# taz.de -- Texte Osteuropa-Workshop Herbst 2023: Was Krieg mit Kunst macht | |
> Die taz Panter Stiftung bringt Journalist:innen aus Nachfolgestaaten | |
> der Sowjetunion in Berlin zusammen. Das ist eine Herausforderung. | |
Bild: Leise und laute Töne: Spiel auf der Klaviatur des Krieges | |
BERLIN taz | Er hebt seine rechte Hand zum Schwur kerzengerade empor, die | |
linke legt er auf sein Herz. Ein scharfer Wind scheint ihm ins Gesicht zu | |
wehen, mit wachen Augen und weit geöffnetem Mund beteuert er: „Nie wieder | |
Krieg!“ Die bekannteste Lithografie der Grafikerin und Malerin Käthe | |
Kollwitz wurde als Antikriegsplakat vor etwa 100 Jahren zu einem | |
Symbolbild. Damit nicht genug: Dieser Aufruf eines jungen Mannes ist heute | |
dringlicher denn je. | |
[1][Vom 22. bis 30. November fand in Berlin ein Osteuropa-Workshop der taz | |
Panter Stiftung statt], nach einer ähnlichen Veranstaltung [2][im | |
Frühsommer in der lettischen Hauptstadt Riga] bereits der zweite in diesem | |
Jahr. Die Teilnehmer:innen sind Journalist:innen und | |
Künstler:innen aus acht Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Der Workshop | |
mit dem Titel „Krieg und Kunst“ ist Teil der Projektreihe „Krieg und | |
Frieden – Austausch über Grenzen hinweg“, die wir mit Unterstützung des | |
Auswärtigen Amtes im vergangenen Jahr ins Leben gerufen haben. | |
Was auf den ersten Blick so lapidar wie routiniert anmutet, ist es | |
spätestens seit dem Beginn von Russlands Angriffskriegs gegen die Ukraine | |
am 24. Februar 2022 beileibe nicht mehr. Dieser Krieg ist eine Zäsur in der | |
europäischen Nachkriegsgeschichte. Er hat schon jetzt vieles, wenn nicht | |
gar alles, verändert. Die Konsequenzen sind in ihrer gesamten Bandbreite | |
und Tragweite noch gar nicht absehbar. Doch schon jetzt zeichnet sich ab: | |
Die Beziehungen zwischen den Menschen in Russland und der Ukraine werden | |
auf Generationen vergiftet sein. | |
Der Umgang mit der russischen Aggression und Invasion der Ukraine ist auch | |
für Medien- und Kulturschaffende eine große Herausforderung. Beide schaffen | |
Zeugnisse des Krieges, wollen Menschen zum Nachdenken anregen und sie zu | |
eigenem Handeln inspirieren. | |
## Sonderbeilage und Ausstellung nach dem Workshop | |
Über das Spannungsfeld von Kunst und Krieg diskutieren aus postsowjetischer | |
Perspektive elf Journalist:innen aus der Ukraine, Belarus, Armenien, | |
der Republik Moldau, aus Russland, Kasachstan und Kirgistan. Einige von | |
ihnen leben im Exil, sie haben in Lettland Zuflucht gefunden. Die | |
Journalist:innen debattieren auch am Objekt: Drei Kulturschaffende aus | |
der Ukraine, Belarus und Georgien stellen auf Einladung der taz Panter | |
Stiftung ihre Kunst im Rahmen des Workshops in Berlin aus. Eine | |
Sonderbeilage über Kunst und Krieg ist am Mittwoch, den 29. November | |
erschienen. Alle Texte sind unter dem Schwerpunkt Osteuropa-Workshops zu | |
finden: [3][http://taz.de/panterstiftung/osteuropa] | |
Als Kooperationspartner fungiert der Kunstverein Ost – kurz KVOST. [4][Die | |
Ausstellung „All the Dots Connected Form an Open Space Within“] geht der | |
Frage nach, wie das Erleben von Gewalt, Unterdrückung und das Grauen des | |
Krieges künstlerisch anhand persönlicher Erkundungen reflektiert werden | |
kann. Im Fokus steht dabei, wie dieses Erleben sich auf das tägliche Leben | |
und die eigene Umgebung auswirkt, aber auch auf verschiedene Strategien des | |
Widerstands. | |
Die 1924 geschaffene Illustration „Nie wieder Krieg“ von Käthe Kollwitz | |
wurde damals zu einem symbolischen Bild eines kriegsmüden, um Frieden tief | |
besorgten Teils einer ganzen Generation. Sie transportiert die | |
Vergangenheit in die Gegenwart und ermöglicht dadurch ein Anknüpfen über | |
Generationen hinweg. | |
Was wird in der Zukunft einmal stellvertretend für unsere heutige Zeit, für | |
die Rezeption des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine stehen? | |
Welches Kunstwerk, welche Illustration, welches Bild und welche Skulptur | |
auch immer diese Symbolkraft entwickeln wird – Journalist:innen werden | |
darüber schreiben, kontroverse Diskussionen abbilden und den jeweiligen | |
Kontext schaffen. | |
Wir, als Journalist:innen, als Künstler:innen, als Zivilgesellschaft | |
müssen weiter genau hinsehen und hinhören. Wir dürfen, auch wenn es | |
manchmal sehr schwerfällt, nicht kriegs- und krisenmüde werden. Gerade auch | |
aus diesem Grund fördert [5][die taz Panter Stiftung] weiter unabhängige | |
und kritische Menschen aus Osteuropa und Zentralasien, die sich für | |
Menschenrechte und Demokratie einsetzen sowie gegen Diktatur und Krieg ihre | |
Stimme erheben. | |
Das Programm in der November-Woche in Berlin umfasste unter anderem Besuche | |
des Käthe-Kollwitz-Museums Berlin, des Hauses der Kulturen der Welt, sowie | |
des Dokumentationszentrums Flucht, Vertreibung, Versöhnung. Daneben gab es | |
viel Zeit für Austausch und Gespräche – in Zeiten wie diesen leider keine | |
Selbstverständlichkeit. | |
Was wäre ein Workshop jedoch ohne die abendliche Nachbereitung bei einem | |
gemeinsamen Abendessen, einem Besuch in einer Berliner Kneipe und auf einem | |
Weihnachtsmarkt. Diese Gelegenheit im Sinne einer allmählichen Annäherung | |
und eines manchmal mühsamen Perspektivwechsels nutzten die | |
Teilnehmer:innen ausgiebig. Die taz Panter Stiftung wird diesen Rahmen | |
weiter schaffen. | |
Bis irgendwann einmal Frieden einkehrt. Und darüber hinaus. | |
4 Dec 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Osteuropa--ein-Gedankenaustausch/!t5894229 | |
[2] /Texte-aus-dem-Osteuropa-Workshop-2023/!5940595 | |
[3] /Osteuropa--ein-Gedankenaustausch/!t5894229 | |
[4] /Osteuropa-Workshop-in-Berlin/!vn5974861 | |
[5] /!v=4269299f-23bb-40f2-a4ea-2b1b1ae40192/ | |
## AUTOREN | |
Tigran Petrosyan | |
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