| # taz.de -- Streik bei der Deutschen Bahn: Eigentum verpflichtet | |
| > Die GDL bestreikt erneut den Staatskonzern Deutsche Bahn. In dem | |
| > Tarifkonflikt muss endlich die Ampelkoalition ihrer Verantwortung gerecht | |
| > werden. | |
| Bild: Gute Laune beim Führungspersonal der Bahn: Kanzler Olaf Scholz und Bahnc… | |
| Es ist ja ganz hübsch, wenn Olaf Scholz bekundet, die Tarifautonomie | |
| hochhalten und sich deswegen nicht in den Konflikt der Deutschen Bahn mit | |
| der Lokführer:innengewerkschaft GDL einmischen zu wollen. Bei | |
| anderen Unternehmen ließe sich nichts dagegen sagen, wenn der | |
| sozialdemokratische Kanzler in neutraler Pose erklärt, er wünsche sich | |
| konstruktive und schnelle Gespräche der Tarifparteien, damit der derzeitige | |
| Arbeitskampf nach Möglichkeit nicht allzu gravierende Auswirkungen für die | |
| Allgemeinheit habe. | |
| Wer würde sich das nicht wünschen? Aber sorry, bei der Deutschen Bahn ist | |
| das nicht ausreichend. Es ist nicht akzeptabel, dass sich die | |
| Bundesregierung hier aus ihrer Verantwortung stiehlt. | |
| Was die Deutsche Bahn von einem „normalen“ deutschen Unternehmen | |
| unterscheidet: Sie ist zwar formal als privatwirtschaftliche | |
| Aktiengesellschaft organisiert, befindet sich jedoch vollständig im | |
| Eigentum des Bundes. [1][Im Aufsichtsrat sitzen auf der Arbeitgeberseite] | |
| Staatssekretär:innen des Finanz-, des Verkehrs- und des | |
| Wirtschaftsministeriums sowie Bundestagsabgeordnete der SPD, der Grünen und | |
| der FDP. | |
| Sie sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass es bislang immer noch nicht | |
| zu einem Austausch des nicht gerade erfolgreichen Führungspersonals des | |
| Staatskonzern gekommen ist, das sich gerade erst über rückwirkende | |
| [2][Millionenboni für was auch immer freuen] durfte. Die | |
| Regierungsvertreter:innen dürfen es sich nicht so einfach machen, | |
| wenn es um das Wohl der Beschäftigten geht, die keine | |
| Spitzenverdiener:innen sind. | |
| Die Ampelkoalition und ihre Vertreter:innen im Aufsichtsrat tragen eine | |
| nicht geringe Mitverantwortung dafür, dass [3][bis zum kommenden Montag] | |
| Millionen Bürgerinnen und Bürger dramatisch in ihrer Mobilität | |
| eingeschränkt sein werden. Denn sie hätten eingreifen können und müssen. | |
| Dass die GDL nun bereits zum vierten Mal in der aktuellen Tarifrunde zum | |
| Streik bläst, war völlig absehbar. GDL-Chef Claus Weselsky hat recht, wenn | |
| er dem Bahnvorstand eine „Veralberungstaktik“ vorwirft. Dessen Angebote | |
| bewegen sich nach wie vor besonders für die Schlechterverdienenden | |
| eindeutig unter dem [4][Abschluss mit der konkurrierenden EVG] im | |
| vergangenen Jahr – auch wenn mit virtuosen Rechentricks so getan wird, als | |
| wäre dem nicht so. Das ist schlicht unernst. Was auch für die | |
| Pseudoarbeitszeitverkürzung gilt, die der GDL ab 2026 unter Vorbehalt | |
| offeriert wird. | |
| ## Bahn verpulvert Millionen an Euro | |
| Das Ziel des Bahnvorstands scheint nicht zu sein, einen tragfähigen | |
| Tarifvertrag zu erreichen, sondern – mal wieder – die renitente GDL | |
| kleinzukriegen. Dafür verpulvert der Konzern Millionen an Euro, die ihm | |
| durch die Streiks an Einnahmen verloren gehen. Und er treibt sein Spielchen | |
| auf dem Rücken der Menschen, die auf die Bahn angewiesen sind. | |
| Dieser massive Ausstand jetzt hätte verhindert werden können, wenn über den | |
| Aufsichtsrat rechtzeitig Druck auf den Bahnvorstand gemacht worden wäre, | |
| damit endlich aufzuhören und ein ernsthaftes Angebot vorzulegen. Es ist ein | |
| Versagen der Ampelkoalition, das bisher unterlassen zu haben. Sie sollte | |
| das schnellstens nachholen. Es wäre also an der Zeit, dass sich Olaf Scholz | |
| hier mal endlich einmischt. | |
| 23 Jan 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.deutschebahn.com/de/konzern/konzernprofil/aufsichtsrat-6878464 | |
| [2] /Arbeitskampf-bei-der-Deutschen-Bahn/!5985167 | |
| [3] /GDL-streikt-sechs-Tage/!5984358 | |
| [4] /Schlichtung-erfolgreich/!5951464 | |
| ## AUTOREN | |
| Pascal Beucker | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Bahnstreik | |
| GDL | |
| Deutsche Bahn | |
| Claus Weselsky | |
| Tarifkonflikt | |
| Arbeitskampf | |
| Streik | |
| GNS | |
| Schwerpunkt Fridays For Future | |
| GDL | |
| Deutsche Bahn | |
| Schwerpunkt Bahnstreik | |
| Schwerpunkt Bahnstreik | |
| GDL | |
| Streik | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Multiple Arbeitskämpfe im Verkehr: Nach dem Streik ist vor dem Streik | |
| Bis Anfang März wird die GDL die Deutsche Bahn erstmal nicht mehr | |
| bestreiken. Dafür steht am Freitag ein Warnstreik von Verdi im ÖPNV an. | |
| GDL-Streik bei der Deutschen Bahn: Weselsky gibt sich unerschütterlich | |
| Eine Lösung des Tarifkonflikts bei der Deutschen Bahn ist weiter nicht in | |
| Sicht. Der GDL-Chef wirft dem Bahnvorstand „Arroganz der Macht“ vor. | |
| GDL-Streik: Stau und Stille | |
| Berliner:innen sind es schon gewohnt: Streiks legen die Stadt lahm. Die | |
| aktuelle Arbeitsniederlegung könnte aber zu Versorgungsengpässen führen. | |
| Infos für Fahrgäste: Das geht trotz Streik bei der Bahn | |
| Notfallfahrplan, keine Zugbindung, stornierbare Reservierungen: Was | |
| Reisende ab Mittwoch beachten sollten, wenn die Lokführer*innen | |
| streiken. | |
| GDL kündigt langen Streik an: Bewegen muss sich die Bahn | |
| Hat die GDL das Recht auf ihrer Seite oder ist der Streik eine Zumutung? | |
| Ersteres. Denn es spricht nicht nur die Arbeitsverdichtung gegen die Bahn. | |
| GDL streikt sechs Tage: Langes Wochenende für Bahnreisende | |
| Ab Mittwoch um 2 Uhr will die Lokführergewerkschaft GDL sechs Tage lang den | |
| Personenverkehr bestreiken. Es ist der bisher längste Bahnstreik. | |
| Arbeitskampf bei der Deutschen Bahn: Nach dem Streik ist vor dem Streik | |
| GDL-Chef Claus Weselsky warnt: Wenn die Deutsche Bahn weiterhin nicht | |
| ernsthaft über Arbeitszeitverkürzung verhandeln will, droht der nächste | |
| Streik. |