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# taz.de -- Vorteile des Rauchens: Warum Raucherecken ungerecht sind
> In der Raucherpause wird über Beförderungen entschieden? Laut Forschern
> könnte das der Fall sein. Frauen haben besonders schlechte Chancen.
Bild: Am Ende verqualmt sich die Gehaltserhöhung und endet im Aschenbecher
Hilft es der Karriere, mehr Zeit mit dem Chef zu verbringen? Einen Kaffee
trinken, eine Zigarette rauchen oder ein Feierabendbier trinken? Daten zu
informellen Gesprächen zwischen Angestellten und ihren Vorgesetzten sind
schwer zu bekommen. Und dann gibt es noch das Henne-Ei-Problem: Wird der
Kollege befördert, weil er viel Zeit mit dem Chef verbringt? Oder trinkt
der Chef gerne Kaffee mit dem Kollegen, weil der viel drauf hat?
## Die Studie
[1][Eine neue Studie im Fachmagazin American Economic Association] schaute
sich eine große asiatische Bank an, um das zu beantworten. Bei der Bank
rotieren die Vorgesetzten der Teams regelmäßig durch und sowohl bei den
Chefs als auch unter den Mitarbeitern gibt es Raucher und
[2][Nichtraucher]. Die Idee dahinter: Raucher verbringen mehr Zeit
miteinander. Da der Zufall entscheidet, ob man einen Raucher als Chef hat,
entsteht ein natürliches Experiment, das zeigt, ob man durch mehr Zeit mit
dem Chef eher befördert wird.
Tatsächlich ergibt die Studie, dass rauchende Mitarbeiter, deren
Vorgesetzter raucht, 63 Prozent mehr Zeit mit ihrem Chef verbringen und
nach zweieinhalb Jahren 16,75 Prozent mehr Gehalt bekommen als ein
rauchender Kollege, dessen Chef Nichtraucher ist. In der Bank hängt eine
Beförderung von wohlwollenden Berichten des Vorgesetzten ab. Und man
empfiehlt eher jemanden, den man aus der Raucherecke kennt, als einen
unbekannten Kollegen.
Oft wird gesagt, dass Chefs eher Menschen befördern, die ihnen ähnlich
sind. Die Studie zeigt aber, dass es den Mitarbeitern nichts gebracht hat,
wenn sie aus der gleichen Region wie der Chef kamen, ein ähnliches Alter
hatten oder auf derselben Schule waren. Raucherpausen halfen bei der
Beförderung mehr.
Die gemeinsame Zeit wirkt sich auch auf das [3][Gender Pay Gap] aus. Für
Frauen macht es keinen signifikanten Unterschied, ob sie einen Chef oder
eine Chefin haben. Aber männliche Mitarbeiter profitieren stark von einem
männlichen Vorgesetzten: Sie erhalten nach zweieinhalb Jahren etwa 16,25
Prozent mehr Lohn. Auch das scheint an der gemeinsamen Zeit zu liegen.
Männliche Angestellte verbringen nämlich 31 Prozent mehr Zeit mit einem
männlichen als mit einem weiblichen Vorgesetzten.
Innerhalb der Bank können 40 Prozent des gesamten Gehaltsunterschieds
zwischen Männern und Frauen mit der gemeinsamen Zeit erklärt werden. Dass
Frauen Kinder kriegen, wirkt sich nicht so stark auf das Pay Gap aus.
## Was bringt’s?
Die Studie zeigt, wie wichtig es ist, mehr Frauen in mittlere
Führungspositionen zu bringen und Beförderungen weniger von dem direkten
Vorgesetzten abhängig zu machen. Außerdem sollten männliche Vorgesetzte
sich kritisch fragen, ob sie Frauen ausschließen. 81 Prozent der Frauen
fühlen sich von Netzwerken in der Arbeit ausgeschlossen, aber 92 Prozent
der Männer glauben, sie würden Frauen nicht ausschließen.
27 Nov 2023
## LINKS
[1] https://www.aeaweb.org/articles?id=10.1257%2Faer.20210863
[2] /Lauterbach-will-Nichtraucherinnen-schuetzen/!5945894
[3] /Gender-Pay-Gap-in-der-EU/!5973154
## AUTOREN
Konrad Bierl
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