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# taz.de -- Riesige Karawane durch Mexiko: Fußmarsch zur Grenze
> Tausende Migrant:innen haben sich auf den Weg von Mexiko zur US-Grenze
> gemacht. Für einige ist der Marsch eine Protestaktion gegen die
> Bürokratie.
Bild: Migrant:innen in Huixtla protestieren mit zugenähtem Mund
Mexiko City taz | Rund 5.000 Menschen haben sich Anfang dieser Woche aus
der Stadt Tapachula im Süden Mexikos auf den Weg Richtung US-Amerikanischer
Grenze gemacht. Die sogenannte “Karawane“ bietet den Migrant:innen den
Schutz der Gruppe, denn die Route durch das mexikanische Inland gilt als
besonders gefährlich.
Mit ihrem Trek reagieren viele der Beteiligten auch auf die quälend
langsamen mexikanischen Behörden, die in Tapachula Dokumente für die
Durchreise ausstellen sollen. Tapachula liegt an der Grenze zu Guatemala
und ist für viele Personen aus Mittel- und Lateinamerika die erste
Wegstation auf dem Weg nach Norden.
Auch aus Haiti und anderen Karibikstaaten kommen momentan viele Menschen
zunächst über Nicaragua und Guatemala nach Mexiko, um von dort die knapp
2.000 Kilometer lange Reise zur amerikanischen Grenze anzutreten.
[1][Auf dem Weg durch Mexiko] wurden über die vergangenen Jahre immer mehr
Migrant:innen Opfer von Kriminellen, die diese ausrauben, erpressen oder
gegen Lösegeld festhalten. Sexuelle Gewalt und Ausbeutung sind auf der
Route geläufig, auch örtliche Sicherheitsbehörden werden immer wieder
bezichtigt, von der Nötigung und Erpressung von durchreisenden Personen zu
protifieren.
## Schnell, aber hochgefährlich
Für einige sind die als [2][“Bestie“ bekannten Frachtzüge] die schnellste
Möglichkeit, einen Großteil der Reise durch Mexiko zu bewältigen. Deren
Routen beginnen im Bundesstaat Chiapas, wo sich auch Tapachula befindet,
und münden in der Hauptstadt Mexiko City in großen Depots, von denen
weitere Züge Richtung USA bestiegen werden können.
Diese Möglichkeit ist zwar relativ schnell, aber hochgefährlich. Jedes Jahr
sterben Migrant:innen bei dem Versuch, den Zug zu besteigen, auch hier
sind sie Angriffen von kriminellen Gruppierungen entlang ihrer Route
ausgesetzt.
Ein Menschenzug, wie der, der sich nun langsam durch Mexiko arbeitet, ist
zwar bei weitem nicht so schnell wie die Frachtzüge oder die Autos und
Lastwagen der Schmuggler, doch bietet jedoch für die Beteiligten Schutz,
den sie einzeln oder in kleinen Gruppen nicht finden können.
Zum Teil ist es für die, die derzeit mitlaufen auch einfacher, durch
Nichtregierungsorganisationen sowie zuständige Behörden der mexikanischen
Regierung mit Lebensmitteln und medizinischer Hilfe versorgt zu werden.
## Leistungsschwache App
Für manche der Beteiligten geht es bei dem Marsch auch um politischen
Druck, der gegen die Mexikanischen und Amerikanische Regierungen aufgebaut
werden soll. Ersterer werfen Aktivist:innen wie Migrant:innen vor,
zu langsam die notwendigen Papiere für die Durchreise durch Mexiko
auszufertigen und nicht ausreichend humanitäre Hilfe zur Verfügung zu
stellen.
Mehrere Migranten ließen sich in einer Protestaktion die Lippen zunähen.
Ziel des Protests sei, auf ihre Situation als „Geiseln“ einer
unmenschlichen Migrationspolitik aufmerksam zu machen, sagte der Aktivist
Irineo Mújica von der Organisation Pueblo Sin Fronteras (Volk ohne Grenzen)
am Donnerstag. Die Protestaktion fand in der Stadt Huixtla im südlichen
Bundesstaat Chiapas statt.
[3][Die USA hingegen haben seit Frühling dieses Jahres den Asylprozess
stark verkompliziert]. Die Folge ist, dass momentan tausende
Migrant:innen in Mexiko entlang der Grenze auf Asylverfahren warten, die
über eine komplizierte und leistungsschwache App verwaltet werden.
Die Fluchtgründe sind in Mittel- und Lateinamerika vielfältig. Aus
Honduras, El Salvador, Ecuador und Venezuela fliehen nach wie vor viele
Menschen vor grassierender Bandenkriminalität, einer miserablen
Wirtschaftslage und politischen Repressionen.
## Beschwerliche Reise
Der Marsch, der Anfang dieser Woche begann, ist dabei nicht der erste
Versuch von Migrantengruppen, die beschwerliche Reise durch Mexiko
gemeinsam zu meistern. Ende 2018 organisierten sich mehrere hundert
Migrant:innen in Chiapas, bis Ende des Jahres wuchs ihre Zahl auf
mehrere Tausend.
Rund sechs Wochen wanderte diese erste Gruppe durch Mexiko. Als Reaktion
ließ der damalige Präsident Donald Trump Truppen des Militärs an die Grenze
beordern. Auch dieses Mal zeichnen sich in den USA ähnliche Muster ab. Der
konservative Sender Fox News sprach kürzlich von einer “Invasion.“
3 Nov 2023
## LINKS
[1] /Grenze-zwischen-Mexiko-und-USA/!5934252
[2] /Mexiko-stoppt-60-Gueterzuege-Richtung-USA/!5958370
[3] /Grenze-zwischen-Mexiko-und-USA/!5934252
## AUTOREN
Johannes Streeck
## TAGS
Migranten
USA
Mexiko
Schwerpunkt Flucht
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Bodenschätze
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Einwanderungspolitik
Asyl
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