| # taz.de -- Streit um Gehweg-Parken: StVO gilt künftig auch in Hamburg | |
| > Der Bezirk Nord will das verbotene Parken von PKW auf Gehwegen konsequent | |
| > verfolgen. Anwohner:innen fürchten um Parkplätze. | |
| Bild: Auch in Hamburg illegal, demnächst sogar strafbewehrt: aufgesetztes Park… | |
| Hamburg taz | Eigentlich ist die Straßenverkehrsordnung an diesem Punkt | |
| eindeutig. Wo es nicht explizit erlaubt ist, wird für PKW-Parken auf dem | |
| Gehweg mit zwei Reifen ein Bußgeld von mindestens 55 Euro verhängt. In der | |
| Praxis verhält es sich jedoch anders: Im Hamburger Stadtgebiet ist das | |
| Parken halb auf der Straße und halb auf dem Gehweg gängige Praxis und wird | |
| von den Behörden bislang weitestgehend geduldet. So entstehen zwar mehr | |
| Parkplätze, jedoch zulasten von Fußgänger:innen mit Kinderwagen, | |
| Rollator oder Menschen im Rollstuhl, die zwischen PKW und Hauswand nicht | |
| mehr durchkommen. | |
| Auch in Bremen ist das unerlaubte [1][aufgesetzte Parken gängige Praxis], | |
| das Oberverwaltungsgericht hat dies jetzt aber kritisiert: Die Behörden | |
| müssen in Zukunft auf die Beschwerden der Anwohner:innen reagieren. Wie | |
| genau, das will die Stadt erst nach Veröffentlichung der Urteilsbegründung | |
| in den kommenden Wochen entscheiden. Der Fall hat jedoch jetzt schon Wellen | |
| geschlagen und auch die Diskussion in Hamburg weiter entfacht. Der Leiter | |
| des Bezirksamts Nord, [2][Michael Werner-Boelz (Grüne)], fordert eine | |
| konsequente Ahndung des aufgesetzten Parkens. | |
| Im Stadtteil Hoheluft-Ost soll, so der Plan der Bezirksverwaltung, in der | |
| Husumer Straße und im Abendrothsweg durch bauliche Maßnahmen das Parken | |
| entgegen der Straßenverkehrsordnung unterbunden werden. „Konkret geht es um | |
| Fahrradbügel, Poller und Ähnliches“, sagt Michael Werner-Boelz gegenüber | |
| der taz. Vorausgegangen war ein einstimmig erfolgter Beschluss des | |
| Regionalausschusses Eppendorf-Winterhude im November 2021, der das | |
| Bezirksamt zur Beendigung des regelwidrigen Querparkens aufgefordert hatte. | |
| Doch einigen Anwohner:innen sind die geplante Umgestaltung und die | |
| Durchsetzung der Straßenverkehrsordnung ein Dorn im Auge. Eine Petition mit | |
| 646 Unterstützer:innen fordert die Beibehaltung des Querparkens, da | |
| ansonsten von bisher 243 nur noch 134 Parkplätze zur Verfügung stünden. „Es | |
| entfällt kein vormals legaler Parkplatz“, entgegnet Michael Werner-Boelz. | |
| „Wir haben im Zuge der Maßnahme auch Bewohnerparken in Hoheluft-Ost | |
| eingeführt, das reduziert den Parkdruck zusätzlich.“ | |
| Im Vorfeld habe man Vorschläge von Bürger:innen gesammelt und im | |
| öffentlichen Regionalausschuss die Umgestaltung der Parkflächen diskutiert. | |
| Nun habe man die Planungen noch einmal angepasst. „Die Anwohner:innen | |
| hatten in den vergangenen Monaten die Gelegenheit, ihre Anmerkungen zu den | |
| Planungen einzubringen“, sagt Bezirksamtsleiter Werner-Boelz. Nun könne der | |
| Fußverkehr gestärkt werden. „Die Umsetzung ist ein wichtiger Schritt nicht | |
| nur für die Verkehrswende, sondern vor allem für mehr Gerechtigkeit im | |
| Straßenverkehr, da insbesondere Mobilitätseingeschränkte davon profitieren | |
| werden.“ | |
| ## Kein Recht auf Parkplatz | |
| Tatsächlich besteht kein Recht auf einen öffentlichen Parkplatz in | |
| unmittelbarer Nähe zum Wohnort, Ausnahmen für bestimmte Personengruppen | |
| ausgenommen. In Hamburg nehmen alle rund 813.000 angemeldeten PKW eine | |
| Fläche von fast neun Quadratkilometern ein – so viel wie ein | |
| 5-Etagen-Parkhaus über die gesamte Alster-Fläche. | |
