Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kochbuch „Einfach Chinesisch“: Klare Ansagen, flexible Ausführ…
> „Einfach Chinesisch“ verzeiht Einsteigern fehlende Zutaten. Und für
> Diaspora-Chinesen gibt’s endlich Mengenangaben für die Rezepte ihrer
> Mütter.
Bild: Der Reisnudelsalat von Seite 35
Wenn ich an die Rezepte meiner Mutter denke, dann denke ich an Sätze wie:
Nimm so viel Mehl, dass sich der Teig wie ein Ohrläppchen anfühlt. Oder: Zu
dem Chinakohl gibst du ein weiteres Gemüse dazu, sodass das Gericht aus
mehr als zwei verschiedenen Farben besteht. Oder: Gib so viel Wasser zum
Reis, dass es bis zu deinem Handknöchel reicht, wenn du deine Hand flach in
die Schale auf den Boden legst. Diese Art der Zubereitung fällt mir an den
meisten Tagen leicht. Doch manchmal, wenn ich für besondere Gäste koche,
möchte ich wissen, ob es nun 200 oder 250 Gramm Mehl sein müssen.
Auch die Mutter von Sissi Chen hat ihr keine Mengenangaben für Rezepte
mitgegeben. Das Gefühl für das richtige Verhältnis der Zutaten werde in der
chinesischen Kultur über das Beobachten, Ausprobieren und Mitmachen
weitergetragen, schreibt Chen in ihrem Kochbuch „Einfach Chinesisch“.
Chen – geboren in China, gelebt in Wien, gelandet in Berlin – ist keine
ausgebildete Köchin, aber [1][als @eatinginberlin] eine der
interessantesten Foodbloggerinnen. „Einfach Chinesisch“ ist ihr
persönliches Album aus unkomplizierten Rezepten für die Mittagspause oder
das chinesische Neujahr.
Das Buch eignet sich für Neulinge, die zum ersten Mal Teigtaschen
zubereiten wollen. Sie können mit Sissi Chens Hilfe Mapo-Tofu am Herd
brutzeln, ohne vorher für fehlende Zutaten in den Asia-Markt fahren zu
müssen. Es eignet sich aber auch für Leute wie mich, die [2][mit
Teigtaschen] in der Suppe, gebratenen Teigtaschen oder
Teigtaschen-Bettdecken aufgewachsen sind. Menschen aus der chinesischen
Community bekommen mit dem Buch endlich Mengenangaben zu den
Familienrezepten, die sie nur durchs Mitkneten von Mama vererbt bekommen
haben.
Schon das Durchblättern des Buches macht Appetit: Auf Nahaufnahmen sind
Nudeln, die saftig über Holzstäbchen hängen oder Hefeteigbrötchen, deren
Hackfüllung rausguckt. Für Vegetarier und Veganer gibt es für jedes Rezept
Abwandlungen. Neben „einfach“ ist das Konzept des Buches „pragmatisch“.…
Einleitung erklärt es auch: Weizennudeln dürfen gegen Spaghetti getauscht
und Hack meint auch veganes Hack.
Sissi Chen teilt ihre Rezepte im Buch in sieben Kapitel, je eins für
Nudeln, Tofu und Gemüse, für Teigtaschen, Suppen und Fladenbrot. Der
feierliche Abschluss ist dem chinesischen Neujahr gewidmet. Sämtliche
Speisen im Buch können allein oder miteinander kombiniert serviert werden.
Dabei gebe es kein richtig oder falsch. Für alle, die dennoch Hemmungen vor
vermeintlich falschen Kombinationen haben, gibt es Menüvorschläge.
Die Vielfalt der Speisen ist enorm. Ich probiere die Chang Shou Mian aus
dem Kapitel des chinesischen Neujahrs, ein Gericht aus Nudeln, Pak Choi,
Eiern, eingelegtem Gemüse und einer Sauce aus Sojasauce, Zucker, Salz und
Sesamöl. Der Pragmatismus sagt auch hier Hallo: Wie genau ich die Nudeln
koche, sei nicht wichtig, solange sie während des Kochens oder Essens nicht
zerbrechen. Die Symbolik des Gerichts, das wörtlich „Lang-Lebe-Nudeln“
heißt, speise sich aus der Länge der Nudeln. Die Eier im Rezept können
weich gekocht, als Spiegelei oder pochiert hinzugegeben werden. Und ganz
nach Chens Mantra der Einfachheit nehme ich Chinakohl anstelle des Pak
Choi. Das Ergebnis ist lecker, die Zubereitung insgesamt einfach.
Was mir fehlt, sind Rezeptbezeichnungen in chinesischen Schriftzeichen oder
Pinyin-Lautschrift. Ohne kann ich die chinesische Aussprache nur erahnen.
Ich möchte das Rezept aber möglichst richtig aussprechen, wenn ich meinem
Kollegen morgens beim Kaffee davon erzähle. Das ist das einzige Manko
dieser ansonsten liebevoll gestalteten, persönlichen Zusammenstellung
chinesischer Gerichte.
Sissi Chen: Einfach chinesisch. Dumont Verlag. 192 Seiten, 30 Euro
6 May 2024
## LINKS
[1] https://www.instagram.com/eatinginberlin/?hl=de
[2] /Chinesische-Dumplings/!5637339
## AUTOREN
Victoria Kure-Wu
## TAGS
chinesische Küche
Nudeln
Tradition
Kochbuch
Genuss
wochentaz
Zensur
Kochen
Schwerpunkt Afghanistan
Kochen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Dialogveranstaltung von Chines:innen: Das Risiko von Konflikten
Im Verein 706 Berlin kommen Chines:innen zusammen, um politisch zu
diskutieren – über Politikverdrossenheit und das Bedürfnis nach Dialog.
Für ein einfaches Essen: I love my Reiskocher
Unsere Autorin war lange kein Fan des Küchengeräts. Doch dann tauchte sie
in die wundersame Welt der One-Pot-Gerichte ein.
Kochbuch aus Afghanistan: Chutneys und Pickles
Afghanistan kommt nicht zur Ruhe, aber die Traditionen werden weiter
gepflegt. Sarghuna Sultanie hat typische Gerichte in einem Kochbuch
versammelt.
Super Kochbücher aus 2023: Eis, Wildreis und Spätzle
Welche Kochbücher aus diesem Jahr spannend und wichtig waren? Unser Autor
betreibt einen Gasthof und stellt drei seiner Favoriten vor.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.