# taz.de -- Grundgesetz-Feier in Lüneburg: Gendern verbieten unerwünscht | |
> In Lüneburg durften Aktivist:innen auf der Grundgesetz-Feier nicht | |
> für das Genderverbot werben. Die Organisator:innen erklären den | |
> Grund. | |
Bild: Dürfte Gender-Gegner*innen ein Dorn im Auge sein: Räucherfigur „Burni… | |
BREMEN taz | Den „Kerngedanken der Demokratie pervertiert“ sieht die | |
Initiative „Stoppt Gendern“, wie sie in einer Pressemitteilung am | |
Donnerstag schreibt. Der Grund für den Zorn der [1][von der Hamburgerin | |
Sabine Mertens gegründeten und getragenen Initiative]: An dem Tag durfte | |
die Schwester-Organisation „Stoppt Gendern in Niedersachsen“ nicht für | |
ihren Einsatz gegen geschlechtergerechte Sprache auf der „Demokratiemeile“ | |
in der Lüneburger Innenstadt werben. | |
Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums des Grundgesetzes machten dort knapp | |
100 Organisationen und Vereine mit Ständen und Aktionen auf ihre Arbeit | |
aufmerksam, darunter die „Omas gegen rechts“ und der Stadtverband der CDU. | |
Auch „Stoppt Gendern in Niedersachsen“ hatte sich angemeldet, wurde aber | |
nicht zugelassen. Die Absage des Organisationsteams zeige, „mit welchen | |
Mitteln die ideologisch verblendeten Verfechter der Gendersprache agieren“, | |
schreibt die Anti-Gender-Aktivistin Sabine Mertens in ihrer | |
Pressemitteilung. „Es ist erschreckend, dass die Veranstalter, die ‚Für | |
Vielfalt und Toleranz in Lüneburg‘ werben, eine Feier für die Demokratie | |
missbrauchen, um Meinungspluralität de facto zu unterdrücken.“ | |
Nach ihrer Einschätzung eignet sich „Stoppt Gendern in Niedersachsen“, die | |
per Volksabstimmung das Gendern in Behörden, Schulen, Hochschulen und dem | |
öffentlich-rechtlichen Rundfunk verbieten will, für die Teilnahme an der | |
Demokratiemeile. Es handele sich um ein „lebendiges Beispiel für | |
demokratische Teilhabe ganz im Sinne des Veranstaltungsgedankens“, findet | |
Mertens, die in Hamburg das gleiche Anliegen verfolgt. | |
Das fanden dort 16.457 Personen unterstützenswert, womit die erste Hürde | |
auf dem Weg zum Volksentscheid gegen Unterstriche, Doppelpunkte und | |
Sternchen genommen ist. In Sachsen, Sachsen-Anhalt, Hessen und Bayern | |
[2][gibt es Genderverbote] bereits – ganz ohne Volksauftrag. | |
Das Organisationsteam der Lüneburger Demokratiemeile kam zu einer anderen | |
Einschätzung als Mertens und ihre Mitstreiter:innen im Kampf für das | |
generische Maskulinum. „Das Anliegen der Initiative richtet sich gegen | |
Inklusion und passt daher nicht zu unserer Veranstaltung“, sagt Matthias | |
Richter-Steinke, Regionsgeschäftsführer des Deutschen Gewerkschaftsbundes | |
(DGB), der die Demokratiemeile mit organisiert hat. | |
Wer [3][Vielfalt wolle, müsse dem auch in der Sprache Rechnung tragen] und | |
Menschen ansprechen, die sich keinem Geschlecht zuordnen können oder | |
wollen. Diese sollen sich in Satzzeichen wiederfinden können wie im Wort | |
„Aktivist:innen“ in diesem Artikel, das zudem Frauen als handelnde Subjekte | |
mit benennt. | |
Es gibt keinen Zwang zur geschlechtergerechten Sprache. | |
Anti-Gender-Aktivist:innen befürchten dennoch, dass „unsere [4][schöne | |
deutsche Sprache vor die Hunde] geht“, wenn das Gendern nicht verboten | |
wird, wie es auf der Homepage von „Stoppt Gendern“ heißt. | |
Richter-Steinke verweist auf die Stellungnahme der | |
Antidiskriminierungsstelle des Bundes, die [5][vor anderthalb Wochen vor | |
Genderverboten gewarnt] hatte. „Menschen zu verbieten, inklusive Sprache zu | |
verwenden, ist ein Rückschritt ins letzte Jahrhundert“, hatte deren | |
Leiterin, Ferda Ataman, gesagt. Und: „Die sogenannten Genderverbote sind | |
verfassungsrechtlich problematisch und dienen einem Kulturkampf auf dem | |
Rücken von Minderheiten.“ | |
Der Artikel 3 des Grundgesetzes verbiete die Diskriminierung aufgrund des | |
Geschlechts, zudem schütze Artikel 2 in Verbindung mit Artikel 1 die | |
allgemeinen Persönlichkeitsrechte von Frauen, intergeschlechtlichen sowie | |
nicht binären Menschen. Berührt werde auch die im Artikel 5 geschützte | |
Meinungsfreiheit, wenn Schulen, Hochschulen und öffentlich-rechtlichen | |
Medien das Gendern untersagten. | |
24 May 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Ini-gegen-Gendersprache-in-Hamburg/!5969840 | |
[2] /Genderverbot-in-der-Verwaltung/!6001199 | |
[3] /Mitgruenderin-ueber-Pro-Gendern-Ini/!5977263 | |
[4] https://stoppt-gendern.de/ | |
[5] https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/aktuelles/DE/2024/2024… | |
## AUTOREN | |
Eiken Bruhn | |
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