| # taz.de -- Streit um Krisenverordnung: Druck auf Deutschland steigt | |
| > Am Donnerstag beraten die EU-Innenminister über einen Kompromiss in der | |
| > Flüchtlingspolitik. Die Krisenverordnung steht im Fokus der Debatte. | |
| Bild: Polen und Tschechien sind gegen die Grenzkontrollen, die Ministerin Nancy… | |
| Brüssel taz | Deutschland ist für seine harte Linie in der | |
| Flüchtlingspolitik unter Beschuss geraten. Das größte EU-Land müsse seinen | |
| Widerstand gegen die sogenannte [1][Krisenverordnung] im geplanten | |
| EU-Migrationspakt aufgeben und den Weg für eine Einigung freimachen, hieß | |
| es vor einem Treffen der Innenminister am Donnerstag in Brüssel. Auch die | |
| neuen [2][Grenzkontrollen zu Polen und Tschechien] sorgen für Ärger. | |
| Die Krisenverordnung sieht gemeinsame Regeln für den Fall vor, [3][dass | |
| Nicht-EU-Länder wie Belarus oder die Türkei gezielt Migranten in die EU | |
| schicken]. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) lehnt die Verordnung | |
| ab, da sie „Anreize für eine Weiterleitung großer Zahlen unregistrierter | |
| Flüchtlinge nach Deutschland“ geben könne. Neben Deutschland sagen auch | |
| Österreich und Tschechien „Nein“. | |
| Da Ungarn und Polen den gesamten Migrationspakt ablehnen und sich die | |
| Niederlande und die Slowakei enthalten, kommt bisher nicht die nötige | |
| qualifizierte Mehrheit für die Krisenregel zustande. Das Europaparlament | |
| nahm dies in der vergangenen Woche zum Anlass, um die Verhandlungen über | |
| das gesamte Migrationspaket auszusetzen. Die Innenminister müssen nun eine | |
| Lösung finden. | |
| ## Politische Einigung gesucht | |
| Der spanische EU-Vorsitz will am Donnerstag einen Kompromiss vorschlagen. | |
| Allerdings ist unklar, wie er aussehen könnte. Die EU-Kommission | |
| appellierte an den Ministerrat, den Streit schnell beizulegen. Dass es eine | |
| politische Einigung brauche, zeige auch die fortgesetzte | |
| Instrumentalisierung von Migranten durch Länder wie Belarus, sagte | |
| Kommissionschefin Ursula von der Leyen. | |
| Druck macht auch die konservative Europäische Volkspartei EVP. Deren Chef, | |
| der CSU-Politiker Manfred Weber, beschuldigte die deutschen Grünen, eine | |
| Einigung zu blockieren. Damit trügen sie große Verantwortung für den | |
| Rückenwind, den rechte Parteien in Europa verspüren, sagte Weber. „Wir | |
| stecken in einer neuen Flüchtlingskrise, alle Blicke richten sich auf | |
| Deutschland“, betonte er. | |
| Die Grünen im Europaparlament fordern dagegen ein Ende der Blockade im | |
| eigenen Haus. Das Parlament müsse jetzt an den Verhandlungstisch | |
| zurückkehren, sagte die Co-Fraktionsvorsitzende der Grünen, Terry Reintke. | |
| [4][Für Spannungen sorgen auch die Grenzkontrollen zu Polen und | |
| Tschechien], die Bundesinnenministerin Nancy Faeser am Mittwoch in Berlin | |
| angekündigt hat. Polen zeigte sich verärgert. Die EU-Kommission sagte, sie | |
| stehe in engem Kontakt mit der Bundesregierung. Normalerweise müssen | |
| Grenzkontrollen in Brüssel angemeldet werden. Sie stehen im Gegensatz zur | |
| allgemeinen Reisefreiheit im Schengenraum. Allerdings sind auch Ausnahmen | |
| möglich. | |
| 27 Sep 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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