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# taz.de -- Ehemaliges Tramdepot in Schöneberg: Polizei macht die Musik
> Polizeimuseum statt Probebühnen: Die Innenverwaltung überrascht mit einer
> neuen Idee für die Nutzung des ehemaligen Straßenbahndepots in
> Schöneberg.
Bild: Das Tramdepot in der Belziger Straße auf einem Foto von 1914 in der Zeit…
Berlin taz | Es hätte so schön sein können: Seit mehr als 30 Jahren setzen
sich Künstler*innen dafür ein, dass im ehemaligen Straßenbahndepot an
der Belziger Straße in Schöneberg ein Wohn- und Kulturzentrum mit Ateliers,
Theaterbühnen und Wohnungen entsteht.
Seit den 2010er Jahren haben sie den Bezirk auf ihrer Seite, es gab eine
[1][Bürger*innenbeteiligung], schließlich entstand ein Konzept
gemeinsam mit dem damaligen rot-rot-grünen Senat: Zwei der drei
denkmalgeschützten Hallenschiffe wollte die Kulturverwaltung Theatern als
Probebühne zur Verfügung stellen, das dritte Schiff sollte der Bezirk
selbst verwalten.
Doch nun gibt es Streit um das landeseigene Grundstück: Das Haus von
[2][SPD-Innensenatorin Iris Spranger] will jetzt ein „Polizei- und
Feuerwehrmuseum“ an dem Ort errichten. Die [3][CDU-geführte
Kulturverwaltung] und der [4][Bezirk Tempelhof-Schöneberg] waren
überrumpelt, als das Abgeordnetenhaus im Dezember 2023 Planungsmittel für
das Vorhaben in Höhe von je 150.000 Euro für dieses und kommendes Jahr
freigab.
Erst vor gut einem Jahr war die Polizei von dem 16.000 Quadratmeter großen
Gelände abgezogen; das 1899 errichtete und 1964 geschlossene
Straßenbahndepot hatte ihr jahrzehntelang als Abstellfläche für
beschlagnahmte Fahrzeuge gedient. Damit schien ein wichtiger Schritt hin
zur Umsetzung der „multifunktionalen“ Nutzungspläne von Senat und Bezirk
getan.
## Die Innenverwaltung träumt von „Erlebniswelten“
Die Innenverwaltung kümmert das nicht: Man plane, „die gesamte Liegenschaft
(3 Gebäudehallen) für die Umsetzung des Polizei- und Feuerwehrmuseums zu
nutzen“, schreibt Staatssekretär Christian Hochgrebe (SPD) in einer
aktuellen [5][Antwort auf eine Grünen-Anfrage]. Weder Kulturverwaltung noch
Bezirk hätten demnach mitzureden.
Überraschend ausgereift sind auch die Vorstellungen, wie das Museum
gestaltet werden könnte. Hochgrebe wünscht sich ein „weltoffenes, modernes
(Mitmach-)Museum“, dessen „Erlebniswelten“ ein „Anlaufpunkt für
internationale und nationale Touristen“ wären. Dort könnten „medienwirksa…
Veranstaltungen“ oder „Erlebnistage“ stattfinden.
## Polizei mit ganz eigener „Zwischennutzung“
Trotz des Alleingangs behauptet die Innenverwaltung, mit dem Bezirk sei
eine „enge Kooperation“ vorgesehen, zudem sei der Bezirk „offen für beide
Projekte“. Das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg weist das ausdrücklich
zurück: Man halte an der Idee fest, das dritte Schiff „für soziokulturelle
Nutzungen in Anspruch zu nehmen“, erklärte das Amt vergangene Woche.
Auch Catherina Pieroth von den Grünen kritisiert die Pläne der
Innenverwaltung: „Der Bezirk wird ins Leere laufen gelassen, die Ideen der
Bürger*innen werden ignoriert“, sagte die Abgeordnete am Mittwoch der
taz. Es sei „extrem intransparent“, wie [6][die schwarz-rote Koalition] mit
Steuergeldern umgehe. Schließlich habe die Kulturverwaltung bereits eine
Machbarkeitsstudie durchgeführt. „Außerdem gibt es schon ein
Feuerwehrmuseum in Tegel“, fügte sie hinzu.
Für Pieroth sind die großen Hallen wie geschaffen für eine künstlerische
Nutzung. Da weder die Bühnen- noch Museumspläne in die Investitionsplanung
bis 2027 aufgenommen wurden, wird hier vor 2030 wohl nichts passieren.
Deshalb fordert sie eine kulturelle Zwischennutzung des Areals. Die Polizei
hat schon andere Fakten geschaffen. Inzwischen stehen hier wieder
beschlagnahmte Autos.
28 Feb 2024
## LINKS
[1] https://www.berlin.de/ba-tempelhof-schoeneberg/_assets/politik-und-verwaltu…
[2] /Innensenatorin-Iris-Spranger/!t5827174
[3] /Joe-Chialo/!t5933894
[4] /Tempelhof-Schoeneberg/!t5510963
[5] https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/19/SchrAnfr/S19-15…
[6] /Schwarz-rote-Koalition-in-Berlin/!t5924436
## AUTOREN
Hanno Fleckenstein
## TAGS
Schwarz-rote Koalition in Berlin
Tempelhof-Schöneberg
Innensenatorin Iris Spranger
Joe Chialo
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Kulturpolitik
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