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# taz.de -- Besetzte Druckerei in Frankfurt: Dachschaden durchs SEK
> Die Polizei geht in Frankfurt rabiat gegen Besetzer*innen der
> Dondorf-Druckerei vor. Die sehen ihren Kampf nicht verloren.
Bild: Frankfurt, 15. Dezember: Ein Aktivist nach der Besetzung der einstigen Do…
Berlin taz | Ein Spezialeinsatzkommando hat einem Besetzungskrimi in
Frankfurt am frühen Dienstagmorgen ein Ende bereitet: Trotz Temperaturen um
den Gefrierpunkt hatten sich eine Handvoll Aktivist:innen 120 Stunden
auf dem Dach der besetzten Dondorf-Druckerei im Stadtteil Bockenheim
verschanzt. Die Protestierenden wollten in dem Gebäude ein unkommerzielles
Kulturzentrum aufbauen. Die Goethe-Universität, die das Gebäude
treuhändisch verwaltet, hatte unlängst Strafanträge gegen die
Besetzer:innen gestellt.
Die Dondorf-Druckerei ist ein markanter Backsteinbau, benannt nach einer
jüdischen Fabrikantenfamilie, die das Gebäude 1890 errichten ließ. Seit den
70er-Jahren nutzt die Universität das Gelände. Nun will das
Max-Planck-Institut für Empirische Ästhetik das historische Gebäude
abreißen und einen Neubau errichten, der sich an der Originalfassade
orientiert.
Gegen diese Pläne richtet sich [1][ein Kollektiv namens Druckerei], die das
Gebäude bereits im Sommer besetzt hatte. [2][In einem umfassenden Konzept
für eine mögliche Nutzung] kritisieren sie den Abriss als ökologischen
Wahnsinn und einen [3][schmerzlichen Verlust an Freiraum] im zunehmend
gentrifizierten Bockenheim.
Heftige Kritik übte das Kollektiv am Vorgehen der Polizei. Sprecherin Jule
Liebig sagte zur taz, die Polizei habe durch Verweigerung von Wasser,
Nahrung und Wärme ein Aufgeben der Besetzer:innen erzwingen wollen.
„Ohne uns wären die Menschen auf dem Dach verdurstet.“ Zweimal sei es der
Gruppe gelungen, nach einem Ablenkungsmanöver die Besetzer:innen über
ein Seil mit dem Nötigsten zu versorgen.
## Zunehmend autoritärer Kurs der Goethe-Universität
Die Polizei selbst erklärt, sie habe einen solchen Versuch unterbunden und
ermittle nun gegen eine Person wegen „Beihilfe zu Hausfriedensbruch“. Die
Kälte und Versorgungslage hätten die Räumung notwendig gemacht, so die
Behörde.
Sprecherin Liebig kritisiert auch ein brutales Vorgehen während der Räumung
selbst. Ein:e Besetzer:in habe ins Krankenhaus eingeliefert werden
müssen, nachdem Polizist:innen ihr Gesicht gegen das Hausdach
geschlagen hätten. In ihrer Mitteilung schreibt die Polizei, eine Person
sei bei der Räumung „im Gesicht“ verletzt worden – der Mensch habe
Widerstand gegen den Einsatz geleistet.
Universitätspräsident Enrico Schleiff und die hessische
Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Grüne) zeigten sich enttäuscht über
die mangelnde Verhandlungsbereitschaft der Besetzer:innen. Mehrfach hätten
diese Gesprächsangebote ausgeschlagen. Bei diesen Kontaktangeboten habe es
sich um eine „Täuschung“ gehandelt, kritisiert dagegen Liebig. Das
Präsidium habe die Strafanzeigen nicht vor Aufgabe der Besetzung
zurückziehen wollen. „Wenn wir das Dach verlassen hätten, hätten sie ja ihr
Ziel schon erreicht.“
Für die Besetzer:innen reiht sich die Räumung in einen [4][zunehmend
autoritären Kurs ein, den die Frankfurter Goethe-Universität gegen die
Studierendenschaft fährt]. Es ist bereits das dritte Mal in nur knapp mehr
als einem Jahr, dass das Präsidium eine studentische Besetzung polizeilich
räumen lässt. Man werde sich davon aber nicht einschüchtern lassen, sagt
Liebig. „Der Kampf wird weitergehen. Man wird sehr schnell wieder von uns
hören.“
19 Dec 2023
## LINKS
[1] https://diedruckerei.blackblogs.org/
[2] https://asta-frankfurt.de/sites/default/files/2023-09/broschuere.pdf
[3] /Hausbesetzung-in-Frankfurt/!5907406
[4] /Uni-Frankfurt-gegen-Asta/!5753242
## AUTOREN
Timm Kühn
## TAGS
Besetzung
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