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# taz.de -- Neuer GDL-Streik: Sechs Tage Schicht im Schacht
> Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer bestreikt ab Dienstag den
> Güter- und ab Mittwoch den Personenverkehr. Bis Montag soll der Streik
> gehen.
Bild: Ab Mittwochmorgen bleiben die Züge der Deutschen Bahn wieder stehen
Berlin taz | Bei der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) scheint
derzeit sogar noch sonntags bis tief in die Nacht gearbeitet zu werden.
Ihre Mitteilung über den nächsten Streik verschickte die renitente
Arbeitnehmer:innenvertretung jedenfalls zu einer ungewöhnlichen
Zeit: am Montagmorgen um 2:08 Uhr in der Früh. Sie ist ein Paukenschlag: Ab
Mitte der Woche wird der Zugverkehr der Deutschen Bahn in Deutschland
weitgehend lahmgelegt sein – bis zum kommenden Montag.
Im Güterverkehr beginnt der Ausstand bereits am Dienstag um 18 Uhr. Ab
Mittwochmorgen um 2 Uhr wird dann auch der Personenverkehr bestreikt. Erst
am Montag um 18 Uhr wollen die Lokführer:innen, Zugbegleiter:innen und
sonstigen bei der Deutschen Bahn Beschäftigten, die in der GDL organisiert
sind, wieder die Arbeit aufnehmen. Damit verschärft die Gewerkschaft im
Tarifkonflikt bei dem Staatskonzern massiv ihre Gangart.
„Mit dem dritten und angeblich verbesserten Angebot hat die Deutsche Bahn
AG erneut gezeigt, dass sie ihren bisherigen Verweigerungs- und
Konfrontationskurs unverdrossen weiter verfolgt – von Einigungswillen keine
Spur“, begründete der [1][GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky] die
Entscheidung. Für Montagvormittag, 11.30 Uhr, kündigte er eine
Pressekonferenz an, um Hintergründe zu erläutern.
Die Deutsche Bahn kritisierte die Streikankündigung umgehend und
erwartungsgemäß scharf. „Die DB setzt auf Kompromisse, die GDL verschärft
maßlos den Konflikt“, erklärte ein Bahnsprecher am frühen Montagmorgen.
„Wer bei einem neuen Angebot mit bis zu 13 Prozent und der Möglichkeit der
37-Stunden-Woche bei gleichem Gehalt noch nicht einmal an den
Verhandlungstisch kommt, handelt absolut unverantwortlich.“
Die Deutsche Bahn hatte [2][am Freitag ein neues Angebot] vorgelegt. Danach
hat sie der GDL eine Lohnerhöhung ab August von 4,8 Prozent geboten, im
April sollen noch einmal 5 Prozent hinzukommen. Zusätzlich soll es eine
Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 2.850 Euro geben. Damit bleibt auch
dieser Vorschlag weiterhin unter dem Abschluss, auf den sich der
Bahnvorstand im August vergangenen Jahres mit der Eisenbahn- und
Verkehrsgewerkschaft (EVG) verständigt hatte.
## Bisheriges Entgegenkommen als unzureichend empfunden
In der Frage einer Arbeitszeitverkürzung für Schichtarbeiter:innen,
dem großen Streitpunkt mit der GDL, zeigte sich der Bahnvorstand bereit,
Lokführer:innen und Zugpersonal unter Umständen zu ermöglichen, ab dem
1. Januar 2026 ihre Wochenarbeitszeit ohne Gehaltsverlust von 38 auf 37
Stunden pro Woche zu reduzieren. Dafür müssten sie dann jedoch auf eine
Lohnerhöhung von 2,7 Prozent verzichten. Die Wahloption steht unter dem
Vorbehalt, dass genügend Lokführer:innen und Zugpersonal an Bord sind.
Falls das nicht der Fall sein sollte, fiele die Wahloption weg. Die
Laufzeit des Tarifvertrags soll nach den Bahnvorstellungen bei 32 Monaten
liegen.
Demgegenüber fordert die GDL 555 Euro mehr pro Monat, eine steuerfreie
Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro sowie die Absenkung der
Arbeitszeit auf 35 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich für
Schichtarbeiter:innen. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll 12 Monate
betragen. Bereits zweimal untermauerte die GDL ihre Forderungen mit
Streiks, zuletzt mit einem dreitägigen Streik, [3][der am 12. Januar
endete]. Nun folgt die nächste Streikrunde.
Wobei die GDL inzwischen etliche Tarifabschlüsse mit kleineren
Verkehrsunternehmen abgeschlossen hat, die aufzeigen, wie auch ein
Kompromiss mit der Deutschen Bahn aussehen könnte. So einigte sich die
Gewerkschaft in der vergangenen Woche unter anderem mit der Abellio Rail
Mitteldeutschland, der WestfalenBahn sowie der AKN Eisenbahn auf eine
schrittweise Arbeitszeitabsenkung auf die 35-Stunden-Woche ohne Lohnkürzung
für Schichtarbeiter ab 1. Januar 2025, eine Lohnerhöhung um 420 Euro in
zwei Schritten und auf eine deutliche Zulagenerhöhung sowie eine
Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro.
22 Jan 2024
## LINKS
[1] /Tarifkonflikt-bei-der-Deutschen-Bahn/!5969157
[2] /Tarifstreit-mit-Lokfuehrergewerkschaft/!5986679
[3] /Arbeitskampf-bei-der-Deutschen-Bahn/!5985167
## AUTOREN
Pascal Beucker
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