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# taz.de -- Neue Musik aus Berlin: Luftig und dialektisch
> Vor 15 Jahren spielte sie in einer Swingband. Heute ist die
> Multiinstrumentalistin Kiki Bohemia subtil noiseaffin unterwegs.
Bild: Am 23.10 in der Kantine im Berghain zu erleben: Kiki Bohemia
„[1][Those are not songs]“ heißt das neue Album von Kiki Bohemia. Wer
verfolgt hat, wie experimentell und subtil noiseaffin die Sängerin und
Multiinstrumentalistin in den letzten Jahren unterwegs war (und welche
Sounds sie mit ihrem musikalischen Partner Sickerman kreiert: in der
Pandemie etwa beglückten sie Hörer:innen mit „Cleansing Drones for
Locked Down Homes“) mag die Ansage, die im Titel steckt, für bare Münze
nehmen.
Doch weit gefehlt: Die vorgeblichen Nicht-Songs bestechen durch ein
Songwriting, das bei allen Widerhaken zugänglich, fast eingängig wirkt.
Experimentellere Sounds sind geschmeidig eingewebt: droniger Ambient etwa,
in den man sich gerne fallen lässt.
Kiki Bohemia hat eine große Klangevolution hinter sich. Vor ihrem ersten
Soloalbum „All The Beautiful“, erschienen vor 15 Jahren, spielte sie in
einer Swingband. Bei dem Debüt, so erklärt sie heute, stand noch das Thema
Resilienz im Mittelpunkt.
Diesmal gehe es ihr auch um Verletztlichkeit, um ein Sich-Öffnen-Können.
Das passt zu einem Album, das dialektisch wirkt, ohne didaktisch
daherzukommen. In den Songs schwingt Sehnsucht nach Katharsis mit – und
doch haben sie oft ein luftige Anmutung.
Die braucht es vermutlich auch, wenn Kiki Bohemia zum Beispiel Impressionen
von Till Lindemanns 40. Geburtstag einfließen lässt. Bei diesem Event
jobbte sie seinerzeit an der Bar. Trotz des darken Textes behände
leichtfüssig klingt der davon inspirierte Track „High In The Man Castle“.
Ein Beispiel für in Musik verwandelte Ambivalenz, der man auf diesem
spannenden Album oft begegnet.
6 Oct 2023
## LINKS
[1] https://kikibohemia.bandcamp.com/album/those-are-not-songs
## AUTOREN
Stephanie Grimm
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