Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Super Kochbücher aus 2023: Eis, Wildreis und Spätzle
> Welche Kochbücher aus diesem Jahr spannend und wichtig waren? Unser Autor
> betreibt einen Gasthof und stellt drei seiner Favoriten vor.
Bild: 200 Sorten Eis – von Ananassorbet über Erdbeereis mit Verveine bis zu …
## 200 Sorten Eis
Echt jetzt? Ein Kochbuch nur [1][über Eis]? Zugegeben, zunächst denkt man,
es handelt sich hier garantiert um einen Geschenktipp für Nerds. Wenn das
Buch von Tine Giacobbo und Katharina Sinniger nicht zwischen den Zeilen die
mächtige Liebe zur Eiscrème besingen würde, die auch aus Erwachsenen Kinder
werden lässt.
Giacobbo und Sinniger sind feste Institutionen in der Züricher
Gastrolandschaft. Erst ein Restaurant, dann eine Suppenküche, schließlich
ein Eisladen. Was das Paar in den letzten 30 Jahren eröffnete, macht in
kürzester Zeit von sich reden. Ein Grund: Hier haben sich eine
leidenschaftliche Köchin und eine leidenschaftliche Gastgeberin
zusammengetan. Jedem neuen Projekt entspringt auch immer ein Buch. Das über
Suppen (2014) war schon ein Juwel.
200 Sorten sind in dem neuen Buch verzeichnet, von Ananassorbet über
Erdbeereis mit Verveine bis zu Zitroneneis mit Sauerrahm – alle mit wenigen
einfachen, aber guten Zutaten zubereitet. Die Autorinnen schwärmen von
Aprikosen aus dem Gemeinschaftsgarten, Kürbiskernöl oder dem echten
englischen „dark brown sugar“. Und sie haben auch einen Tipp, falls die
Eismaschine fehlt. Diese Apparate stehen in Privathaushalten viel zu oft
ungenutzt rum. Fragen Sie also einfach in der Nachbarschaft.
Tine Giacobbo/Katharina Sinniger: „Eisvogel. Alle Sorten“. Echtzeit Verlag,
288 Seiten, 48 Euro.
## Kulinarische Dekolonisierung
Der Trend, [2][die Küche der indigenen Völker vor dem Vergessen zu retten],
inspiriert viele in den USA seit Jahren und bis in den Gourmetbereich
hinein. Einer der Pioniere dieser Bewegung ist Sean Sherman vom Stamm der
Oglala Lakota Sioux. Man muss es Anti-Barbecue-Küche nennen, was er
betreibt. Er verzichtet nicht nur auf Rind, sondern auf sämtliche Zutaten,
die mit der Kolonialisierung nach Nordamerika kamen: Weizen, Zucker,
Hühner, Schweine beispielsweise. Zu seiner Küche gehören Bisonfleisch, von
Hand geernteter Wildreis, Sonnenblumenwurzel oder Hagebutte.
Sein Buch bildet nicht nur diese Rezepte ab. Denn Sherman verfolgt die
Wiederbelebung der indigenen Küche sehr politisch. Er gründet ein um das
andere „Food Lab“, um die lokale Wirtschaft in den indigenen Communities zu
unterstützen. Ein gelebtes Beispiel von Dekolonisierung also? Nicht nur.
Shermans Buch liefert auch wichtige Beiträge, wie eine küntige Esskultur
aussehen könnte, die gesünder, ressourenschonender und mithin
klimafreundlicher sein will. Und das nicht nur für die USA.
Sean Sherman, mit Beth Dooley: „Der Sioux-Chef. Indigen kochen“. Kanon
Verlag, 240 Seiten, 38 Euro
## Deutsche Küche
Warum ein Kochbuch über deutsche Küche, habe ich [3][Christian Rach]
gefragt. Schließlich gibt es schon so einige. Seine Antwort: Wenn er durch
die Buchläden gehe, sehe er eine Menge italienische und französische
Rezeptsammlungen, im Ausland aber vergleichsweise selten deutsche. Man kann
das so verstehen: Es kann nicht genug geben, und wenn jedes neue Buch in
dem Genre so wäre wie das des ehemaligen Restauranttesters, dann würde ich
Rach sogar zustimmen.
Was in den vorigen zehn Jahren an Büchern zu deutscher Küche erschienen
ist, diente oft dazu, heimische Gerichte überhaupt wieder bekannt zu
machen. Das hat weniger mit nationaler Denke zu tun, mehr mit dem Trend hin
zu Saisonalität und Regionalität. Den meisten ist aber mittlerweile
Koriander näher als Liebstöckel, sodass diese Kochbücher Basisarbeit
leisten mussten.
Rach nimmt sich nun den fleischlastigen Rezeptekanon vor und schreibt ihn
um: mehr Gemüse, weniger Fleisch, vor allem wenig „Edelstücke“. So kommt
das Buch erst nach sieben Kapiteln überhaupt zu Fisch und Fleisch und hat
vorher schon Klassiker wie „Linsen mit Spätzle und Saitenwürstle“ oder
„Himmel und Erde“ vegetarisch neu interpretiert. Sehr inspirierend, und ich
gebe zu: Einige Rezepte habe ich – fast – eins zu eins bei mir im Gasthaus
übernommen.
Christian Rach: „Deutsche Küche“. Südwest Verlag, 452 Seiten, 59 Euro
17 Dec 2023
## LINKS
[1] /Eis-Universitaet-in-Italien/!5929941
[2] /Eintopf-der-Creole--und-Cajun-Kueche/!5907368
[3] /TV-Restauranttester-Rach-ueber-Berufsstand/!5155366
## AUTOREN
Jörn Kabisch
## TAGS
Kochen
Genuss
Kochbuch
chinesische Küche
wochentaz
Backen
Kolumne Geschmackssache
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kochbuch „Einfach Chinesisch“: Klare Ansagen, flexible Ausführung
„Einfach Chinesisch“ verzeiht Einsteigern fehlende Zutaten. Und für
Diaspora-Chinesen gibt’s endlich Mengenangaben für die Rezepte ihrer
Mütter.
Künstler Toulouse-Lautrec in der Küche: Naschhaft wie eine Prälatenkatze
Der französische Künstler Henri de Toulouse-Lautrec malte die Belle Époque
in verruchtem Glanz, und so lebte er auch. Unser Autor hat ihm nachgespürt.
Foodblogs für Anfänger: Der Sound der Rezepte
Schon vom Essen zu lesen kann Genuss sein, sagt die Foodbloggerin Giulia
Scarpaleggia. Unsere Autorin hat bei ihr gelernt, Rezepte richtig zu
schreiben.
Ukrainische Kochbücher: Blau-gelbe Küche für alle
2022 sind viele ukrainische Kochbücher auf den Markt gekommen. Kwas,
Buchweizen und Borschtsch kommen überall vor, und doch gibt es
Unterschiede.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.