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# taz.de -- Energiegewinnung der Zukunft: Träumen von der Kernfusion
> Im Forschungsausschuss des Bundestages äußern sich Experten positiv zu
> der Kernfusion. Doch die Probleme sind zahlreich.
Bild: Bettina Stark-Watzinger beim Besuch der Kernfusions-Forschungsanlage „W…
Berlin taz | Deutschland hat im Rennen um die Kernfusion als Energiequelle
der Zukunft gute Karten, aber es ist ein langer Weg dorthin. Diese
Auffassung vertraten am Mittwoch acht wissenschaftliche Experten in einer
Anhörung im Forschungsausschuss des Bundestages, die von der
[1][Unionsfraktion] beantragt worden war. Überwiegend wurde ein
funktionierender Fusionsreaktor zur Energiegewinnung frühestens in 20
Jahren erwartet.
Das Bundesforschungsministerium hatte kürzlich ein Förderprogramm von 370
Millionen Euro für die neue Variante der laserinduzierten Kernverschmelzung
gestartet. Bei einer weiteren Technik, der Kernfusion mittels
Magnetfeldern, habe sich Deutschland mit dem „Stellarator“-Versuchsreaktor
in Greifswald eine weltweite Spitzenstellung erarbeitet, berichtete der
Leiter des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik, Thomas Klinger.
Der Direktor der Bundesagentur für Sprunginnovationen, Rafael Laguna,
verwies darauf, dass jüngste Fortschritte bei Supercomputern, Laserdioden
oder Hochtemperatursupraleiter dazu geführt hätten, der Fusionsforschung
den Weg aus der Grundlagenforschung in die Anwendung zu ebnen. Daran sei
auch die Wirtschaft interessiert: „Weltweit haben 43 Fusions-Start-ups über
sechs Milliarden Dollar von privaten Investitionen eingesammelt und
arbeiten sehr zielgerichtet auf wettbewerbsfähige Fusionskraftwerke hin.“
Darunter befinden sich auch vier Gründerfirmen aus Deutschland, wie das
Münchner Start-up Marvel Fusion, das seinen ersten Prototypen eines
Laser-Fusionsreaktors für 130 Millionen Dollar in USA errichten wird. In
Deutschland fanden sich keine Finanziers dafür.
## Mindestens 20 Milliarden Euro an Investitionen
Nach Auffassung der Experten im Bundestag braucht es in Deutschland für die
nächsten 20 Jahre ein Investment von 20 Milliarden Euro, um
Forschungskapazitäten und ein funktionierendes „Innovations-Ökosystem“
zwischen Wissenschaft und Wirtschaft aufzubauen. So gebe es an deutschen
Hochschulen keinen einzigen Studiengang für Fusionstechnologie.
Die Bundesagentur für Sprunginnovationen fördert laut Laguna die
Entwicklung von Lasertechnologie für die Fusionsenergiegewinnung mit
insgesamt 90 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren. Nach Aussage des
SPD-Abgeordneten Holger Mann könnten in ferner Zukunft weltweit 5.000
Fusionskraftwerke benötigt werden, um den steigenden Strombedarf zu decken.
[2][Doch die Technologie birgt zahlreiche noch ungelöste Probleme, wie etwa
der Fusionsreaktor Iter in Frankreich zeigt]. So fehlt es beispielsweise an
einem geeigneten Material für die innerste Reaktorschicht. Außerdem ist
Tritium, eines der zwei Ausgangsisotope der Kernfusion, knapp. Wie sich die
Fusionsförderung zum Ausbau der erneuerbaren Energien als zentralem Hebel
für die Energiewende verhält, wurde von Wissenschaftlern und Politikern im
Ausschuss nicht diskutiert.
Auffallend war, dass [3][FDP-Forschungsministerin] Bettina Stark-Watzinger
am Vortag eine Imagekampagne zu den „Zukunftsenergien“ grüner Wasserstoff
und Fusion gestartet hatte. Vergleichbare Kampagnen für die verstärkte
Forschung zu Solar- und Windenergie, von deren schneller Verbreitung die
Klimaziele der Bundesregierung abhängen, gibt es dagegen nicht.
28 Sep 2023
## LINKS
[1] /Umgang-der-Union-mit-der-AfD/!5960447
[2] /Energie-durch-Kernfusion/!5707537
[3] /Bundesweiter-Bildungsprotest/!5961652
## AUTOREN
Manfred Ronzheimer
## TAGS
Forschungsreaktor
Energiewende
Kernenergie
Energiequellen
Schwerpunkt Atomkraft
Atommüllentsorgung
Wissenschaft
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