| Nur 60 Prozent der PKW werden dabei täglich genutzt, die durchschnittliche | |
| Nutzungsdauer beträgt 45 Minuten am Tag – 97 Prozent des Tages wird dann | |
| Parkraum in Anspruch genommen. Ein neuer hvv-Switch Carsharing-Parkplatz in | |
| der Husumer Straße soll im Zuge der Umgestaltung den Umstieg auf geteilte | |
| Mobilitätsformen erleichtern, auch eine neue Stadt-RAD-Station ist im | |
| Gespräch. | |
| Unterstützung erhalten die Pläne unter anderem vom [3][Interessenverband | |
| der Fußgängerinnen und Fußgänger FUSS e. V.]. „Wir fordern schon lange, | |
| dass das Gehwegparken unterbunden wird“, sagt Sonja Tesch vom FUSS e. V. | |
| Hamburg der taz. „Es gibt begrenzten Platz zwischen zwei Hauswänden, da | |
| sollte der nicht motorisierte Verkehr stärker priorisiert werden.“ Für | |
| Tesch stellen neben dem ohnehin regelwidrigen Querparken auch Parkplätze, | |
| die regelkonform auf dem Gehweg stehen, ein Problem dar: „Autos werden | |
| tendenziell immer größer und nehmen viel Raum ein, da wird der Platz auf | |
| dem Gehweg ziemlich eng.“ | |
| Auch auf Bundesebene rückt der Fußverkehr mehr in den Fokus, im | |
| Bundeshaushalt 2022 erhielt die beliebteste Fortbewegungsart erstmals | |
| dedizierte Fördermittel in Höhe von einer Million Euro für Modellprojekte | |
| und Umgestaltungen. | |
| 21 Jan 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Verkehrswende-in-Bremen/!5862328 | |
| [2] /Mehr-Platz-fuer-den-Radverkehr/!5740800 | |
| [3] /Fussgaengerinnen-in-Staedten/!5850620 | |
| ## AUTOREN | |
| Niklas Berger | |
| ## TAGS | |
| Verkehr | |
| Parkplätze | |
| Autoverkehr | |
| Hamburg | |
| Bundesverwaltungsgericht | |
| Gehwege | |
| Parkplätze | |
| Berlin-Mitte | |
| Verkehrswende | |
| Gehwege | |
| Parkplätze | |
| Inklusion | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Gericht stärkt Fußgänger: Das Recht, den Gehweg zu benutzen | |
| Das Bundesverwaltungsgericht gibt Bremer Fußgängern recht, die sich gegen | |
| zugeparkte Gehwege wehren. Auch andere Städte könnte das betreffen. | |
| Bremen will Rettungswege frei machen: Gelbe Karte für Gehwegparker | |
| Zwei Reifen auf der Straße, zwei auf dem Gehweg: Diese Art zu parken will | |
| Bremen nach und nach unterbinden. Ein Bundesurteil steht derweil noch aus. | |
| Privatunternehmen kassiert Parksünder ab: Kameraüberwachung auf dem Parkplatz | |
| In Bad Münder hat ein Unternehmen Kennzeichen-Scanner montiert, um | |
| Knöllchen an die Falschparker zu schicken. Das Vorgehen wird hitzig | |
| diskutiert. | |
| Lobbyarbeit für den Fußverkehr: Ein Mann für die Straße | |
| Roland Stimpel kämpft mit seinem Verein FUSS e. V. für die Rechte von | |
| Fußgänger*innen. Ein Spaziergang mit Hindernissen in Berlin-Mitte. | |
| Verkehrswende in Hamburg: Der Kfz-Verkehr wird weniger | |
| Die Hamburger Verkehrsbehörde registriert einen Rückgang des Kfz-Verkehrs | |
| und einen Anstieg des Fahrrad-Verkehrs. Der Senat will den Trend | |
| verstärken. | |
| Bremer Gerichsturteil zum Gehwegparken: Freie Bahn vor der eigenen Haustür | |
| Wegen zugeparkter Gehwege hatten Anwohner:innen gegen die | |
| Verkehrsbehörde geklagt. Ein Gericht entschied, dass sie ein Recht auf | |
| freie Wege haben. | |
| Klage gegen aufgesetztes Parken: Rechtsweg voller Hindernisse | |
| In Bremen verklagen Anwohner*innen die Stadt, damit sie Maßnahmen gegen | |
| das Gehwegparken ergreift. Die Klage bewegt sich auf neuem Terrain. | |
| Fehlende Barrierefreiheit in Bremen: Prädikat behindertenfeindlich | |
| Der Bremer Senat sieht „keinen Sanierungsstau“, wenn es um die | |
| barrierefreie Gehwege geht. Verein Selbstbestimmt Leben sieht „verheerende“ | |
| Zustände. |