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# taz.de -- Unterbringung von Flüchtlingen in Berlin: Eine „Kleinstadt“ in…
> Das Ankunftszentrum Tegel wird massiv ausgebaut: 7.100 Ukrainer und
> Asylbewerber sollen hier bald leben – und nicht nur für ein paar wenige
> Monate.
Bild: Geflüchtete auf dem Basketballfeld des Ankunftszentrums Tegel
Berlin taz | Die „nackte Wahrheit“ will der Staatssekretär für Soziales,
Aziz Bozkurt, am Mittwoch den Journalist*innen zeigen, „keine schönen
Bilder“. Der SPD-Politiker steht auf früheren Parkplätzen des früheren
Flughafens Tegel – ein großer Pressetross umringt ihn. Sogar die New York
Times will sich ansehen, wie die „Flüchtlingskrise“ in der deutschen
Hauptstadt gemanagt wird. Und wieder einmal zeigen sich Politik und
Verwaltung zupackend: Hinter dem Terminal C mit dem „Ankunftszentrum
Ukraine“ herrscht geschäftiges Treiben, Bauarbeiter der Messe Berlin ziehen
sogenannte Leichtbauhallen hoch, beheizbare Riesenzelte mit Fußboden.
Neun davon nebeneinander sollen hier an der „Erweiterung Ost“ bis Ende
Oktober stehen, je drei ergeben einen „Hallen-Komplex“ – Schlafplätze f�…
weitere 2.100 Flüchtlinge. Tegel, so Bozkurt, werde bald Platz für 7.100
Menschen haben, „eine richtige Kleinstadt“.
Seit gut einem Jahr kommt Berlin mit der Unterbringung von Geflüchteten
nicht mehr hinterher. Der Zugang von Asylsuchenden hat laut
Landesflüchtlingsamt (LAF) 2023 gegenüber dem Vorjahr um 32 Prozent
zugenommen. Bis September wurden knapp 12.000 Menschen nach Berlin
verteilt. Weil es für sie keine Plätze mehr in Heimen gibt, werden auch sie
seit voriger Woche in Tegel untergebracht, 1.000 Asylbewerber*innen
leben hier jetzt.
Dazu hat Berlin seit Jahresbeginn knapp 12.000 Ukrainer*innen
aufgenommen (2022 waren es 68.000), von ihnen leben aktuell 3.100 in Tegel
– manche bereits seit November 2022. In der ersten Oktoberwoche wurden laut
LAF 424 Asylbewerber*innen nach Berlin verteilt, dazu 350
Ukrainer*innen. Rechnet man das hoch, braucht Berlin bis Jahresende 8.000
weitere Plätze.
## Die „Lüge“ vom Übergangsort
Bozkurt gibt sich zuversichtlich, dass Berlin das schafft. Das LAF habe
1.500 Plätze in Hotels und Hostels „vertraglich sicher“, erklärt er. Zudem
würden in Tegel noch zwei ehemalige Freizeithallen zu Schlafhallen umgebaut
– weitere 760 Betten, die ab Freitagabend bezugsfertig seien.
[1][Die beengten Verhältnisse, die fehlende Privatsphäre, das
Kantinenessen] – das alles sei nicht schön, gibt der Staatssekretär zu. Man
biete hier nur „das Nötigste, das Schnellste, das wir hinbekommen“,
angesichts der hohen Zuzugszahlen. Und, auch das gehört zur „nackten
Wahrheit“, die er aussprechen will: Man müsse wegkommen von der „Lüge“,
dass Tegel ein Übergangsort für wenige Wochen oder Monate sei. Daher
brauche es hier „soziale Infrastruktur“, so Bozkurt, vor allem einen
„Zugang zu Bildung“.
Was genau damit gemeint ist, bleibt unklar. Das „Brückenangebot“, von dem
er spricht, gibt es bereits, es ist eher ein Beschäftigungsangebot für die
derzeit 350 Schulkinder als richtige Schule. Dazu will Bozkurt ein vages
„Andocken“ an die Anna-Lindh-Schule in der Nähe. „Kinder haben ein Recht,
Schule zu genießen.“ Und dann sagt er doch wieder: „Aber dies hier ist nur
ein Übergang.“
Das Problem bleibt: Wie lange die Menschen hier bleiben müssen, bis sie
eine richtige Unterkunft, gar eine Wohnung bekommen, kann Bozkurt nicht
sagen. „Dafür müssen wir jetzt weiter planen.“
11 Oct 2023
## LINKS
[1] /Notunterkunft-fuer-Ukrainerinnen/!5916638
## AUTOREN
Susanne Memarnia
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