# taz.de -- Ini gegen Gendersprache in Hamburg: Deutsch naturwüchsig | |
> Eine Volksinitiative will, dass Hamburger Behörden nicht gendern. Im | |
> Gleichstellungsausschuss der Bürgerschaft durfte sie ihr Anliegen | |
> erklären. | |
Bild: Viel Unterstützung: Die Initiative gegen das Gendern übergibt 16.000 Un… | |
HAMBURG taz | Jens Jeep versteht die Welt nicht mehr. Deswegen engagiert | |
sich der Notar aus Hamburg in der Volksinitiative „Schluss mit | |
Gendersprache in der Verwaltung und Bildung“. Die hat am Donnerstag dem | |
Ausschuss für Gleichstellung und Antidiskriminierung der Hamburger | |
Bürgerschaft ihr Anliegen vorgetragen. | |
Diese Gelegenheit bekommt jede Volksinitiative in Hamburg, die [1][mehr als | |
die notwendigen 10.000 Unterschriften beim Senat eingereicht] hat. Die | |
Bürgerschaft hat dann vier Monate Zeit, das Anliegen anzunehmen. In dieser | |
Zeit dürfen Vertreter*innen einer Volksinitiative ihr Anliegen im | |
jeweiligen Bürgerschaftsausschuss vorstellen. | |
Und da beginnen auch schon die Verständnisprobleme, zumindest bei Jeep, | |
einem der drei Vertreter*innen der Initiative. Er weiß nicht, woraus | |
die Ausschussvorsitzende Filiz Demirel zitiert hat, als diese ihm das Wort | |
erteilt, „aus der Verfassung jedenfalls nicht“. In dieser werde nämlich | |
nicht gegendert, Demirel habe das sehr wohl getan. | |
[2][Gendern sei unverständlich – das wird schnell deutlich – ist eines der | |
Kernargumente der Initiative]. Ihr Vortrag im Ausschuss ist begleitet von | |
einer Powerpoint-Präsentation in Regenbogenfarben mit der Überschrift: | |
„Diskriminierungsfreies Hamburg ohne Gendern“, was „ganz ernst gemeint“ | |
ist, sagt Jeep. | |
## Zwei Stunden Vortrag | |
Die Stadt soll in ihrer Kommunikation, etwa von Behörden oder an Schulen, | |
[3][nur noch das generische Maskulinum verwenden]. Denn das habe „immer | |
schon“ alle Menschen unabhängig vom Geschlecht erfasst, findet Jeep. | |
Hans Kaufmann ist Lehrer im Ruhestand und zweiter Vertreter der Initiative. | |
Außerdem ist er Mitglied im Verein deutsche Sprache und als solches an | |
ihrem Erhalt als „naturwüchsig entwickelter“ interessiert. | |
Anja Oelkers ergänzt den Vortrag der Initiative um eine „Frauensicht“. | |
Oelkers fühle sich „nicht als Opfer von Sprache und auch nicht unsichtbar“. | |
Dann liest sie minutenlang aus einem Ratgeber für gendergerechte Sprache | |
vor. Nach zwei Stunden ist Zeit für Fragen aus dem Ausschuss. | |
SPD, Grüne und Linke finden deutliche Worte gegen den Vorschlag und für das | |
Gendern. [4][Gabriele Dobusch (SPD) fand die Sitzung „auch persönlich als | |
Linguistin“ interessant] und zerlegt als solche einige Argumente. Die CDU | |
steht „im Großen und Ganzen hinter der Initiative“, sagt ihr Vertreter im | |
Ausschuss, Andreas Grutzeck. AfD-Vertreter Marco Schulz hingegen kommt aus | |
dem Schwärmen kaum heraus. | |
Es sieht ganz so aus, als würde die Bürgerschaft den Vorschlag der | |
Volksinitiative nicht annehmen. In diesem Fall geht’s in die nächste Runde: | |
Volksbegehren. | |
18 Nov 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Gegen-Sternchen-und-Doppelpunkte/!5948799 | |
[2] /Angst-vor-Sprachvorschriften/!5903815 | |
[3] /Gendern-an-Schulen/!5956385 | |
[4] https://www.gabidobusch.de/ | |
## AUTOREN | |
Amira Klute | |
## TAGS | |
Gendern | |
Gendergerechte Sprache | |
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten | |
Volksinitiative | |
Hamburg | |
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten | |
Gendern | |
Gendern | |
Kolumne Unisex | |
Schwerpunkt LGBTQIA-Community | |
Verein Deutsche Sprache | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Grundgesetz-Feier in Lüneburg: Gendern verbieten unerwünscht | |
In Lüneburg durften Aktivist:innen auf der Grundgesetz-Feier nicht für | |
das Genderverbot werben. Die Organisator:innen erklären den Grund. | |
Genderverbot an Schulen: Kampf für Gerechtschreibung | |
Sachsen und Sachsen-Anhalt untersagen geschlechtergerechte Sprache an | |
Schulen. Doch einige Lehrer:innen widersetzen sich. | |
Mitgründerin über Pro-Gendern-Ini: „Wir sind gegen Sprachverbote“ | |
In Hamburg fordert eine Volksini ein Gender-Verbot. „Die Mitgemeinten“ | |
wollen dagegen für Vielfalt werben. Christina Maria Huber erklärt die | |
Strategie. | |
LGBTQ-Community und Machomänner: Wir brauchen die Heten | |
Die Welt da draußen kippt gerade in alle Richtungen gleichzeitig. Wen die | |
LGBTQ-Community jetzt alles auf ihrer Seite braucht. Eine Abschiedskolumne. | |
Gegen Sternchen und Doppelpunkte: Anti-Gender-Ini nimmt erste Hürde | |
16.000 Unterschriften sammelte die Volksinitiative, die Gendern in der | |
Hamburger Verwaltung verbieten will. Die CDU wurde vom CSD ausgeladen. | |
Streit um Sprache der Verwaltung: Hamburgs FDP laviert beim Gendern | |
Der Landesparteitag der Liberalen lehnt die Anti-Gender-Volksinitiative ab, | |
aber unterstützt deren Kernforderung nach amtlicher Rechtschreibung. |