# taz.de -- Konzertempfehlungen für Berlin: Musik vom Ende der Zeit | |
> Am ersten November-Wochenende konkurrieren mehrere Festivals um ihr | |
> Publikum. Und Mary Ocher arbeitet sich gewohnt exzentrisch am Zustand der | |
> Welt ab. | |
Bild: Kommt mit neuem Album: Mary Ocher | |
November macht wenig Spaß, aber es gibt einen Trostpreis: tolle Konzerte. | |
Beim Blick in den Veranstaltungskalender kann sich jedenfalls FOMO-bedingte | |
Schnappatmung einstellen. Gleich am ersten Wochenende des Monats | |
konkurrieren mehrere Festivals um ihr Publikum: Etwa das vom Musikmagazins | |
Pitchfork geschmacksicher und vielseitig kuratierte [1][Pitchfork Music | |
Festival]. | |
Nicht nur das Gesamtprogramm ist divers, trotz einiger Absagen – auch die | |
Veranstaltungen sind in sich vielseitig. So tritt die Brightoner Combo | |
Porridge Radio um die exzentrische Sängerin und Gitarristin Dana Margolin | |
am Sonntag im Festsaal Kreuzberg zusammen mit Mandy, Indiana aus Manchester | |
auf. Deren Sound mag man am ehesten Post Punk Noir nennen (5.11., 20 Uhr, | |
[2][Tickets kosten im Vorverkauf 32,35 Euro]). | |
Und am Samstag tritt die queere Rapperin Mykki Blanco in der Betonhalle des | |
Silent Green neben Mavi aus North Carolina auf. Der hat letztes Jahr mit | |
„Laughing so Hard, it Hurts“ ein richtig tolles Hiphop-Album herausgebracht | |
(4.11., 19.30 Uhr, Tickets für 34,55 Euro im Vorverkauf [3][gibt es hier]). | |
Auch das Jazzfest bringt Generationen und Strömungen zusammen. Nach der | |
Eröffnung im [4][Haus der Berliner Festspiele], ganz im Zeichen von | |
Kooperationen und Synergien, gibt es am späten Donnerstagabend im Quasimodo | |
noch progrockig Inspiriertes vom Cellisten Valentin Ceccaldi und seinem | |
Projekt Bonbon Flamme (2.11., 22.30 Uhr, Tickets im VVK 15, erm. 12 Euro, | |
weitere Infos unter [5][berlinerfestspiele.de]). | |
Ein anderes emotionales Register rufen Ellen Arkbro und Johan Graden auf, | |
mit ihrem minimalistischen Herzschmerz-Album „I get along without you very | |
well“. Die Deutschlandpremiere gibt es am Samstag im Haus der Berliner | |
Festspiele. Dort trifft dann auch Potsa Lotsa XL, das sowieso große | |
Ensemble der Saxofonistin Silke Eberhard auf ein Quintett, nämlich Henry | |
Threadgills Zooid – eine Auftragsarbeit des Festivals (4.11., 18 Uhr, | |
Tickets im VVK 39, erm 25 Euro). | |
Und noch ein ungewöhnliches Ensemble gibt es zu erleben, und zwar am | |
Freitag im Kunstverein PANDA Platforma. Bis zum 8.12. finden hier im Rahmen | |
der Reihe PANDAwoman [6][allwöchentlich Konzerte statt] – von Frauen auf | |
die Bühne gebracht, die aus ihrer Heimat fliehen mussten. | |
Diesmal stellt sich das Pankisi Ensemble aus Georgien Klangwelten vor, die | |
man nicht unbedingt mit polyphoner georgischer Musik in Verbindung bringt. | |
Die Band stammt aus einem von Kisten, also ethnischen Tschetschenen, | |
bewohnten Tal im Hohen Kaukasas, das trotz seiner abgelegenen Lage in den | |
letzten Jahren Negativschlagzeilen produzierte – wegen islamistischer | |
Umtriebe (3.11., 20 Uhr, [7][Tickets im VVK 15/ AK 20, erm. 5 Euro]). | |
Ebenfalls am Zustand der Welt arbeitet sich Mary Ocher ab. Die in Moskau | |
geborene, aus Israel stammende Musikerin, Lyrikerin und Künstlerin | |
bereichert den Berliner Underground seit gut 15 Jahren mit ihrer ganz | |
eigenen Exzentrik. [8][In der Kantine Berghain stellt Ocher am Freitag ihr | |
neues Album] “Approaching Singularity: Music for the End Time“ vor (3.11., | |
20.45 Uhr, Tickets im VVK 14,30 Euro). | |
An gleicher Stelle versprechen The Chap, die charmante, aus London und | |
Berlin stammenden Band, ein sonntägliches Vergnügen, bei dem musikalisch | |
sicher auf unterschiedlichstem Terrain gegrast wird. Die Tour zum Album | |
“Digital Technology“ konnte pandemiebedingt nicht stattfinden. Seither | |
haben sie mit „Burger Sauce“ noch ein ganz und gar digitales Techno-Album | |
aufgenommen. Ebenfalls am Start: der stets kurzweilige Guido Möbius als | |
Eine-Person-Loop-Maschine (5.11., 20 Uhr, [9][Tickets kosten im VVK 13,20 | |
Euro]). | |
Nach dieser übervollem Woche darf man am Mittwoch beim letzten Kiezsalon | |
des Jahres entspannen – [10][in etwas kleinerem Rahmen als sonst]. In die | |
Nome Gallery auf der Potsdamer Straße passen lediglich 100 Gäste. Es gibt | |
elektroakustischen Ambient von Will Samson, während sich der aus Turin | |
stammende Komponist Freddie Murphy dem Spannungsfeld zwischen synthetischem | |
und natürlichem Klang widmet (8.11., 20 Uhr, Tickets im VVK 10,65 Euro). | |
1 Nov 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://www.pitchforkmusicfestival.de/ | |
[2] https://www.eventim.de/event/pitchfork-music-festival-berlin-2023-festsaal-… | |
[3] http://www.eventim.de/event/pitchfork-music-festival-berlin-2023-silent-gre… | |
[4] https://www.berlinerfestspiele.de/jazzfest-berlin?etcc_cmp=JFB23&etcc_m… | |
[5] https://www.berlinerfestspiele.de/jazzfest-berlin | |
[6] https://panda-platforma.berlin/ | |
[7] https://panda-platforma.berlin/events/pankisi-ensemble-kists-georgia-pandaw… | |
[8] https://www.berghain.berlin/de/events/77464/ | |
[9] https://www.tixforgigs.com/Event/50191 | |
[10] https://www.digitalinberlin.de/kiezsalon-will-samson-freddie-murphy | |
## AUTOREN | |
Stephanie Grimm | |
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