# taz.de -- GDL kündigt langen Streik an: Bewegen muss sich die Bahn | |
> Hat die GDL das Recht auf ihrer Seite oder ist der Streik eine Zumutung? | |
> Ersteres. Denn es spricht nicht nur die Arbeitsverdichtung gegen die | |
> Bahn. | |
Bild: Zieht weiter in den Arbeitskampf mit der Bahn: GDL-Vorsitzender Claus Wes… | |
Ab Dienstag gibt es Streik bei der Bahn. Ab Dienstag, 18 Uhr streikt DB | |
Cargo, ab Mittwoch, 2 Uhr bis Montagabend um 18 Uhr legt der Rest der | |
Mitglieder der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), also | |
Lokführer*innen, Zugbegleiter, Servicepersonal und Mitarbeitende in den | |
Werken der Deutschen Bahn, für fast sechs Tage die Arbeit nieder. | |
Von Einigungswillen sei bei der Bahn keine Spur, [1][wirft die GDL der Bahn | |
vor]. Zu Recht. Das Tarif-Angebot, das Personalchef Martin Seiler am | |
Freitag präsentierte, war kein ehrliches Angebot an die Mitarbeitenden, | |
sondern ein PR-Stunt für die Presse: Zerknirscht, mit hängenden Schultern | |
und gesenktem Blick, war Seiler vor die Medienvertreter*innen | |
getreten. Ganz der Klügere, der doch noch der rohen, unvernünftigen Gewalt | |
der GDL nachgibt. „Nun gibt es für die GDL keinen Grund mehr, nicht an den | |
Verhandlungstisch zu kommen“, kommentierte er das Angebot: eine | |
Lohnerhöhung von bis zu 13 Prozent in drei Schritten, mit einer Laufzeit | |
von 32 Monaten. Anstelle des dritten Schritts, 2,7 Prozent mehr Lohn, | |
können Mitarbeitende auf 37 Wochenstunden reduzieren. „Bei vollem | |
Lohnausgleich“, hieß das bei ihm. | |
Weniger Arbeit bei mehr Lohn fordert die GDL im Kern. Aber von der Bahn | |
gibt es in dieser Hinsicht [2][bis dato kein Entgegenkommen.] In seinen | |
vorwurfsvollen Formulierungen versteckt hatte Seiler nämlich drei wichtige | |
Punkte. Erstens: Den dritten Schritt der Lohnerhöhung bekommen nur jene, | |
die bei 38 Wochenstunden bleiben. Andersherum gesagt: Alle, die ihre | |
Arbeitszeit reduzieren, bekommen auch 2,7 Prozent weniger Lohn – | |
umgerechnet genau eine Wochenstunde. | |
Zweitens: Im letzten Angebot vom November hatte die Bahn 11 Prozent | |
versprochen. Für alle, die ihre Wochenarbeitszeit um eine Stunde reduzieren | |
wollen, ist das Angebot eine Verschlechterung. Die lange Laufzeit von 32 | |
Monaten frisst davon gemeinsam mit der Inflation noch mal ein großes Stück. | |
Drittens: Ohne Lohnausgleich können viele Mitarbeitende schon jetzt ihre | |
Arbeitszeit reduzieren. Auch das wissen die Lokführer*innen und | |
Zugbegleiter*innen – viele andere wissen es nicht. Seilers Theater | |
muss für die Mitarbeitenden wie Hohn geklungen haben. | |
Bei allen Beschwerden über die Bahn wird oft vergessen: Die | |
Verkehrsleistung auf der Schiene wächst. In den letzten 20 Jahren hat die | |
Deutsche Bahn Fahrgastzahlen und Umsatz verdoppelt. Nur die | |
Mitarbeitendenzahlen und [3][die Gehälter wachsen nicht mit]. Für die | |
Angestellten heißt das: Arbeitszeitverdichtung bei schlechterer | |
Entlohnung. Knappere Pausen, mehr Trubel, Zusatzaufgaben, schnelleres | |
Tempo, Überstunden und mehr Übergriffe durch Fahrgäste. Schon bei | |
gleichbleibender Arbeit muss ein Inflationsausgleich die Minimalforderung | |
jeder Gewerkschaft sein. Wenn Arbeitgeber von ihren Angestellten aber mehr | |
verlangen, braucht es dafür auch eine Entlohnung. | |
22 Jan 2024 | |
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## AUTOREN | |
Raoul Spada | |
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