| # taz.de -- FDP blockiert Gesetzentwurf: Waffenrechtsreform könnte scheitern | |
| > Schon vor einem Jahr wollte Innenministerin Faeser das Waffenrecht | |
| > verschärfen. Doch die FDP blockiert ihren Gesetzentwurf. Nun wird die | |
| > Zeit knapp. | |
| Bild: Bundesinnenministerin Nancy Faeser will mit der Reform des Waffenrechts w… | |
| Berlin taz | Gerade erst präsentierte Bundesinnenministerin Nancy Faeser | |
| (SPD) ihre bisher erreichten Projekte in dieser Legislatur: das neue | |
| Fachkräfte- und [1][Staatsangehörigkeitsrecht], Verbote von | |
| [2][Hammerskins] oder [3][Samidoun] sowie das [4][Bundespolizeigesetz]. Ein | |
| Vorhaben aber fehlte: das Waffenrecht, das Faeser schon vor einem Jahr | |
| verschärfen wollte. Und das von der FDP [5][bis heute blockiert] wird. | |
| Schon in ihrem Koalitionsvertrag hatte die Ampel vereinbart, | |
| Extremist*innen „konsequent zu entwaffnen“ und Kontrollmöglichkeiten | |
| „effektiver auszugestalten“. Faeser hatte das Vorhaben kurz darauf in ihrem | |
| [6][Aktionsplan gegen Rechtsextremismus] nochmal unterstrichen. | |
| Im Januar 2023 legte sie dann einen [7][Gesetzentwurf für ein schärferes | |
| Waffenrecht] vor. Waffenbehörden sollen damit enger mit Gesundheitsbehörden | |
| und der Polizei kooperieren, Erstantragstellende für Waffenberechtigungen | |
| ein psychologisches Zeugnis vorlegen. Zudem soll das Gesetz | |
| „kriegswaffenähnliche“ halbautomatische Feuerwaffen verbieten und | |
| Schießstände verpflichten, ihre Schützen strenger zu kontrollieren. | |
| Die FDP aber blockierte das Vorhaben von Beginn an. Sowohl | |
| Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) als auch die FDP-Fraktion | |
| erklärten, [8][das Waffenrecht sei streng genug] und müsse nur besser | |
| durchgesetzt werden. Zudem forderten die Liberalen erst einmal eine | |
| Evaluation der jüngsten Waffenrechtsverschärfungen. | |
| ## FDP bleibt beim Kontra | |
| Die legte Faesers Innenministerium im September 2023 vor. Der 36-seitige | |
| Bericht konstatiert „wichtige Änderungsbedarfe“ beim Waffenrecht: etwa bei | |
| der Digitalisierung oder der Zuverlässigkeitsprüfung von Waffenbesitzenden | |
| und Antragstellenden, etwa durch persönliches Erscheinen bei den Behörden | |
| oder mehr Strenge bei den „zu niedrigen Wohlverhaltensfristen“. Auch die | |
| Vorlage psychologischer Gutachten fordert der Bericht ein. | |
| Doch die Evaluation bleibt bisher folgenlos – und langsam wird die Zeit | |
| knapp, wenn die Verschärfung noch diese Legislatur kommen soll. Zwar | |
| erklären Faesers Innenministerium wie auch Buschmanns Justizministerium, | |
| man befinde sich beim Waffenrecht weiter in Gesprächen. Tatsächlich aber | |
| hängt Faesers Gesetzentwurf seit Monaten im Finanzministerium von FDP-Chef | |
| Christian Lindner fest. | |
| Nach taz-Informationen befindet sich der Gesetzentwurf dort im | |
| „Vorhabenclearing“. Damit wird der Finanzaufwand eines Gesetzes für Bürge… | |
| Wirtschaft und Verwaltung geprüft. Hierbei hätten sich „eine Reihe an | |
| Rückfragen ergeben, die sich derzeit in der Klärung befinden“, heißt es aus | |
