| # taz.de -- Bremen will Rettungswege frei machen: Gelbe Karte für Gehwegparker | |
| > Zwei Reifen auf der Straße, zwei auf dem Gehweg: Diese Art zu parken will | |
| > Bremen nach und nach unterbinden. Ein Bundesurteil steht derweil noch | |
| > aus. | |
| Bild: In vielen Straßen, wie hier in der Bremer Neustadt, wird das Gehwegparke… | |
| Bremen taz | ln Bremen-Mitte und im sogenannten Viertel geht es Autos an | |
| den Kragen, die mit zwei Rädern [1][auf dem Gehweg] parken. Gemeinsam mit | |
| Feuerwehr und Ordnungsamt hat die Verkehrsbehörde Straßen ausgewählt, in | |
| denen nun gegen das aufgesetzte Parken auf dem Gehweg vorgegangen wird. | |
| Sukzessive sollen weitere Straßen dazu kommen, zunächst in Findorff und der | |
| Neustadt, dann in anderen Stadtteilen. | |
| Begonnen wurde „mit den engen und hoch belasteten Wohnstraßen“, so steht es | |
| in einem Dokument der Behörde von Mobilitätssenatorin Özlem Ünsal (SPD) für | |
| eine Sitzung der Verkehrsdeputation. Die Senatorin wurde am vergangenen | |
| Donnerstag darüber informiert. | |
| Oberstes Kriterium sei dabei die Gewährleistung der Rettungssicherheit. Es | |
| müsse vermieden werden, dass sich die Feuerwehr „mit ihren großen, schweren | |
| Löschfahrzeugen erst Platz verschaffen muss“, heißt es in dem Dokument. | |
| Reguläre Parkmöglichkeiten sollen nicht eingeschränkt werden. Trotzdem | |
| werde der Parkdruck steigen, da weniger Autos in den betroffenen Straßen | |
| abgestellt werden könnten. Das könne unter anderem dazu führen, dass | |
| Menschen ihr Privatauto abgeben oder eine eigene Garage mieten. | |
| Die Behörde plant aber, die Einrichtung von Quartiersgaragen in Stadtteilen | |
| mit hohem Parkdruck zu prüfen. Auch die Nutzung von privaten und | |
| halböffentlichen Parkflächen wie vor Supermärkten solle untersucht werden. | |
| Das alles wird dann kostenpflichtig sein. | |
| ## Gelbe Karte, Bußgeld, notfalls Abschleppen | |
| Was genau können Parkende in den betroffenen Straßen nun erwarten? Bis Ende | |
| November sollen die Anwohner*innen der ersten 13 Straßen informiert | |
| werden, schreibt der Sprecher von Ünsal der taz. „Falschparker erhalten | |
| zunächst eine gelbe Karte, nach zwei Wochen können dann Bußgelder fällig | |
| werden oder die Fahrzeuge notfalls auch abgeschleppt werden.“ | |
| Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Bremen (ADFC) findet den Plan gut. | |
| „Jedoch sollten neben der Rettungssicherheit auch die Verkehrssicherheit | |
| und die Barrierefreiheit im Fokus stehen“, sagt Geschäftsführer Sven | |
| Eckert. Denn oft blieben Zufußgehenden und Radfahrenden nur das Ausweichen | |
| auf die Fahrbahn. „Damit einher geht ein nicht zu unterschätzendes | |
| Sicherheitsdefizit, Komfortverlust und Fahrzeitverlängerung.“ | |
| Und für Menschen mit Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen sei ein | |
| Ausweichen nicht möglich. Durch die Beparkung sei ebenfalls die | |
| „Sichtbeziehung der Verkehrsteilnehmenden eingeschränkt“, insbesondere | |
| Kinder seien hier stark gefährdet. | |
| 2019 hatten gleich mehrere Bremer*innen aus besonders betroffenen | |
| Stadtteilen vor dem Verwaltungsgericht gegen die Behörde der damals noch | |
| grünen Verkehrssenatorin Maike Schaefer geklagt, weil diese ihren Antrag | |
| abgelehnt hatte, in dem die Betroffenen ein Einschreiten gegen das | |
| aufgesetzte Parken fordern. | |
| [2][Sie bekamen Recht], nach dem Einlegen der Revision durch die Behörde | |
| auch in der nächsten Instanz. Das Oberverwaltungsgericht hat die | |
| Entscheidung des Verwaltungsgerichts dann bestätigt, der Behörde aber ein | |
| größeres Ermessen bei der Umsetzung ihrer Maßnahmen eingeräumt. | |
| Dagegen wurde wieder Revision eingelegt – von beiden Parteien. Den | |
| Kläger*innen missfiel der große Spielraum. Senatorin Schaefer, deren | |
| Partei das Gehwegparken konsequent unterbinden will, wollte das Thema auf | |
| die bundespolitische Tagesordnung heben. Denn auch andere Städte leiden | |
| unter dem illegalen, aber oftmals geduldeten Gehwegparken. | |
| Das Oberverwaltungsgericht Bremen bestätigte, dass beide Anträge an das | |
| Bundesverwaltungsgericht weitergeleitet und die Sache damit abgegeben | |
| wurde. Nicht nur Bremen wartet inzwischen auf das Urteil aus Leipzig. | |
| Danach wird feststehen, welche Rechte Anwohner*innen beim Kampf gegen | |
| Autos auf ihrem Fußweg haben. | |
| 9 Nov 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Alina Götz | |
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