# taz.de -- Pro-palästina Demos an der FU: „Free, free, free FU“ | |
> Propalästinensische Student*innen demonstrieren gegen die FU. Sie | |
> fühlen sich von der Universität unterdrückt. | |
Bild: „Stoppt die Heuchelei!“, protestieren Student*innen vor der FU | |
BERLIN taz | So viele Einsatzwägen hat das Villenviertel schon lang nicht | |
mehr gesehen. 6 Polizeibusse rollen am Donnerstagmittag auf die Freie | |
Universität (FU) in Berlin-Dahlem zu. Dort protestieren Student*innen | |
unter dem Motto „Schluss mit den Lügen und der Heuchlerei“ für ein Ende d… | |
„genozidalen Kriegs in Gaza“. Aufgerufen zu der Kundgebung hatte das | |
Kollektiv „FU Palästina Komitee“. | |
Ziel sei es, die „Heuchelei“ der Institutionen, einschließlich der | |
„sogenannten ‚Freien‘ Universität“, hinsichtlich des Kriegs in Gaza | |
offenzulegen, sagt die Sprecherin des Kollektivs. Seit Monaten unterstütze | |
die Bundesregierung die israelischen Militärschläge. „Die Situation in Gaza | |
ist unmenschlich, der Krieg ist genozidal und völkerrechtswidrig, und das | |
wird von Politiker*innen und von der Universität verschwiegen“, sagt | |
sie. | |
Immer wieder wird die Parole „Free, free Palestine“ [1][von | |
Gegendemonstrant*innen mit dem Ruf „from Hamas“ ergänzt]. Rund 20 | |
Student*innen haben sich einige Meter entfernt hinter einer israelischen | |
Flagge versammelt. Viele würden nicht mehr in die Universität kommen, weil | |
sie sich unsicher fühlten, erzählt die 19-jährige, jüdische Studentin | |
Daria. Sie findet vor allem nach dem Vorfall vergangene Woche, müsse man | |
sich mit Jüd*innen solidarisieren. | |
Am Freitagabend war ein jüdischer FU-Student in Mitte von einem 23-jährigen | |
Mitstudenten krankenhausreif geprügelt worden. Den Vorfall verurteilt auch | |
das „FU Palästina Komitee“. Man stehe gegen jede Form von Diskriminierung, | |
ob Islamophobie oder Antisemitismus. | |
Der Zwischenfall hatte auch eine Debatte um die Haltung der Hochschule | |
entfacht. „Von der Universität gibt es ausschließlich | |
Solidaritätsstatements mit Israel, nicht mit Gaza“, kritisiert die | |
Sprecherin. Seit dem 7. Oktober erlebten Palästinenser*innen an der | |
FU Repressionen, Gewalt und Drohungen, sagt sie. [2][Die Universität | |
versuche propalästinensische Stimmen zu unterdrücken], Zitate und Symbole | |
umzudrehen, sodass diese als antisemitisch dargestellt werden könnten. | |
## Kritik am Umgang der FU mit pro-palästinensischen Student*innen | |
Die Sprecherin kritisiert zudem, dass die FU gegen das Recht auf | |
Versammlungs- und Meinungsfreiheit verstoße. Im November war die Besetzung | |
eines Hörsaals von Polizist*innen beendet worden. Dass den | |
Student*innen von der FU Konsequenzen angedroht würden, sei ein | |
„besorgniserregender Versuch der Einschüchterung und der Zensur“. Auch für | |
die Demo am Donnerstag hätte die Uni Strafanzeige angekündigt. „Der FU | |
reicht es wohl nicht, die Polizei auf die eigenen Student*innen zu | |
hetzen“, sagt eine Rednerin, „jetzt will sie angemeldete Demonstrationen | |
kriminalisieren.“ | |
Das Kollektiv kritisierte, dass die FU propalästinensische Stimmen mit | |
Antisemitismusvorwürfen bezichtige. „Antizionismus ist kein | |
Antisemitismus“, sagt ein Mitglied. Auf die Frage, ob Israel ein | |
Existenzrecht habe, ob die Hamas eine Terrororganisation sei und wie man | |
zum 7. Oktober stehe, wollte sich die Sprecherin nicht klar äußern. | |
Für Freitag ruft die Initiative „Fridays for Israel“, die sich für die | |
Sicherheit jüdischer Studierender einsetzt, zu einem stillen Protest vor | |
der Mensa der FU auf. | |
8 Feb 2024 | |
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## AUTOREN | |
Lilly Schröder | |
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