# taz.de -- Etatberatung im Haushaltsausschuss: Mehr Geld für Bafög | |
> Einige ursprünglich geplante Kürzungen führt der Bundestag nicht durch. | |
> Für politische Bildung und Antirassismusarbeit gibt es jetzt mehr Geld. | |
Bild: 17.11.2023, Berlin: Lisa Paus liest in den Akten beim Haushaltsausschuss … | |
Berlin afp/dpa | Der Haushaltsausschuss im Bundestag hat die inhaltlichen | |
Beratungen zum Etat des Bundes für das kommende Jahr abgeschlossen, die | |
Vorlage aber noch nicht verabschiedet. In der kommenden Woche solle am | |
Dienstag noch eine Sachverständigenanhörung und am Donnerstag eine | |
Sondersitzung des Haushaltsausschusses stattfinden, um die Konsequenzen des | |
[1][Urteils des Bundesverfassungsgerichts] zu den Staatsfinanzen zu prüfen, | |
erklärten die Haushaltsexperten der Ampel-Fraktionen am frühen | |
Freitagmorgen. „Damit nehmen wir uns Zeit, um das Urteil aus Karlsruhe zu | |
prüfen“, hieß es in der Erklärung. | |
Die Einzelposten des Haushalts wurden aber weitgehend fertiggestellt. So | |
erhöhte der Haushaltsausschuss die [2][Bafög-Mittel] des Bundes um 150 | |
Millionen Euro. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) | |
begrüßte die Erhöhung: „Davon werden viele junge Menschen profitieren.“ | |
Um 100 Millionen Euro stockte der Ausschuss die Mittel für die | |
Unterstützung jüdischen Lebens in Deutschland und Europa und den Kampf | |
gegen Antisemitismus auf. „Wir haben einen Auftrag, jüdisches Leben in | |
Deutschland und in der Welt sicherer zu machen“, hieß es in einer Erklärung | |
der Haushaltsexperten der Koalition. | |
Die unterstützten Maßnahmen reichen demnach von Präventionsarbeit bei | |
Jugendlichen, Unterstützung von jüdischen Gemeinden und deren Synagogen in | |
Deutschland über Zuschüsse an Vereine zum Kampf gegen [3][Antisemitismus] | |
bis hin zu erinnerungskulturellen Jugendprojekten. | |
Die Mittel für Integrationskurse stockte der Ausschuss um um 188 Millionen | |
Euro auf, sie erreichen damit erstmals einen Wert von über einer Milliarde | |
Euro. Zudem erhöhte er die Mittel für die politische Bildung und den Kampf | |
gegen Antisemitismus, Rassismus und gesellschaftliche Spaltung. | |
Zudem bewilligte der Haushaltsausschuss 3,4 Milliarden Euro zusätzlich für | |
das Bürgergeld. Dieses wird im kommenden Jahr wegen der ankündigten | |
Erhöhung deutlich teurer als eingeplant. Dazu kommen nach Informationen der | |
Deutschen Presse-Agentur weitere 1,4 Milliarden Euro für die Übernahme der | |
Miet- und Heizkosten. | |
„Mit knapp 20 Millionen Euro nehmen wir die im Regierungsentwurf | |
[4][vorgesehenen Kürzungen in diesem Bereich wieder zurück] und ermöglichen | |
künftig auch mehr digitale und zielgruppenorientierte Bildungsmaßnahmen“, | |
erklärte der zuständige SPD-Haushaltsberichterstatter Martin Gerster. | |
„Gerade in diesen Zeiten stärken wir hiermit eine zentrale Säule unserer | |
wehrhaften Demokratie.“ | |
## Der Haushalt soll am 1. Dezember beschlossen werden | |
Die Bereinigungssitzung war von einem Streit zwischen Ampel-Fraktionen und | |
CDU/CSU begleitet. Die Ampel-Vertreter kritisierten, dass die Union in der | |
Bereinigungssitzung des Ausschusses aus Protest gegen das Vorgehen der | |
Ampel auf die Vorlage eigener Anträge verzichtet habe. | |
Erst habe die Union „versucht, die Sitzung abzusagen und dann hat sie | |
keinen einzigen Änderungsantrag zum Bundeshaushalt gestellt“, hieß es in | |
einer Ampel-Erklärung. „Wir fordern die Union auf verantwortungsvoll mit | |
dem Urteil und dessen Folgen umzugehen, statt die Arbeit im Parlament | |
einzustellen.“ | |
Den Antrag der Union, die Bereinigungssitzung als Reaktion auf den | |
[5][Richterspruch aus Karlsruhe] ganz auszusetzen, hatte die Koalition am | |
Donnerstag zurückgewiesen. Sie will den Haushalt wie ursprünglich geplant | |
am 1. Dezember vom Bundestag beschließen lassen. | |
Aus Protest gegen das Vorgehen der Koalition verzichte die Union darauf, | |
ihre 375 Anträge zum Bundeshaushalt in der Bereinigungssitzung | |
einzubringen, wie die Haushälter Mathias Middelberg und Christian Haase in | |
einem [6][Brief an ihre Fraktion] schrieben. Eine Fortsetzung des laufenden | |
Haushaltsverfahrens berge die „große Gefahr, dass die Koalitionsfraktionen | |
ein weiteres Mal einen verfassungswidrigen Haushalt beschließen“. | |
Am Freitagvormittag wollen sich die Fraktionen in Pressekonferenzen in | |
Berlin zu der Haushaltsplanung äußern. | |
17 Nov 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Grundsatzurteil-zu-Haushalt/!5969801 | |
[2] /FDP-Politikerin-gibt-Studierenden-Tipps/!5970453 | |
[3] /Querdenkerinnen-Demo-in-Hamburg/!5969723 | |
[4] /Ampel-will-Kuerzung-zuruecknehmen/!5955340 | |
[5] /Urteil-des-Bundesverfassungsgerichts/!5969813 | |
[6] https://www.br.de/nachrichten/meldung/haushaelter-der-union-verzichten-auf-… | |
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