Defizite aufweist, die eine glaubwürdige Umsetzung | |
| internationaler Umwelt- und Menschenrechtsstandards gefährden“, erklärte | |
| Greenpeace am Montag. Rund 5,5 Prozent des Anlageportfolios seien mit | |
| „schwerwiegenden Klima-, Umwelt- und Menschenrechtskontroversen verbunden“. | |
| Greenpeace hatte die Vorgaben des Fonds für die Geldanlage sowie die | |
| tatsächlichen Investitionen untersucht. Der Fonds zur Finanzierung der | |
| kerntechnischen Entsorgung [2][(Kenfo)] verwaltet derzeit Geld für die | |
| Finanzierung der Zwischen- und Endlagerung von Atommüll. Künftig soll er | |
| auch für die Aktienrente – offiziell heißt sie Generationenkapital – | |
| zuständig sein. Für diese stellt der Bund einen Kapitalstock zur Verfügung. | |
| Der Kenfo soll die Mittel gewinnbringend anlegen, um die Rentenkasse zu | |
| entlasten. | |
| Der Fonds verfolgt „einen umfassenden Nachhaltigkeitsansatz für das gesamte | |
| Portfolio“, wie es auf seiner Internetseite heißt. Es wird insbesondere auf | |
| „ESG-Kriterien“ verwiesen – ESG steht für Umwelt (englisch: environment), | |
| Soziales (englisch: social) und Unternehmensführung (englisch: corporate | |
| governance). Ausgeschlossen sind Investitionen in Firmen aus bestimmten | |
| Branchen, darunter Betreiber von Atom- und Kohlekraftwerken sowie | |
| Waffenhersteller. Auch Staatsanleihen von autoritären Staaten werden laut | |
| Kenfo nicht gekauft. | |
| Im Detail sei die Anlagestrategie des Fonds aber intransparent, kritisiert | |
| Greenpeace. So veröffentliche er „zum Beispiel keine CO₂-Bilanzen seines | |
| Portfolios nach gängigen Metriken“. Auch habe sich der Fonds zwar zur | |
| „Klimaneutralität bis 2050“ verpflichtet. Es fehle aber „an einer klaren | |
| Linie, wie man dies erreichen kann“. | |
| ## Greenpeace bemängelt Umsetzung | |
| Greenpeace bemängelt zudem die praktische Umsetzung der Anlagestrategie. | |
| Die Organisation verwendete „etablierte Listen kritischer Unternehmen | |
| verschiedener Nichtregierungsorganisationen“ und glich diese mit dem | |
| Kenfo-Portfolio zum Stichtag 31. Dezember 2023 ab. „Das Vorgehen beschränkt | |
| sich dabei auf die Identifikation von gravierenden Kontroversen und | |
| Konflikten in den Bereichen Soziales (Menschen- und Arbeitsrechte), Klima | |
| und Naturzerstörung“, erklärte Greenpeace. | |
| Der Analyse zufolge gibt es bei rund 5,5 Prozent des Portfolios | |
| schwerwiegende „Kontroversen“. Das entspreche einem Anlagevolumen von 1,29 | |
| Milliarden Euro. Greenpeace kritisiert unter anderem die Investition in | |
| Wertpapiere des Öl- und Gasförderers Saudi Aramco und des brasilianischen | |
| Rindfleischproduzenten JBS. | |
| Insgesamt weise die Anlagestrategie „erhebliche Defizite“ auf, resümierte | |
| Greenpeace. „Für das geplante Generationenkapital besteht daher dringender | |
| Handlungsbedarf, um glaubwürdige [3][Nachhaltigkeitsstandards] zu | |
| gewährleisten“, hieß es weiter. „Das Ziel der ethischen Geldanlage muss | |
| bereits im Gesetz verankert werden.“ | |
| Kenfo-Vorstandschefin Anja Mikus hatte sich in einem am Freitag | |
| veröffentlichten Interview zu dem Thema geäußert und gegen zu enge Vorgaben | |
| gewandt. Dem Portal Table Media sagte sie, Nachhaltigkeit sei „ein sehr | |
| dynamischer Prozess, da gibt es immer neue Erkenntnisse, Messverfahren, | |
| Technologien. Wenn man diese Details heute im Gesetz festschreibt, ist es | |
| schwierig, diese zu ändern, wenn es später nicht mehr passt.“ Außerdem | |
| stünden zu viele Vorgaben „im Widerspruch zu den Renditeerwartungen“. | |
| 14 Oct 2024 | |
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