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# taz.de -- Studie zu Kipppunkten: Klima steht schon auf der Kippe
> Permafrost und Korallenriffe – schon bei der aktuellen Erderwärmung
> könnten in fünf Erdsystemen die Kipppunkte erreicht werden. Mit Folgen.
Bild: Korallenriffe sind bedroht vom Klimawandel
Berlin taz | Während auf der [1][Weltklimakonferenz] die
Regierungsvertreter:innen der Welt über die Einhaltung der
Klimaziele diskutieren, zeigt der am Mittwoch veröffentlichte „Global
Tipping Points Report“, dass bereits unter der aktuellen Erderwärmung fünf
Klima-[2][Kippunkte] in Wanken kommen – und, wie anhand von positiven,
sozialen Kipppunkten eine Katastrophe noch vermieden werden kann. Darüber
hinaus enthält der Bericht konkrete Forderungen und Handlungsbeispiele für
politische Entscheidungsträger.
Bei einem Kipppunkt handelt es sich laut dem Weltklimarat (IPCC) um
„Schwellenwerte, nach deren Überschreitung bestimmte Folgen nicht länger
vermieden werden können, selbst wenn die Temperaturen später wieder gesenkt
werden“. Das Umschwenken eines Kippelements könnte dabei laut der
Autor*innen einen Dominoeffekt lostreten, der einen immer schnelleren
und nicht mehr regulierbaren Wandel auslöst. „Kipppunkte im Erdsystem
stellen eine Bedrohung dar, wie sie die Menschheit noch nie erlebt hat“,
sagt Tim Lenton vom Global Systems Institute der Universität Exeter in der
Mitteilung zu der Studie. Er hat den Report, an dem über 200
Expert*innen mitgewirkt haben, verantwortet.
Insgesamt erfasst der Bericht über 25 negative Kipppunkte – mehr, als in
bisherigen Studien gefunden wurden. Hinzugekommen sind vor allem Elemente
mit regionalerem Einfluss, wie beispielsweise die Zerstörung von
Meersalzwiesen. Bei fünf Kipppunkten ist es besonders problematisch. Diese
könnten bereits auf dem derzeitigen Niveau der globalen Erhitzung von 1,2
Grad seit der Industrialisierung erreicht werden. Zu den bedrohten Systemen
zählen etwa die [3][Korallenriffe] in den Tropen, die Eisschilde in
Grönland und der Westantarktis sowie regionale Permafrostböden.
Doch es gibt noch eine zweite Kategorie, der in dem Bericht besondere
Aufmerksamkeit geschenkt wird: soziale, positive Kipppunkte. Hierbei
handelt es sich um exponentielle gesellschaftliche Normveränderungen, die
etwa durch einen Ausbau an E-Mobilität oder den Ausbau erneuerbarer
Energien vorangebracht werden können. Würden hier Innovationsfortschritte
gemacht, beispielsweise bessere E-Auto-Akkus entwickelt, könne das die
Möglichkeiten der Speicherung von Strom aus [4][erneuerbaren Energien]
verbessern oder umgekehrt, so die Autor*innen.
## Das Fenster schließt sich
Bereits 2008 warnte das Umweltbundesamt vor den Gefahren, die Kipppunkte
mitbringen, und auch der IPCC-Bericht von 2021 widmete sich dem Thema.
Dennoch ist sich die Forschung bis heute nicht sicher, wann die Kipppunkte
tatsächlich eintreten und was als nächstes geschieht. Das weiß auch das
Forschungsteam, allerdings reicht das bisherige Wissen aus, um dringende
Maßnahmen einzufordern. Denn der Bericht zeigt eindeutig: Heizt sich die
Erde weiter auf wie bisher, verkleinert sich das Zeitfenster, in dem die
negativen Kipppunkte noch verhindert und die positiven herbeigeführt werden
können.
Deshalb richten die Fachleute konkrete Empfehlungen an politische
Entscheidungsträger. Sie fordern einen Ausstieg aus fossilen Energien, eine
Verstärkung des Fonds für Schäden und Verluste, politische Bemühungen, um
positive Kipppunkte auszulösen, sowie einen globalen Gipfel zum Thema
Kipppunkte.
So entwickelt sich die Weltklimakonferenz in Dubai auch zu einer Chance,
sofern die Erfolgsberichte positiver Kipppunkte und die Forderungen der
Expert*innen gehört und diskutiert werden.
6 Dec 2023
## LINKS
[1] /Klimakonferenz-in-Dubai/!t5018328
[2] /Klimaforscherin-ueber-Kipppunkte/!5904202
[3] /Korallenriff/!t5204368
[4] /Erneuerbare-Energien/!t5007748
## AUTOREN
Tabea Kirchner
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