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# taz.de -- Weltklimakonferenz in Dubai: Blitzstart, und dann?
> Dass sich die Länder gleich zu Beginn der Weltklimakonferenz auf einen
> Klimaschäden-Fonds einigen, ist ein Coup. Doch entscheidend wird anderes
> sein.
Bild: Ihm ist zu Beginn Weltklimagipfels ein Coup gelungen: COP28-Präsident Su…
Es gab schon [1][Weltklimakonferenzen, die nach zwei Wochen ohne
nennenswerte Ergebnisse geendet sind]. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet
diese gleich mit einem Erfolg beginnt? Die Zeichen stehen schließlich auf
Wahnsinn: Die Verhandlungen um den globalen Klimaschutz finden in Dubai
statt, in den Vereinigten Arabischen Emiraten also. Die Gastgeberrolle gibt
dem Ölland zwar keine besondere Entscheidungsgewalt, aber viel Redezeit in
der Öffentlichkeit und mit allen Delegationen. Zum Präsidenten der
Konferenz hat die Regierung [2][ihren Industrieminister Sultan Ahmed
al-Jaber] gemacht, der auch den staatlichen Ölkonzern Adnoc managt. Die BBC
berichtete über interne Dokumente, nach denen er die Konferenz für Öl- und
Gasdeals nutzen wollte.
Trotzdem ist al-Jaber zu Beginn des insgesamt zweiwöchigen Weltklimagipfels
ein Coup gelungen. [3][Gleich zur Eröffnung haben sich die fast 200 Staaten
auf Modalitäten für einen Fonds für Schäden und Verluste geeinigt.] Der
soll Geld liefern, wenn die Klimakrise in armen Ländern für Zerstörung
sorgt. Jahrzehntelang hatten sich die Industrieländer gesperrt, dafür zu
zahlen. Sie haben die Klimakrise hauptsächlich verursacht, ihren Reichtum
darauf aufgebaut.
Die Angst war und ist groß, dass die Zahlung von Schadensersatz juristisch
als Schuldeingeständnis gilt – und die weniger verantwortlichen, oft armen
und stark betroffenen Länder sie haftbar machen können. Entsprechend laut
war der Jubel vor einem Jahr, als der vom Globalen Süden so lange
geforderte Fonds endlich beschlossen wurde. Nur fehlten damals noch
sämtliche praktische Details. Es war klar: Der Streit darüber, wer bei dem
Fonds Entscheidungen fällt und wer einzahlen soll oder muss, könnte das
Ganze noch sprengen. Das ist nicht passiert.
Zur Wahrheit gehört auch, dass der Globale Süden dafür einige bittere
Pillen schlucken musste. Der Fonds wird zum Beispiel vorerst von der
Weltbank verwaltet, wo die USA und andere Industrieländer als größte
Anteilshalter das meiste zu sagen haben. Außerdem gibt es keine
Verpflichtung für reiche Länder, in den Fonds einzuzahlen. Bisherige
Finanzzusagen reichen, um die Verwaltungskosten des Fondsaufbaus zu tragen,
aber nicht viel weiter. Trotzdem: Eine ewige Blockade ist gebrochen.
Die Ursache für die vielen Schäden und Verluste ist natürlich trotzdem noch
da: Kohle, Öl und Gas. Nach fast drei Jahrzehnten der Weltklimakonferenzen
gibt es keine Übereinkunft darüber, dass sich wirklich alle Länder von
allen fossilen Energieformen verabschieden müssen – eigentlich eine
Selbstverständlichkeit. Ob Ölboss al-Jaber sein diplomatisches Geschick in
dieser Frage genauso spielen lassen wird? Letztlich ist sie es, die über
Erfolg oder Misserfolg des Klimagipfels entscheidet.
1 Dec 2023
## LINKS
[1] /Die-Ergebnisse-der-COP-26/!5815148
[2] /Leiter-der-UN-Klimakonferenz-al-Jaber/!5975116
[3] /Eroeffnung-der-COP28-in-Dubai/!5977279
## AUTOREN
Susanne Schwarz
## TAGS
Weltklimakonferenz
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Vereinigte Arabische Emirate
Kohle
Gas
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