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# taz.de -- Ameisen bei der Arbeit: Chillt doch mal
> Neue Studien zeigen, dass die Mehrheit der Ameisen nicht arbeitet. Ihre
> Produktivität leidet darunter nicht. Was Menschen davon lernen können.
Bild: Können erstaunlich ineffektiv sein: Ameisen
Die ganze Welt wimmelt von Insekten – auch wenn ihnen Menschen das
Überleben zunehmend schwer machen. Dass sie es evolutionär überhaupt so
weit geschafft haben, gilt auch als Erfolg von Fleiß und Arbeitsteilung.
Neuere Studien entdecken allerdings ein stark unterschätztes Talent der
Insekten: Nichtstun. Der wissenschaftliche Blick auf einen Ameisenhaufen
zeigt [1][erstaunlich viel Inaktivität].
Ameisen untersucht man im Labor in einem Glaskasten. Vor dem Einzug
bemalten die Forschenden die Ameisen mit einer einzigartigen Kombination an
bunten Punkten, um sie auseinanderhalten zu können. Dann filmten sie über
Monate, mal tagsüber und mal nachts, ihre Aktivität, um herauszufinden, ob
die regungslosen Ameisen vielleicht einfach nur Pause machen oder sich von
nächtlicher Schichtarbeit ausruhten.
Mit statistischen Verfahren konnten die Forschenden mehrere
Tätigkeitsfelder ausmachen, auf die sich die einzelnen Ameisen
spezialisiert hatten. Rund 10 Prozent sammelten außerhalb des Nestes
Baumaterialien und Essen. 16 Prozent kümmerten sich um den Nachwuchs und
einander. Etwas mehr als 30 Prozent wanderten auf der Suche nach
irgendeiner Tätigkeit wild durch die Gegend – und ganze 40 Prozent saßen
einfach so herum.
Um mehr über die Dynamik zu erfahren, entfernten die Forschenden in den
verschiedenen Gruppen besonders emsige oder [2][besonders inaktive
Ameisen.] Die erstaunliche Entdeckung: Die Gruppe, die ihre Zugpferde
einbüßte, verlor dadurch nichts an Produktivität. Die Arbeitslast wurde von
den vorher untätigen Ameisen aufgefangen. Ein paar von ihnen wurden zu den
aktivsten von allen.
## Faule Ameisen sind systemrelevant
Die Inaktiven bildeten also eine Reserve. Allerdings eine, die sich nicht
leicht auffüllen lässt: Dort, wo die Rumsitzenden fehlten, machten [3][die
emsigen Ameisen einfach] weiter. Das zeigt, dass „Entspannen“ keine
Tätigkeit ist, die bei Bedarf einfach ergriffen wird. Vielmehr besitzen
manche Ameisen ein besonderes Talent dafür. Der Schwellenwert an
Dringlichkeit, ab dem sie sich in Bewegung setzen, liegt möglicherweise
höher.
Bei Effizienz denken Menschen oft an „Verschlankung“. Unis streichen feste
Stellen, Kliniken müssen schließen. Das Ergebnis ist ein System, das von
allen ständig Höchstleistung verlangt – aber kollabiert, sobald ein äußer…
Schock eintritt oder die Zugpferde ausbrennen. Dagegen zeigen uns die
Ameisen, dass selbst im ultimativen Wettbewerb, dem survival of the
fittest, gewinnt, wer bei der Produktivität Luft nach oben lässt.
Die Modellrechnung bestätigt: Faule Ameisen sind für das langfristige
Überleben der Gesellschaft ein wichtiger Resilienzfaktor. Und noch etwas:
Selbst [4][von den emsigen Ameisen] ist ein Großteil nur die Hälfte der
Zeit aktiv. [5][Von der Work-Life-Balance] der Ameisen könnten sich
Menschen eine Scheibe abschneiden.
15 Nov 2023
## LINKS
[1] https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371%2Fjournal.pone.0184074
[2] /Bernstein-aus-der-Kreidezeit/!5864475
[3] /Insekten-als-Delikatesse/!5907696
[4] /Kinder-fragen-die-taz-antwortet/!5954753
[5] /taz-Sonderausgabe-zu-Utopie/!5967221
## AUTOREN
Franca Parianen
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