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# taz.de -- Proteste in Berlin und Brandenburg: Auch Handwerker auf den Barrika…
> An den Bauernprotesten gegen die Regierung nehmen in Berlin und
> Brandenburg auffällig viele Handwerker teil. Der Unmut über „die da oben�…
> ist groß.
Bild: Wohl mehr LKW und Kleintransporter als Traktoren: Bauernproteste in Berli…
Berlin taz | Auf der Karl-Marx-Allee geht es an diesem sonnig-eisigen
Montagmorgen nur sehr langsam voran. Der Grund dafür sind weder Blockaden
von Klimaaktivisten noch wütende Landwirte auf ihren Traktoren. Es
ist ein Konvoi von Handwerkern aus dem östlichen Berliner Umland, der im
Schritttempo durch Friedrichshain Richtung Alexanderplatz fährt. Wie die
Bauern fordern sie den Rücktritt der Regierung.
„Die Ampel muss weg“, heißt es auf einem Banner auf der Ladefläche eines
Transporters, der die Kolonne anführt. Auf der Rückseite des weißen Lakens
steht: „Keine Handwerker, keine Dienstleistung, keine Heizung, kein
Wasser!“ Dahinter rollen etwa zehn Kleinlaster und Minibusse von
Handwerksunternehmen – Malerfirmen, Heizungs- und Sanitärbetriebe – aus den
Landkreisen Märkisch-Oderland und Oder-Spree.
Die Gruppe ist unterwegs zum Brandenburger Tor, wo am Montag [1][zum
Auftakt einer bundesweiten Aktionswoche Bauern gegen geplante
Subventionskürzungen für die Landwirtschaft protestierten]. Aufgerufen zu
den Protesten hatte der Deutsche Bauernverband. Für die Kundgebung in
Berlin waren 300 Teilnehmende angemeldet, die Polizei sprach schon am
Mittag von rund 1.300 Demonstrierenden und knapp 700 Fahrzeugen.
Auf der Straße des 17. Juni sind dann neben Traktoren auch auffällig viele
Lastwagen und Kleintransporter zu sehen, die nicht zu landwirtschaftlichen
Betrieben gehören, sondern zu Speditionsfirmen oder eben
Handwerksunternehmen. Das Mobilisierungspotenzial einer Demonstration gegen
„die da oben“ und „das System“ ist offenkundig groß – trotz [2][Warn…
dass Rechtsextreme maßgeblich an den Protesten beteiligt sind].
## Handwerker „Seite an Seite“ mit Bauern
„Es kann so nicht weitergehen“, sagt ein Handwerker, der an der
Schleichfahrt über die Karl-Marx-Allee teilgenommen hat, zur taz. Er will
lieber anonym bleiben. In Deutschland liege vieles im Argen, steigende
Preise, Steuererhöhungen und Lieferengpässe machten ihm und seinen
Angestellten zu schaffen. Deshalb hätten er und andere mittelständische
Unternehmen sich mit den Bauern solidarisiert.
Norbert Band, Landesinnungsmeister des Fachverbands Sanitär, Heizung,
Klempner Klima, Land Brandenburg, erklärt gegenüber der taz, die Innung
habe zwar nicht zu den Protesten aufgerufen, unterstütze die Anliegen der
Bauern aber. Man stehe „Seite an Seite“ mit den Landwirten, sagt Band.
Die Politik, die in Berlin gemacht werde, sei nicht im Interesse seiner
Branche, kritisiert Band weiter. Die Wärmewende habe zwar zu vollen
Auftragsbüchern, aber auch viel Verunsicherung in der Bevölkerung geführt –
die die Heizungstechniker oft zu spüren bekämen. Außerdem fehle es an
Möglichkeiten zur Mitsprache.
Der Forderung, die Ampel zu stürzen, will Band sich nicht anschließen.
Gleichwohl betont der Landesinnungsmeister: „Ich hoffe, dass es genügend
zähe Politiker gibt, die eine andere Richtung einschlagen.“
## Mittelstand protestiert auch in Cottbus
Auch der branchenübergreifende Handwerkskammertag Brandenburg solidarisiert
sich mit den Bauernprotesten: „Handwerk und Mittelstand verdienen mehr
Wertschätzung und Unterstützung“, sagt dessen Präsident Robert Wüst. Durch
das „Hin und Her der Politik“ sei „die Zuversicht für die künftige
Entwicklung verloren gegangen“, so Wüst weiter.
Dass die bundesweite Aktionswoche anschlussfähig in weiteren
Wirtschaftszweigen ist, zeigt sich am Montag auch in Cottbus: Hier
[3][hatte die „Mittelstandsinitiative Brandenburg“ zu einer Sternfahrt
aufgerufen]. Laut Polizeiangaben kamen mehr als 1.000 Fahrzeuge.
Die Cottbuser Grünen-Kommunalpolitikerin Barbara Domke [4][schrieb bei X]
(ehemals Twitter), an der Demonstration hätten auch der
AfD-Landtagsabgeordnete Lars Schieske sowie die Geschäftsführerin des
Kreisbauernverbands Spree-Neiße, Viktoria Hänelt, teilgenommen. Hänelt soll
in der Cottbuser Hooligan- und Naziszene aktiv sein.
Insgesamt waren in Brandenburg am Montag 134 Veranstaltungen angemeldet; es
habe nach Angaben der Polizei aber auch unangemeldete Protest- und
Blockadeaktionen gegeben. Bis zum Mittag seien landesweit mehr als 100
Autobahnauffahrten blockiert worden.
8 Jan 2024
## LINKS
[1] /Start-der-Bauernproteste/!5982195
[2] /Extremisten-wollen-Agrarproteste-kapern/!5981385
[3] https://www.mittelstandsinitiative-brandenburg.de/veranstaltungshinweise.ht…
[4] https://twitter.com/BarbaraDomke/status/1744288384296575008
## AUTOREN
Hanno Fleckenstein
## TAGS
Landwirtschaft
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