| # taz.de -- Mies van der Rohe Haus in Lichtenberg: Glänzende Pailletten, träg… | |
| > Die fließenden Übergänge zwischen innen und außen betont eine Ausstellung | |
| > von Bettina Allamoda im Mies van der Rohe Haus in Lichtenberg. | |
| Bild: Das Mies van der Rohe Haus mit dem Werk „Outdoor Untiteld/Unlimited“ … | |
| Die Herbstsonne spielte mit ihrer verglimmenden Kraft malerisch mit den | |
| reflektierenden Metallteilchen, die [1][Bettina Allamoda] in ihre textilen | |
| Installationen eingearbeitet hatte. Große rote Stoffbahnen wölbten sich im | |
| Inneren des Hauses und schmiegten sich an die Außenfassaden an. Dabei | |
| traten die glänzenden Pailletten in einen Dialog mit den roten | |
| Ziegelsteinen, aus denen Ludwig Mies van der Rohe das kleine, aber feine | |
| Einfamilienhaus für das Fabrikantenehepaar Lemke erbauen ließ. Es handelt | |
| sich um das letzte Berliner Bauwerk von Mies vor seiner Emigration in die | |
| USA. | |
| [2][Der streng rechteckige Ziegelbau im Berliner Nordosten] stellt ein | |
| ideales Gegenstück zum ikonischen Glaskasten der Neuen Nationalgalerie im | |
| Zentrum dar. Unter der langjährigen Leiterin Wita Noack wurde es zu einem | |
| Kleinod. Die Ausstellungen, oft mit direktem Bezug zur Architektur, fanden | |
| auch internationale Beachtung. | |
| Die Ausstellung der für ihre Auseinandersetzungen mit Architektur bekannten | |
| Berliner Künstlerin Bettina Allamoda, mit dem Titel | |
| „Außendekoration/Inneneinrichtung“ passt perfekt in dieses Programm. Neben | |
| dem Kontrast Pailletten vs. Ziegelsteine überzeugte vor allem der diagonal | |
| durch den Raum gehende Schwung der meterlangen Stoffbahnen, die die streng | |
| rechtwinkligen Mauern auflockerten und zugleich die organischen Formen des | |
| nahen Ufers des Obersees spiegelten. | |
| ## Konflikt um die Erweiterung | |
| Größere Aufmerksamkeit als die Kunst erfuhr zur Eröffnung aber der Konflikt | |
| um die Erweiterung des Hauses. Bei allen Parteien unstrittig ist die | |
| Notwendigkeit der Erweiterung, sei es in Form eines An- oder Neubaus oder | |
| mit einer Auslagerung von Büro- und Serviceräumen auf ein benachbartes | |
| Grundstück. Der Förderverein des Hauses fordert dies seit Langem, ebenso | |
| Leiterin Wita Noack. | |
| Auch [3][Kultursenator Joe Chialo] befürwortet auf Nachfrage der taz eine | |
| Erweiterung. Er stellte sogar Sondermittel in Aussicht, um für den | |
| kolportierten Kaufpreis von 3,9 Millionen Euro ein benachbartes Grundstück | |
| zu erwerben. Und weil auch Lichtenbergs Kulturstadträtin Catrin Gocksch | |
| sich als Vertreterin des Trägers der Einrichtung einer baulichen | |
| Erweiterung gegenüber aufgeschlossen zeigte, sollte also alles prima sein. | |
| „Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dem Haus Möglichkeiten | |
| einzuräumen, sich weiterzuentwickeln“, sagte sie zur Eröffnung. | |
| Dann aber reichte just ihr Bezirksamt den Antrag auf die Sondermittel nicht | |
| rechtzeitig ein. „Wir müssen den Rechtsweg einhalten und verschiedene | |
| Gutachten einholen. Das ist bei der Übernahme von Grundstücken in den | |
| Bestand des Bezirks unsere Pflicht“, erklärte sie gegenüber der taz die | |
| Verzögerung. | |
| Der Förderverein, der die Immobilie überhaupt erst aufgespürt und die | |
| Bereitschaft der Eigentümer zum Verkauf auch eingeholt hatte, zeigte sich | |
| enttäuscht und frustriert. Bereits seit April ist das Objekt bekannt, | |
| Anfang Oktober eröffnete sich auch die Chance über die Sondermittel. Die | |
| Prüfung für den Antrag wurde aber offenbar noch nicht einmal eingeleitet. | |
| Inzwischen sind die Messen gesungen. „Die Mittel sind jetzt anderweitig | |
| verplant“, teilte die Senatskulturverwaltung der taz mit. Die insgesamt 25 | |
| Millionen Euro aus dem Sondervermögen müssen bis Ende des Jahres ausgegeben | |
| werden. Und weil das Bezirksamt Lichtenberg nicht durch schnelle | |
| Aktenbearbeitung brillierte, kann sich nun jemand anderes über die | |
| eigentlich dem Mies van der Rohe Haus zugedachten Mittel freuen. Die | |
| Stoffbahnen von Allamoda am Gebäude kann man daher als Fahnen auf halbmast, | |
| als Zeichen der Trauer, deuten. | |
| 16 Nov 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Tom Mustroph | |
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