| Kreisen des Finanzministeriums. Man befinde sich weiter „in einem frühen | |
| Stadium der Ressortabstimmung“. | |
| ## Bestehendes Waffenrecht sei ausreichend | |
| Und auch die FDP-Fraktion bekräftigt ihre Ablehnung. Extremisten und | |
| Gefährder müssten entwaffnet werden, erklärt dort zwar Fraktionsvize | |
| Konstantin Kuhle. Dafür reiche aber das bestehende Waffenrecht. „Die | |
| vorgelegte Evaluation aus dem Innenministerium ist keine Grundlage für eine | |
| Verschärfung des Waffenrechts“, so Kuhle zur taz. Denn der Bericht habe | |
| Lücken. So beziehe er nur die letzte Reform ein, nicht die vorherigen. Auch | |
| sei die Umsetzung durch die Länder und Kommunen „nicht hinreichend | |
| evaluiert“. Und es fehlten weiter statistische Daten, etwa zum Personal in | |
| den Waffenbehörden oder dazu, wie viele Waffen in legalem und illegalem | |
| Besitz seien. „Auf dieser Grundlage darf eine weitere Änderung des | |
| Waffenrechts nicht erfolgen“, betont Kuhle. | |
| Die Ampel-Partner aber halten dagegen. „Ich habe kein Verständnis dafür, | |
| dass uns der Gesetzesentwurf im Bundestag noch nicht vorliegt“, kritisiert | |
| die SPD-Rechtspolitikerin Carmen Wegge. Für sie fordert die vorliegende | |
| Evaluation zum Handeln auf. Es sei eine sicherheitspolitische | |
| Notwendigkeit, bekannte Schwachstellen anzugehen, Personen mit | |
| Waffenberechtigungen strenger zu überprüfen und den Austausch zwischen den | |
| Behörden zu verbessern. | |
| Zudem sollen zuletzt mehrere Schusswaffenvorfälle „deutlich gezeigt haben, | |
| dass wir die Änderungen brauchen“, so Wegge zur taz. „Wir hoffen sehr, dass | |
| sich diese Einsicht auch bei der FDP durchsetzt. Daher setze ich darauf, | |
| dass uns in diesem Jahr ein Gesetzentwurf der Bundesregierung erreicht.“ | |
| ## „Gefährliches Spiel auf Zeit“ | |
| Auch der Grünen-Innenpolitiker Marcel Emmerich appellierte an die FDP: „Wer | |
| lautstark eine Evaluierung fordert, kann den daraus resultierenden | |
| Handlungsbedarf dann nicht einfach ignorieren.“ | |
| Die FDP spiele beim Waffenrecht „ein gefährliches Spiel auf Zeit“. Denn | |
| jeder Rechtsextremist mit einer Waffe sei „eine enorme Bedrohung für unsere | |
| Sicherheit“, so Emmerich zur taz. „Das darf ein wehrhafter Staat nicht | |
| dulden.“ Auch dass man bei der statistischen Erfassung und beim Vollzug | |
| besser werden müsse, sei „kein Grund, den dringenden Handlungsbedarf im | |
| Waffenrecht auf die lange Bank zu schieben“. | |
| Und auch von der oppositionellen Linken kommt Druck. Deren Innenexpertin | |
| Martina Renner verweist auf die vorliegende Evaluation: „Obwohl der | |
| Bundesregierung eine fundierte Bestandsaufnahme vorliegt, drückt sie sich | |
| um die notwendigen Anpassungen im Waffenrecht.“ Das Resultat seien etwa | |
| weiter divergierende Gerichtsentscheidungen. Das habe fatale Folgen, so | |
| Renner. „Die Waffenbehörden werden im Zweifel eher davor zurückschrecken, | |
| Neonazis und Reichsbürgern die Waffen wegzunehmen, solange sie nicht | |
| wissen, welche Belege von den Gerichten anerkannt werden. | |
| 4 Jan 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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